Frauenporträts von Leonardo da Vinci
Gemälde

Die 4 einzigen Frauenporträts von Leonardo da Vinci im Überblick

Die Lebensgeschichte und das Werk von Leonardo da Vinci wurden von Kunsthistorikern genau analysiert. Trotzdem birgt seine Biografie noch immer einige Geheimnisse. Eines davon ist die Tatsache, dass vier seiner fünf ihm zugeschriebenen Porträts Abbildungen von Frauen sind. Welche Frauenporträts von Leonardo da Vinci gemalt wurden und welche Bedeutung ihnen beigemessen wird, erfährst du in dieser Übersicht.

Geschichtliche Einordnung der Frauenporträts von Leonardo da Vinci

Die Künstler der Renaissance vor Leonardo da Vinci malten Porträts meist aus einem dieser zwei Gründe:

  1. 1
    Als Darstellung des Status des Mannes
  2. 2
    Als Zurschaustellung der Schönheit der Frau

Die Frauenporträts von Leonardo da Vinci waren hingegen die ersten ihrer Art, die nicht nur die reine Schönheit der Frau, sondern auch ihre Persönlichkeit und ihre individuellen Eigenschaften präsentierten. Leonardos Porträts zeigten, dass das weibliche Geschlecht viel mehr als nur ein Symbol der Schönheit ist.

Seine innovativen handwerklichen Techniken, mit der er seine Frauenbildnisse malte, halfen ihm dabei, die Individualität der Frau abzubilden. Ihr Gesichtsausdruck, die Intensität ihrer Aura und die Körpersprache der Abgebildeten wurden über die bloße Schönheit gestellt.

In seinem Traktat über die Malerei Trattato della pittura erläutert Leonardo unter anderem spezifische Richtlinien für die Darstellung der weiblichen Gestalt.

MehrDie Maltechniken von Leonardo da Vinci verstehen

Ginevra de' Benci, zwischen 1474–1478

Bildnis der Ginevra de' Benci, 1474–1478

Bildnis der Ginevra de' Benci, 1474–1478

Leonardo malte das Ölgemälde der jungen Ginevra de’ Benci in einer Zeit, als die Ölfarbe als Malmedium in Italien noch eine Neuheit war. Es ist Leonardos erstes Porträt in Öl, das heute noch erhalten ist.

Obwohl Ginevra die Tochter einer reichen florentinischen Bankiersfamilie war, kleidete da Vinci sie in einfache Kleidung, damit der Betrachter seine gesamte Aufmerksamkeit auf das Gesicht der jungen Frau richten konnte.

Der Gesichtsausdruck der Ginevra wirkt nicht besonders begeistert. Ihre Mundwinkel fallen herab und ihre Augen sind nur leicht geöffnet. Kunsthistoriker haben ihre Mimik als Hinweis darauf gedeutet, dass sie mit der bevorstehenden Heirat nicht glücklich ist, zu dessen Anlass das Gemälde in Auftrag gegeben wurde.

Auf der Rückseite der Holztafel befindet sich ein weiteres Gemälde von Leonardo, das drei verschiedene Zweige und den lateinischen Schriftzug „Virtutem Forma Decorat" zeigt. Sinngemäß ins Deutsche übersetzt bedeutet der Spruch „Schönheit erhöht den Glanz der Tugend“.

Unter den vier Frauenporträts von Leonardo da Vinci ist das der Ginevra insofern von großer Bedeutung, dass es wegweisend die Techniken der Malerei zur Schau stellt, die erst einige Zeit später bei anderen Künstlern der Renaissance beliebt wurden.
Das Sfumato, mit dem da Vinci dem Gesicht der Ginevra Plastizität verleiht und eine neue Form der naturalistischen Malerei einleitet, markiert einen Wendepunkt in der Renaissancekunst. Auch scheint eine idealisierte Schönheit der jungen Frau nicht im Vordergrund zu stehen. Stattdessen wirkt es so, als betonte Leonardo ihren Missmut über ihre frühe Verheiratung, der in ihrem wenig begeisterten Gesichtsausdruck zu erkennen ist.
Leonardo da Vinci Farben

Leonardo da Vinci, Dame mit dem Hermelin, 1489, 1490

Das erste Frauenporträt Leonardos in Mailand entstand um 1489 und zeigt wohl die junge Cecilia Gallerani, heute besser bekannt als die Dame mit Hermelin.

