Der Kontrapost (ital. contrapposto „Gegensatz, -stück“) beschreibt eine bestimmte Haltung, bei dem das Körpergewicht auf ein Standbein verlagert wird, während das zweite Bein entspannt ist. Diese klassische Pose sorgt dafür, dass die Hüfte und die Schultern der Person in entgegengesetzten Winkeln zueinander stehen, was zu einer leichten Krümmung des gesamten Oberkörpers führt.
Der Kontrapost war eine überaus bedeutende Entwicklung der Bildhauerei in der westlichen Kunst. Erstmals wurde der menschliche Körper dazu genutzt, eine Stimmung auszudrücken und Dynamik in die Haltung zu integrieren. Die ausgewogene, harmonische Pose des Kritios-Knabens deutet einen ruhigen und entspannten Geisteszustand an, eine Gleichmäßigkeit des Temperaments, die Teil des damaligen Idealbildes des Menschen war.
Seit diesem Zeitpunkt beschäftigten sich griechische Bildhauer damit, wie der Körper die ganze Vielfalt der menschlichen Emotionen vermitteln konnte, bis hin zu den verzweifelten Qualen der Laokoon-Gruppe in der hellenistischen Periode im 1. Jahrhundert n.Chr.
Die gotische Skulptur bewahrte gelegentlich die Idee eines tragenden und eines entspannten Beins und veränderte sie so, dass die Figur aus dem Boden zu steigen schien und nicht mehr nur auf ihm ruhte.
Italienische Renaissance-Künstler wie Donatello und Andrea del Verrocchio haben die klassische Formel wiederbelebt, ihr die Bezeichnung contrapposto verliehen und die Ausgestaltung durch wissenschaftliche anatomische Studien bereichert.
Beispiele für den Kontrapost in der Kunst
Venus von Milo, 101 v. Chr.
Michelangelo, Davidskulptur, 1501 - 1504
Michelangelos David ist das perfekte Beispiel für den Kontrapost in der Bildhauerei der Renaissance.
Man sieht leicht, warum der Kontrapost als perfekte Pose für die menschliche Figur angesehen wurde. Die Haltung wirkt gleichzeitig natürlich und entspannt, während eine Bewegung des Körpers in der Vergangenheit oder in der Zukunft impliziert wird.