Fotografie

Mach’ mehr aus deinen Porträts – 14 Tipps zur Porträtfotografie

PorträtfotografieFoto: Eva_blanco / Shutterstock.com

In diesem Artikel dreht sich alles um die Porträtfotografie. Du erhältst 14 Tipps, wie du deine Porträtaufnahmen auf ein neues Level bringst.

Dazu gehören die wichtigsten Kameraeinstellungen für Porträts, empfehlenswertes Zubehör und grundlegende Tipps zur Fotografie mit einem Modell.

1. Manuelle Belichtungskorrektur verwenden

Manuelle Belichtungskorrektur

Foto: Pepgooner / shutterstock.com

Das Messsystem deiner Kamera spielt eine wichtige Rolle bei der Bildaufnahme. Es wird berechnet, wie viel Licht in die Kamera eindringen soll, um eine optimale Belichtung zu erzielen. Das System ist zwar ziemlich schlau, aber nicht völlig narrensicher.

Das Problem bei Mehrzonen-Messsystemen besteht darin, dass sie von einem durchschnittlichen Messwert ausgehen. Dieser Messwert wird als Mittelton, also auf halbem Weg zwischen Weiß und Schwarz, gewählt.

Meistens erzeugt diese Annahme tatsächlich das optimale Belichtungsergebnis, aber eben nicht immer. Wenn ein Bild sowohl von extremer Helligkeit als auch von extremer Dunkelheit beherrscht wird, ist ein mittlerer Belichtungswert die falsche Lösung und das Bild wird nicht gelingen.

Bei der Porträtfotografie können helle Hauttöne die Kamera schnell in die Überbelichtung treiben. Das wirst du beispielsweise dann merken, wenn Fotos des ganzen Gesichts geknipst werden und hohe Kontraste zwischen der Haut und den Haaren des Modells existieren. Auch in der Hochzeitsfotografie mit viel Weiß ist dieses Problem ein häufiges Phänomen.

Dies kann jedoch mit den Steuerelementen der Belichtungskorrektur deiner Kamera schnell korrigiert werden. Versuche zunächst, eine Raste der positiven Belichtungskorrektur einzuschalten, um die Gesichter der Personen aufzuhellen. Überprüfe anschließend deine Aufnahmen und falls du denkst, dass sie weiter aufgehellt werden müssen, solltest du um eine weitere Raste deiner Belichtungskorrektur drehen.

2. Manuelle Blendenregelung

Blendeneinstellung

Foto: Noor Haswan Noor Azman / shutterstock.com

Bei der Porträtaufnahme ist es am besten, eine weit geöffnete Blende (ca. f/2,8-f/5,6) einzustellen, um eine geringe Tiefenschärfe einzufangen, so dass der Hintergrund hinter dem eigentlichen Motiv schön verschwommen ist und sich besser abhebt.

Spezielle Portraitobjektive haben in der Regel noch größere maximale Blendenbereiche (von f/1,4 bis f/2,8), um Hintergründe stärker zu verwischen.

3. Verschlusszeiten-Einstellungen

Bei der Einstellung der Verschlusszeit ist die Brennweite des Objektivs zu berücksichtigen, da sonst Verwacklungen und damit verschwommene Bilder zu einem Problem werden.

Im Allgemeinen gilt, dass die Verschlusszeit höher sein muss als die effektive Brennweite. Verwende beispielsweise bei einer Brennweite von 200 mm eine Verschlusszeit von 1/250 Sekunden oder eben noch kürzer (1/400), (1/500).

Das bedeutet auch, dass du mit einem Weitwinkelobjektiv mit längeren Verschlusszeiten davonkommen kannst, wenn du dich an die Regel hältst. Bei einer Brennweite von 18mm könntest du beispielsweise eine Verschlusszeit von 1/20 Sekunde wählen, ohne, dass das Bild verwackelt.

Auch wenn es nicht hilfreich ist, wenn sich dein Motiv schnell bewegt, solltest du nicht vergessen, das Anti-Verwacklungssystem zu aktivieren. Während einige Kamerasysteme dies um den Sensor herum eingebaut haben, bevorzugen andere Hersteller das System im Objektiv selbst. Der Vorteil an letzterem System ist, dass du den Effekt im Sucher in Echtzeit verfolgen kannst.