Es unterscheidet sich vom Bildnis der Ginevra vor allem dadurch, dass Leonardo nun verstärkt Bildsymbole in seine Werke integrierte, die als bestimmte Botschaften gedeutet werden können. Hier erhält das Bild der Frau und ihres Hermelin auch einen symbolischen Wert, der die Qualitäten einer kultivierten Frau repräsentiert.

Cecilia Gallerani war die Geliebte des Herzogs von Mailand Ludovico Sforza und es wird angenommen, dass das Tier sinnbildlich für den Herzog steht. Das Hermelin war das Wappentier von Sforza. Die kontrollierende Geste, die die junge Frau über den Körper des Tieres hat, deutet auf ihre Dominanz über Ludovico hin.

Erst mit modernen Hilfsmitteln hat ein Forscher herausgefunden, dass Leonardo das Porträt in drei verschiedenen Phasen malte.

In der ersten Phase malte er die Frau ganz ohne Hermelin. Erst in den Phasen zwei und drei malte er das Tier und passte seine Größe an.

Mona Lisa, 1502 - 1506

Mona Lisa Leonardo da Vinci Werke

Leonardo da Vinci, Mona Lisa, ca. 1502 - 1506

Das wahrscheinlich berühmteste Porträt der Welt war eines von Leonardos Lieblingsbildern, das er bis zu seinem Tod bei sich behielt.

Heute wirkt das Gemälde in seinen matten Braun- und Gelbtönen eher trüb. Es ist möglich, dass das Gemälde einst heller und bunter war, als es heute erscheint. Beispielsweise könnte ursprünglich ein ähnliches farbliches Schema verwendet worden sein, wie es heute noch bei der Mona Lisa von da Vincis Schüler zu sehen ist, die im Prado in Madrid ausgestellt ist. 

Dennoch fasziniert die junge Frau die Betrachter im Louvre mit einem meisterhaft ausgeführten Sfumato Leonardos, das die Grundlage für den weltbekannten Gesichtsausdruck von emotionaler Mehrdeutigkeit, das rätselhafte Lächeln und den mysteriösen Blick bildet.

Heute geht man davon aus, dass es sich bei der Dame um Lisa del Giocondo (geb. Lisa Gherardini) handelt, die den reichen Seidenhändler Francesco del Giocondo heiratete und mit ihm fünf Kinder hatte.

Leda mit dem Schwan, vor 1510

Frauenporträts von Leonardo da Vinci

Kopie nach da Vinci, wahrscheinlich Sonoma, 1510-15

Leonardo malte nicht nur Porträts ausdrucksstarker Frauen, er gab auch ihren Körpern eine Gestalt und erweckte das Konzept der erotischen Frau. Leda mit dem Schwan ist einer der provokantesten Akte, die jemals von ihm gemalt wurde.

Auch wenn es als gesichert gilt, dass da Vinci Leda mit dem Schwan nicht nur in Skizzen gezeichnet, sondern auch als Gemälde gemalt hatte, sind heute nur noch die Studien des Meisters vorhanden.

Das Originalgemälde wurde noch im Jahr 1692 in der Bestandsliste des Schloss Fontainebleau erwähnt, danach verliert sich leider die Spur.

Die Darstellungen der Leda anderer Künstler aus dieser Zeit sind wahrscheinlich als Kopie des Originals von da Vinci ausgeführt worden. Mehrere Kopien aus der Zeit ähneln sich in ihrer Komposition stark, wodurch man Rückschlüsse auf ein ähnliches Werk von da Vinci ziehen kann.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

2 Kommentare

  • Sehr anschaulich und gut geschrieben!
    Mit guten links
    Lese daskreativeuniversum sehr gerne
    ❣️👍☺️🖖🦋

    • Hallo Ramona, das ist ganz lieb von dir! Über solche Kommentare freue ich mich ganz besonders und sie motivieren unheimlich, weiterzumachen! Viele Grüße 🙂 Lenny

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