Malerei

Ad Reinhardt – Biografie und Malstil des Meisters der schwarzen Farbe

Ad Reinhardt Titelbild Black PaintingFoto: Missy S. / Flickr

Ad Reinhardt war ein bedeutender amerikanischer abstrakter Künstler, Schriftsteller, Kritiker und Dozent. Obwohl er gemeinhin mit den Abstrakten Expressionisten in Verbindung gebracht wird, hatte sein Werk seinen Ursprung in der geometrischen Abstraktion.

Da er zunehmend versuchte, seine Malerei von allem zu befreien, was er als der Kunst fremd empfand, lehnte er den Expressionismus ab.

Obwohl seine Kunst wiederum von vielen seiner Zeitgenossen bemängelt wurde, wurde er später von den Minimalisten als Visionär gefeiert. Seine Black Paintings, denen er sich von 1954 bis zu seinem Tod widmete, gelten als seine Meisterwerke und brachten ihm internationale Bekanntheit.

Die vielen Karikaturen, die er schuf und in denen er sich über die Kunstwelt lustig machte, bescherten ihm auch einen Ruf als scharfsinniger Beobachter.


Bücher zu Ad Reinhardts Kunst

Bevor wir uns der Biografie von Ad Reinhardt widmen, findest du hier eine Übersicht lesenswerter Bücher zum facettenreichen Werk des Künstlers.


Ad Reinhardt Biografie

Adolph Frederick Reinhardt wurde als Sohn einer russisch-deutschen Immigrantenfamilie in Buffalo, New York, geboren. Er interessierte sich schon während seiner Schulzeit für Malerei und Illustration.

Im Teenager-Alter erhielt er ein Stipendium an der Columbia University in New York, wo er von 1931 bis 1935 unter anderem bei dem in Litauen geborenen Meyer Shapiro Literatur studierte. 

In den Jahren 1936-37 nahm er Malunterricht bei Carl Holty - einem europäischen Künstler der Moderne, der vom Kubismus und dem russischen Konstruktivismus beeinflusst war, und widmete sich gleichzeitig der Porträtmalerei unter Karl Anderson an der National Academy of Design.

Nach dem College gelang es Reinhardt, von 1936 bis 1940 Arbeit beim Federal Art Project zu bekommen, wo er sich mit vielen baldigen Mitgliedern der New York School anfreundete, darunter Arshile Gorky und Willem de Kooning.

In den folgenden zwei Jahrzehnten beschäftigte er sich nicht nur mit bildender Kunst, sondern schrieb auch darüber und verdiente Geld mit Illustrationen und Karikaturen sein Geld, die er für eine Reihe von New Yorker Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen schuf.

Reinhardts Malstil

In den 1930er Jahren malte Reinhardt in einem präzisen geometrischen Stil, der Elemente aus Picassos Analytischem Kubismus, Piet Mondrians Neoplastizismus und Theo van Doesburgs Elementarismus aufgriff.

In den 1940er Jahren durchlief er eine Phase des All-over-Painting, bevor er sich der gestischen Malerei von Robert Motherwell näherte.

In den 1950er Jahren begann Reinhardt unter dem Einfluss von Josef Albers einfarbige Gemälde zu malen. Dies sollte sein Bemühen erleichtern, seine Kunst durch die Eliminierung aller Bezüge zur Außenwelt zu entschlacken.

Reinhardts Werk wurde regelmäßig ausgestellt. Zunächst war er Teil mehrerer Gruppenausstellungen in der Peggy Guggenheim Gallery, bevor er 1943 seine erste Einzelausstellung in der Artists Gallery erhielt. Danach wurde er von Betty Parsons vertreten. Ab 1946 hatte Reinhardt regelmäßig Einzelausstellungen in der Betty Parsons Gallery. Darüber hinaus wurden seine Leinwände in den 1940er und 1950er Jahren regelmäßig bei Jahresausstellungen im Whitney Museum in NYC gezeigt.

In den 50er Jahren begann Reinhardt eine ernsthafte Suche nach dem perfekten Beispiel für gegenstandslose Kunst - ein Werk, das völlig frei von äußeren Bezügen ist: Das was er als reine Kunst betrachtete (Art as Art). 

