Kunst

RIP Christo: Eine Übersicht der beeindruckendsten Werke des im Mai verstorbenen Installationskünstlers

RIP Christo Foto: txmx 2 / Flickr

Die Kunstwelt hat mit dem Tod von Christo einen ihrer großen Innovatoren verloren. Der Künstler, der zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude für seine monumentalen, temporären Rauminstallationen bekannt war, verstarb am 31. Mai 2020 eines natürlichen Todes. Christo wurde 84 Jahre alt.

Ob er nun Inseln in Miami mit rosafarbenem Stoff umhüllte oder berühmte Bauwerke wie das Berliner Reichstagsgebäude verpackte, Christos Installationen waren ein atemberaubender Beweis für seine grenzenlose Kreativität.

Christo wurde 1937 als Christo Vladimirov Javacheff in Bulgarien geboren. Im Alter von 20 Jahren verließ er das Land und reiste durch Europa, bevor er sich im Jahr darauf in Paris niederließ. Dort lernte er Jeanne-Claude Denat de Guillebon kennen, die seine Ehefrau und künstlerische Gefährtin werden sollte. 

Seit ihrer ersten Zusammenarbeit im Jahr 1961 verfeinerten sie eine einzigartige Vorgehensweise zur Umsetzung ihrer Kunst. Ihre Risikobereitschaft und Hartnäckigkeit ermöglichten es ihnen, gemeinsam aufwändige Installationen zu realisieren.

Christo und Jeanne-Claude | Foto: Anders Krusberg, Peabody Awards

Christo und Jeanne-Claude im Jahr 2009 | Foto: Anders Krusberg, Peabody Awards

Das Paar ließ sich schließlich in New York City nieder, wo sie über 50 Jahre lang lebten. Nachdem Jeanne-Claude 2009 verstorben war, setzte Christo ihre gemeinsame künstlerische Vision alleine fort und realisierte beeindruckende Installationen wie The Floating Piers, die 2016 auf dem italienischen Iseosee eröffnet wurde.

In der jüngsten Vergangenheit arbeitete er an Plänen, den Pariser Arc de Triomphe mit Stoff zu verhüllen. Das Projekt wurde erstmals 1962 von Christo und Jeanne-Claude konzipiert. Die Installation war für 2020 geplant, wird aufgrund des Coronavirus allerdings auf Herbst 2021 verschoben.

Werfen wir zur Würdigung dieses besonderen Künstlerpaares einen Blick auf die unglaubliche Umweltkunst von Christo und Jeanne-Claude.

Christo und Jeanne-Claude: Eine Ausschnitt ihrer Werke

Valley Curtain, 1972

Valley Curtain, 1972

Valley Curtain, 1972 | Foto: Bruce McAllister

Valley Curtain war ein orangefarbener Vorhang aus Stoff, der über den bergigen Colorado State Highway 325 gehängt werden sollte. Nach einem fehlgeschlagenen Versuch, den Vorhang Ende 1971 zu montieren, konnte ein neuer Ingenieur und Bauunternehmer den Vorhang im August 1972 anbringen. 

Die Arbeit hielt nur 28 Stunden an, bevor der Wind das Gewebe erneut zerstörte.

Pont Neuf Wrapped, 1985

Pont Neuf Wrapped, 1985

Pont Neuf Wrapped, 1985 | Foto: Airair / Wikipedia

Das Ehepaar erhielt im August die Erlaubnis, die Pont Neuf in Paris einzuhüllen. Fertiggestellt wurde die Arbeit im August 1985, woraufhin die beliebte Pariser Sehenswürdigkeit für zwei Wochen in Stoff gewickelt war. Das Projekt zog in der kurzen Zeit drei Millionen Besucher an.

Die Umhüllung der Pont Neuf setzte die Tradition fort, eine plastische Komponente in ein Kunstwerk zu verwandeln. Der Stoff erhielt zwar die Hauptformen der Pont Neuf, betonte jedoch die Proportionen des Bauwerks.

Wrapped Reichstag, 1995

Wrapped Reichstag

Wrapped Reichstag, 1985 | Foto: txmx 2 / Flickr

Christo und Jeanne-Claude hüllten 1995 das Berliner Reichstagsgebäude ein, nachdem sie 24 Jahre lang bei sechs verschiedenen Bundestagspräsidenten vorbereitende Maßnahmen ergriffen hatten. Das Reichstagsgebäude wurde mit 100.000 Quadratmetern silbernem Stoff umwickelt und mit mehreren blauen Seilen verzurrt. ​

Das Kunstwerk wurde zum Symbol des wiedervereinigten Deutschlands und prägte die Rückkehr Berlins als Weltstadt.

The Gates, 2005

The Gates, 2005 | Foto: Morris Pearl / Wikipedia

The Gates waren eine Ansammlung von 7.503 Vinyl-Toren, die über eine Länge von 37 km an den Fußwegen des Central Park in New York City aufgestellt wurden. Von jedem Tor hing ein Stück Stoff aus tief safranfarbenem Nylongewebe. Das Kunstprojekt wurde über rund zwei Wochen vom 12. Februar 2005 bis zum 27. Februar 2005 aufrechterhalten.

In den von Christo und Jeanne-Claude vertriebenen Büchern wird das Projekt als "The Gates, Central Park, New York, 1979-2005" bezeichnet, was sich auf die Zeit bezieht, die vom ersten Vorschlag bis zur Realisierung verging.

The Floating Piers, 2016

Christo, The Floating Piers, 2016

The Floating Piers, 2016 | Foto: Paul Barker Hemings / Flickr

Bei The Floating Piers handelte es sich um eine Reihe von Stegen, die am Iseosee in Italien installiert wurden. Vom 18. Juni bis zum 3. Juli 2016 konnten die Besucher knapp über der Wasseroberfläche vom Dorf Sulzano auf dem Festland bis zu den Inseln Monte Isola und San Paolo laufen.

Die schwimmenden Stege bestanden aus rund 200.000 Polyethen-Quadern, die mit 70.000 Quadratmetern gelbem Stoff bedeckt waren: 3 km der Stege wurden auf der Wasseroberfläche installiert. Weitere 1,5 km aus goldenem Stoff setzten sich entlang der Fußgängerstraßen in Sulzano und Peschiera Maraglio fort.

Nach der Ausstellung wurden alle Komponenten entfernt und wiederverwertet.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.