Sgraffito in der Malerei Titelbild
Malerei

Wie du das Sgraffito in der Malerei einsetzen kannst, um Textur und Tiefe zu kreieren

Ausschnitt eines Gemäldes von Cy Twombly | Foto: Renaud Camus / Flickr / CC BY 2.0

Das gute, alte Sgraffito. Wenn du dachtest, dass das Haarbüschel die einzige Stelle deines Pinsels sei, die du in Farbe tauchen kannst, liegst du falsch. Beim Sgraffito in der Malerei geht es darum, mit einem festen Gegenstand Motive in deinen Malgrund einzuritzen. Mit einem Pinsel klappt das in der Malerei hervorragend. 

In der Keramik ist der Begriff ebenso verbreitet. Hier wird ein spezielles Kratzwerkzeug verwendet, um die Glasur des Tons zu kratzen und so Muster zu erzeugen.

Der Begriff Sgraffito kommt vom italienischen Wort „sgraffire“, was wörtlich "kratzen" bedeutet. Bei der Technik geht es darum, in eine Schicht aus noch feuchter Farbe zu kratzen, um aufzudecken, was darunter liegt. Das mag eine getrocknete Farbschicht oder die weiße Leinwand sein.

Sgraffito Keramik

Beispiel eines Sgraffito auf Keramik | Foto: grizzlymountainceramics / Flickr

Was brauchst du für ein Sgraffito in der Malerei

Jeder Gegenstand, mit dem du eine Linie in die Farbe kratzen kannst, kann für das Sgraffito verwendet werden. Das "falsche Ende" eines Pinsels ist perfekt. Andere Möglichkeiten sind die Spitze eines Malmessers, eine Gabel oder in der Not auch ein langer Fingernagel.

Beschränke dich nicht nur auf das Kratzen einer dünnen Linie. Du kannst die Technik anwenden, um weiße Akzente in deinem Gemälde zu setzen, indem du die Leinwand an dieser Stelle freilegst. Bewährt hat sich das beispielsweise im Funkeln der Augen, bei einer Reflexion auf Glas und bei der direkten Darstellung von Licht.

Genauso gut kannst du mit der Technik abstrakt arbeiten und eine weitere Dimension auf deine Leinwand zaubern. Bekannte Kunstwerke in dieser Technik stammen unter anderem von Cy Twombly, der seine Arbeiten regelmäßig übermalte, freilegte und anschließend freikratzte.

Die Sgraffito Malerei in unterschiedlichen Farbmedien

In den nachfolgenden Abschnitten findest du einige Tipps, wie du das Sgraffito in der Malerei mit verschiedenen Medien verwenden kannst.

Sgraffito mit Öl- und Acrylfarbe

Mit diesen zwei Farbmedien gibt es eine Grundregel, die du befolgen solltest. Die Farbschicht, die du mithilfe der Technik freilegen willst, muss vollständig trocken sein. Erst dann trägst du die oben liegende Farbschicht auf, die du an den Stellen deiner Wahl im noch feuchten oder halbtrockenen Zustand abkratzt. Ansonsten wirst du beide Farbschichten abschaben oder sie miteinander vermischen, was schnell zu einem Durcheinander führen kann.

Die Technik des Sgraffito in der Malerei ist besonders effektiv bei einem kräftigen Impasto wie es Van Gogh schon nutzte. Hier kann das Abkratzen eine weitere Texturebene aufdecken und die Kontraste erhöhen.

Ebenso sind diese Farbarten gut geeignet, um im Sgraffito Schriftzüge auf die Leinwand zu bringen. Da die Farben so deckend sind, kannst du mit sehr feinem Werkzeug hauchdünne Buchstaben ausarbeiten, die du so präzise nie mit einem Pinsel hinbekommen würdest.

Sgraffito mit Aquarellfarben

Sgraffito auf Papier funktioniert anders als Sgraffito auf Leinwand, weil die Farbschicht so dünn ist, dass man sowohl das Papier als auch die Farbe beschädigen kann, wenn man unvorsichtig ist. Wenn du die Oberfläche des Papiers zerkratzt oder eindrückst, wird sich die nasse Farbe darin sammeln, anstatt das Weiß des Papiers freizulegen. Wenn die Farbe zu trocknen beginnt, fließt weniger an die betreffende Stelle.

Die Verwendung eines Messers, einer scharfen Klinge oder eines Schleifpapiers zum Kratzen der Oberfläche von Aquarell kann sehr effektiv sein, um eine Textur zu erzeugen und nasse Farbe von ihrer Fläche zu verschieben.

Haare mit Sgraffito malen

Sgraffito kann sehr effektiv sein, um Haare darzustellen. Je nachdem, welche Größe dein Markierwerkzeug hat, kannst du unterschiedlich fein ritzen. Mit einer Messerspitze erhältst du sehr feine Linien, die die Dicke eines einzelnen Haares haben. Breitere Werkzeuge wie das hölzerne Ende des Pinsels tragen größere Flächen auf einmal ab. Hier kannst du eine ganze Strähne mit einem Wisch freilegen. Generell eignet sich die Sgraffito-Methode, um Textur in dein Kunstwerk zu bringen.

Bei einer gröberen Leinwand kannst du die Technik verwenden, um die obere Farbschicht abzutragen. In den niederen Bereichen der Leinwand wird sich die Farbe sammeln und zurückbleiben. Wenn die Farbe noch nass ist, kannst du sie mit einem Tuch auch in diesen Tälern aufwischen. Wenn sie bereits getrocknet ist, brauchst du ein Lösungsmitttel, um die Farbe zu verflüssigen und anschließend aufwischen zu können.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.