Bei dieser Suche wurde er stark von Kasimir Malewitsch beeinflusst, dem Pionier des Suprematismus, dessen Schwarzes Quadrat Reinhardt zu Gemälden inspirierte, die einer einzigen Farbe gewidmet waren.

Zuerst verwendete er Blau und Rot, dann widmete er sich von 1954 bis zu seinem Tod den schwarzen Leinwänden - typischerweise quadratischen Leinwänden, die wiederum in kleinere schwarze Quadrate untergliedert waren.

 
 

Wissenswert: Für Ad Reinhardt war Schwarz ein absoluter Nullpunkt. Das Ende des Lichts. Es kann als das erste unmissverständliche Beispiel der Minimal Art verstanden werden.

Diese Black Paintings sind inhaltlich völlig leer, und doch ist ihre einfarbige Oberfläche bei genauerem Hinsehen von unterschiedlichen Schwarztönen durchdrungen. Darüber hinaus entfernte Reinhardt einen Teil des Öls aus seinen Farbpigmenten, um eine wildlederartige Oberfläche zu erzielen. Gleichzeitig absorbieren diese matten Flächen mehr Licht als normal, wodurch das Motiv in unterschiedlichen Umgebungen verschieden wirkt.

Zunächst wurden diese Black Paintings von anderen Künstlern eher als eine extreme und kompromisslose Form avantgardistischer Kunst angesehen als ein ernsthafter Versuch der Innovation. Doch mit dem Beginn des Minimalismus in den 60er Jahren galt Reinhardt zunehmend als Vordenker der postmodernen Kunst.

Traurigerweise starb er am 30. August 1967 bereits im Alter von 53 Jahren in seinem Atelier an einem Herzinfarkt, gerade als sein Ruf immer besser und sein Name immer bekannter wurde.


Künstlerisches Vermächtnis von Ad Reinhardt

Ad Reinhardts Oeuvre ist nach wie vor ein zentraler Eckpfeiler in der Entwicklung vom Abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre zum Minimalismus und der Konzeptkunst des folgenden Jahrzehnts. 

Von seinen expressionistischen Zeitgenossen oft belächelt, wurde Reinhardt von der nachfolgenden Generation für einen Visionär erachtet, für die er eine Brücke zurück zum Konstruktivismus schlug.

Es ist zwar umstritten, ob es Reinhardt jemals gelungen ist, seine Kunst vollständig von Bezügen zur Außenwelt zu befreien, aber dieses Ziel war identisch mit dem der Minimalisten wie Frank Stella, Donald Judd und Robert Morris.


Bekannte Werke von Ad Reinhardt

Abstract Painting, Red

Ad Reinhardt Red Painting

Foto: Garrett Ziegler / Flickr

Dies ist eines der Gemälde, die zu seiner Red Series gehören. Hier widmete sich Reinhardt vollständig der Erforschung der Farbe Rot. Diese Komposition ist die Abstraktion schlechthin.

Die Quadrate sind zu einem starren Muster angeordnet, dessen strenge Geometrie durch die Variationen der roten Farbtöne bestimmt wird.

Der Künstler selbst behauptete sein ganzes Leben lang, dass diese Gemälde völlig frei von Referenzen aus der Außenwelt sei.

Black Paintings, 1953-67

Black Paintings Ad Reinhardt

Foto: Rocor / Flickr

In seinen späten Jahren widmete sich der Künstler fast ausschließlich dem den Black Paintings, den Gemälden von verwirrender Kraft, die ihm den meisten Ruhm bescherten. Für Reinhardt war die Farbe Schwarz an sich schon ein Punkt der absoluten Abstraktion.

Die Reinheit des Schwarz verzehrt jede andere Form oder Farbe. Die wohl größte Inspiration für die Schwarzen Gemälde war das Werk des russischen Künstlers Kasimir Malewitsch. Keines der Gemälde Reinhardts war jemals vollständig Schwarz, sondern bestand stets aus einer sorgfältigen Anordnung von schwarzen Farbtönen, die in mehreren Schichten aufgetragen wurden.

Das zugrundeliegende Konzept der Black Paintings entwickelte er in seinen theoretischen Schriften weiter und verband es mit so komplexen Philosophien wie dem Neuplatonismus und dem Zen-Buddhismus.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.