Nicht jedes Objektiv verfügt über diese Technologie, aber wenn du sie hast, solltest du sie auch einsetzen. Auf diese Weise kannst du im Handheld mit viel kürzeren Verschlusszeiten fotografieren, als du es sonst normalerweise tun würdest, ohne die Bildqualität zu beeinträchtigen.

4. Erhöhe die ISO

Menschen bewegen sich viel, während sie fotografiert werden. Bei einer Porträtaufnahme kann schon ein Blinzeln darüber entscheiden, ob ein Foto gelungen ist oder nicht.

Um dieses Problem der Bewegungsunschärfe zu vermeiden, solltest du eine kurze Verschlusszeit wählen. Dies wird tendenziell auch dazu beitragen, scharfe Aufnahmen zu gewährleisten und Verwackelungen zu vermeiden, wenn du die Kamera in der Hand hältst und die eigenen Bewegungen des Arms keinen Einfluss auf das Ergebnis haben sollen.

Wenn du dich im Blendenprioritätsmodus befindest und deine Blendenweite nicht verringern willst, solltest du zur Verringerung der Verschlusszeit lediglich die ISO erhöhen (z.B. von ISO100 auf ISO400).

Bei schlechtem Licht solltest du möglicherweise auf ISO1.600, 3.200 oder sogar 6.400 erhöhen. Etwas Körnung ist schließlich besser als ein vollkommen verschwommenes Bild, mit dem du gar nichts anfangen kannst.

5. Das richtige Objektiv wählen

Objektiv Porträt Fotografie

Das Objektiv hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Ergebnis deiner Porträtfotos. Ein Weitwinkelobjektiv ist dann die richtige Wahl, wenn du mehr Kontext in das Bild holen willst und einen beinahe surrealistischen Effekt erzielen möchtest. Ein 24 oder 28mm Objektiv hilft dir, genau diese Wirkung zu erreichen.

Bei einem mittleren Telephoto, beispielsweise ein 85 oder 105 mm, steht dein Subjekt stärker im Mittelpunkt der Szene, wobei der Hintergrund eine geringere Wichtigkeit einnimmt als bei einer Weitwinkelaufnahme.

Ein Objektiv mit einer Brennweite von mehr als 105 mm, beispielsweise 200mm, ist am besten für Headshots in der Porträtfotografie geeignet. Die Bildwirkung für diesen Ausschnitt ist hervorragend. Mit einem 200mm Objektiv fällt dir auch das Freistellen deines Modells leicht, da der Hintergrund sehr unscharf werden kann.

6. Spannende Kompositionen wählen

Mach es dir nicht zu einfach mit deinen Kompositionen. Die Zeiten, in denen sich der Fotograf zurücklehnte und einfach alles oder einfach einen Großteil des Subjekts in den Bildausschnitt rückte, sind vorbei.

Zoome stattdessen hinein, um den Bildausschnitt ganz bewusst zu steuern und interessante Kompositionen zu kreieren. Achte bei deinen ersten Versuchen auch darauf, bestimmte Kompositionsregeln auszuprobieren. Zwar ist beispielsweise die Drittel-Regel nicht immer angebracht, kann aber auch in der Porträtfotografie geschickt genutzt werden.

Auch kannst du mit den Winkeln herumexperimentieren, von denen aus du fotografierst. Wenn du beispielsweise Kinder fotografierst, solltest du nicht aus der Sicht eines Erwachsenen auf das Kind hinabfotografieren. Stattdessen solltest du dich auf Augenhöhe des Kindes begeben, um eine ausgewogene Komposition zu erzeugen (siehe oben).

Mach es spannend und langweile nicht mit deinen Kompositionen.

7. Vertrauen zum Modell aufbauen

Wenn es ans eigentliche Fotografieren geht, solltest du dich mit deinem Modell vertraut machen und einen gemeinsamen Fahrplan entwickeln. Welche Vorstellungen hast du, welche Aufnahmen planst du, welche Posen könnten gut aussehen. Welche Wünsche hat dein Modell und wie könnt ihr sie gemeinsam verwirklichen? 

