Die Büste der Königin Nofretete im Neuen Museum in Berlin ist eines der berühmtesten Kunstwerke des alten Ägypten. Diese Ikone - ein Paradebeispiel der antiken Kunstfertigkeit - wurde vielfach als "die schönste Frau der Welt" bezeichnet. Die Skulptur bietet Einblicke in das Leben der rätselhaften Königin und erzeugt weiterhin Kontroversen und Debatten in Kunst und Politik.
Die Büste der Nofretete im Detail
Die Büste der Nofretete ist das einzige Kunstwerk im schwach ausgeleuchteten Raum des Neuen Museums. Sie ist 48 cm hoch und wiegt ca. 20 kg.
Ein wenig über der Augenhöhe der meisten Museumsbesucher positioniert, blickt der Betrachter zu ihr auf. Die Positionierung trägt zur Intensität und zum königlichen Ausdruck des Stückes bei.
Die Statue ist zart, elegant und symmetrisch, wobei der visuelle Fluss den Blick von der Spitze ihrer Krone bis zum langen Hals schweifen lässt.
Der Naturalismus unterscheidet sich von der vormals eher formalen und unflexiblen ägyptischen Kunst.
Das Entstehungsdatum der Skulptur wird auf 1340 v. Chr. geschätzt - während der Amarna-Zeit des Alten Ägypten.
Es gibt keine Inschriften, aber Nofretete wurde durch ihre blaue Flachkrone mit dem fehlenden Uräus identifiziert. Der Innenteil besteht aus Kalkstein, der mit Gips bedeckt ist, was die Detaillierung und die genaue Formgebung an der Oberfläche ermöglicht.
Die Geschichte der Nofretete
Über die Nofretete ist nicht viel bekannt, doch ihr Name bedeutet "die Schöne ist gekommen". Eine Hypothese besagt, dass sie eine syrische Prinzessin war.
Sie war Teil der 18. Dynastie des alten Ägypten. Ihr Mann Pharao Echnaton war berüchtigt dafür, die ägyptische Religion zu erneuern und sie von einem polytheistischen zu einem monotheistischen Glauben zu rekonstruieren, mit dem Schwerpunkt auf dem Sonnengott Aton. Er ließ auch die ägyptische Hauptstadt von Theben an einen neuen Ort in Amarna verlegen.
Auch die Beziehung zwischen Nofretete und Echnaton wurde vielfach dargestellt. In den Kunstwerken wird Nofretete gleichberechtigt mit dem König abgebildet und fungiert vielleicht eher als Mitherrscherin, im Gegensatz zur traditionellen Rolle der Königin.
Ihr Tod ist so mysteriös wie ihre Herkunft. Zwölf Jahre nach der Amarna-Zeit verschwindet sie aus den Aufzeichnungen.
Die ägyptische Kunst in der Amarna-Zeit
Die Amarna-Zeit (1353-1336 v. Chr.) brachte einen echten Wandel in der ägyptischen Kunst. Die vorherigen Arbeiten waren sehr starr, idealisiert und zeigten wenig Individualität des Motivs.
Die Amarna-Kunst ist zwar immer noch sehr stilisiert, spielt aber mit viel mehr Natürlichkeit, Emotion und Geschmeidigkeit. Die Körper werden runder, weicher und geformter. Theorien deuten darauf hin, dass Echnatons Gesundheitsprobleme seinen Geist und seine Körperform verändert haben und die neuen körperlichen Darstellungen inspiriert haben.
Der Archäologe Ludwig Borchardt entdeckte die Büste der Nofretete 1912 im Atelier des königlichen Bildhauers Thutmose in Amarna. Eine Vereinbarung mit der ägyptischen Antikenverwaltung ermöglichte es Borchardt, die Statue legal nach Deutschland zu transportieren. Aber seit der ersten öffentlichen Besichtigung der Statue im Jahr 1923 kämpft die ägyptische Regierung für ihre Rückführung nach Ägypten.
Besonderheiten der Büste der Nofretete
Das Besondere an diesem Stück ist, dass es nicht für ein Grab bestimmt war, wie ein Großteil der ägyptischen Kunst. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Modell, dass als Vorlage zur Verwendung für andere Kunstwerke eingesetzt wurde.
Abgesehen vom fehlenden linken Auge, den beschädigten Ohren und dem fehlenden Uräus ist die Statue in einem ausgezeichneten Zustand. Dies sowie der sehr moderne und naturalistische Stil und die Kontroversen um ihre Hautfarbe veranlassten einige Historiker, die Statue als moderne Fälschung zu bezeichnen. Datenanalyse und Tests haben allerdings ihre Authentizität bewiesen.
Das Geheimnis, das die Statue umgibt, ist einer der Aspekte, die Nofretete so faszinierend machen. Diese Statue wird bewundert, studiert und kopiert.
Die Debatten und Erkenntnisse, die sie auch über 3000 Jahre nach ihrer Entstehung inspiriert, zeigen, wie relevant und zeitlos diese Themen bleiben und welche wichtige Rolle die Kunst der Ägypter auch heute noch spielt.