Der Austausch und die offene Kommunikation ist wichtig, um einen Erwartungshorizont zu entwickeln, der beide Parteien auf das Shooting vorbereitet. Der Austausch hilft auch dabei, mögliche Hemmungen oder Anspannungen zu lösen.

8. Ein Reflektor ist Pflicht in der Porträt Fotografie

Reflektor Porträtaufnahme

Foto: Space_Cat / shutterstock.com

Ein Reflektor ist die beste Möglichkeit, um eine gleichmäßige Ausleuchtung deines Modells mit den geringsten Mitteln zu realisieren. Im Studio kannst du sie in der Nähe eines Fensters nutzen und im Außenbereich überall dort, wo die Sonne scheint, um das Licht auf das Modell zu reflektieren.

Reflektor ist nicht gleich Reflektor. Manche besitzen die gleiche Folterung auf beiden Seiten, manche eine helle und eine goldene Folterung auf Vorrder- und Rückseite. Reflektoren mit einer hellen, weißen Folterung können gleichzeitig auch als Diffusor eingesetzt werden, um ein zu starkes direktes Sonnenlicht zu dämpfen.

9. Den Autofokus meistern

Nutzt du eine große Blendenöffnung, solltest du besonders intensiv auf deinen Fokus der Kamera achten. Eine Blendenweite von f/2.8 oder noch größer verringert die Bildtiefe so dramatisch, dass einzelne Bildausschnitte unheimlich schnell unscharf werden. In der Porträtfotografie können manche Stellen im Gesicht dadurch bereits unscharf werden und das Bild ruinieren.

Bei engen Komposition des Gesichts solltest du den Fokus auf die Augen ausrichten. Bei weiteren Kompositionen richtest du den Fokus auf den Kopf.

Um trotz allem eine spannende Komposition beizubehalten und du dein Subjekt nicht zentral ablichten musst, kannst du die folgenden Herangehensweisen in der Porträtfotografie ausprobieren:

  • Mit einem Autofokus-Punkt, den du auf das Gesicht des Subjekts ausrichtest und anschließend den Auslöser halb drückst, hast du das Subjekt im Fokus. Anschließend kannst du deine Komposition in derselben Distanz zum Modell neu ausrichten, um spannendere Bilder zu schießen.
  • Alternativ kannst du den Autofokus auch in einer der Ecken des Bildausschnitts ausrichten. Anschließend legst du den Autofokuspunkt über die Augen deines Modells, um das Bild zu knipsen. Auch auf diese Weise hast du ein perfekt fokussiertes Bild mit ansehnlicher Komposition.

10. Porträtfotografie: Mimik und Gestik

Mimik und Gestik

Foto: Juta / shutterstock.com

Okay, weniger deine Aufgabe, sondern mehr die Aufgabe deines Modells. Trotzdem kannst der Person helfen, indem du aktiv Hinweise zum Gesichtsausdruck und den Posen gibst.

Schon eine kleine Änderung des Mundwinkels kann über die gesamte Wirkung einer Porträtaufnahme entscheiden.

Während du fotografierst, solltet ihr eine Reihe unterschiedlicher Posen und Gesichtsausdrücke durchgehen, damit du anschließend die besten Varianten auswählen und nachbearbeiten kannst.

Wenn du viel auf Instagram unterwegs bist, wirst du feststellen, wie verkrampft manche Influencer versuchen, nicht in die Kamera zu blicken. Nun, dein Modell muss natürlich nicht bei jeder Aufnahme in die Kamera starren, sondern kann auch aus dem Bildausschnitt blicken - zur Seite, nach oben oder unten. Achtet trotzdem darauf, dass der Blick nicht gestellt, sondern natürlich aussieht.

Probiert verschiedene Sachen aus und du wirst merken, welche Posen und welche Gesichtsausdrücke am besten aussehen.

11. Blitz bei Tageslicht anwenden

Auch wenn du bei Tageslicht im Freien Porträt Aufnahmen schießen willst, kannst du den Blitz einsetzen. Dieser „Füllblitz“ sorgt dafür, dass die Ausleuchtung des Subjekts wesentlich gleichmäßiger sind und die Schatten nicht so starke Kontraste erzeugen.

Oft es sind es diese kleinen Kniffe, die ein gutes von einem hervorragenden Porträtfoto unterscheiden.

12. Denke darüber nach, ein Speedlight zu kaufen

Wenn du ein Speedlight (auch Blitzgerät) verwendest, kannst du deine Blendenöffnung verringern, da dir mehr Licht zur Verfügung steht. Das Aufstecklicht wird oben an der Kamera montiert und ersetzt den eingebauten Blitz. Es ist wesentlich stärker als der konventinelle Blitz und ist daher bei Porträtfotografen beliebt, um einen tiefere Bildtiefe zu erreichen.

Yongnuo Speedlite

Yongnuo

Yongnuo Speedlite

Viele Fotografen schwören auf den Systemblitz von Yongnuo. Funktional deckt dieser alle wichtigen Einsätze ab, kostet aber nur einen Bruchteil der Aufsteckblitze der meisten anderen, renommierten Hersteller.

Mit dem Speedlight hast du viele Einsatzmöglichkeiten. So kannst du es seitlich oder diagonal ausrichten, um den Blitz beispielsweise von einer Wand abprallen zu lassen und auf diese Weise Effekte zu erzielen.

13. Speedlight abnehmen und per Fernsteuerung nutzen

Ein weiterer Vorteil des Speedlights ist die Tatsache, dass du es von der Kamera montieren kannst, um die Lichtquelle von der Kamera zu entfernen. Auf diese Weise hast du genaue Kontrolle darüber, woher das Licht kommt und kannst anspruchsvolle Lichtsituationen erschaffen.

Darüber hinaus kannst du auch ein System mit mehreren gleichgeschalteten Speedlights verwenden, um gleichzeitig mehrere Lichtquellen zu erschaffen.

Du siehst, ein Speedlight ist eine gute Investition für einen Porträtfotografen.

13. Weißabgleich berücksichtigen

Wie angesprochen, ist die Haut deines Modells ein enorm wichtiger Faktor in der Porträtfotografie. Der automatische Weißabgleich deiner Kamera ist hierbei nicht immer ausreichend, da er getäuscht werden kann. Beispielsweise dann, wenn Licht von einer Wand in der Nähe reflektiert wird oder Kleidungsstücken in der Nähe des Gesichts.

Die Abhängigkeit auf den automatischen Weißabgleich während einer Session kann zu gänzlich unterschiedlichen Resultaten führen.

Um diese Gefahr im Vorhinein zu umgehen, solltest du darüber nachdenken, folgendes Zubehör in dein Kit aufzunehmen:

  • Weißabgleichkarten und Filter
  • Kallibratoren und Messgegenstände

Mit dieser Ausrüstung kannst du in jeder Belichtungssituation den passenden Weißabgleich einstellen, um perfekte Ergebnisse ohne Nachbearbeitung zu erzielen.

14. Das richtige Format wählen

Bezüglich des richtigen Dateiformats scheint es eine nicht endende Debatte zu geben.

Für die meisten Verwendungszwecke ist das RAW-Format die erste Wahl. Zwar sind die einzelnen Dateien wesentlich größer und das Umwandeln in der Nachbearbeitung ist etwas aufwendiger, dafür erhältst du in diesem Format die Qualität der Aufnahme, auch wenn du den Kontrast, die Sättigung oder die Farbe des Bildes veränderst.

Im JPEG geht dir bei diesen Einstellungen hingegen immer ein wenig der Qualität verloren.

Zwar wirst du den Unterschied der Qualität in kleinen Formaten, wie einem Instagram-Beitrag oder einem Post auf Facebook nicht merken, allerdings hast du mit dem RAW-Format die optimale Qualität in allen Medien - egal ob social Media oder ein hochauflösender Print, bei dem sich solche Unterschiede gravierend auswirken.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

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