Claude Monet wird heutzutage wie kein zweiter Künstler mit dem Impressionismus assoziiert. Seinen impressionistisch gemalten Seerosen wurde sogar ein eigenes Museum in Paris gewidmet, wobei sämtliche Werke Monets in den renommiertesten Kunstmuseen der Welt zu sehen sind.
Ein wenig überraschend scheint es dann, wenn man sich den künstlerischen Ursprung des Meisters der Farben und der flüchtigen Eindrücke ansieht: Er war Karikaturist. Monet stellte sich sogar vor, nach seiner Kunstausbildung ein gut bezahlter Zeichner für Satiremagazine und Zeitungen zu werden.
Dass es dazu nicht kam und er stattdessen Kunstgeschichte schrieb, wissen wir heute. Wie Claude Monets Karikaturen aussahen und wie sie seinen Fortschritt als junger Künstler dokumentieren, weiß heute beinahe keiner mehr.
In diesem Artikel findest du eine Übersicht aller heute noch erhaltener Karikaturen von Claude Monet, in chronologischer Reihenfolge von 1854 bis 1859.
Claude Monets Werdegang und die Karikatur als sein erstes künstlerisches Genre
Claude Monet wurde 1840 in Paris geboren und zog im Alter von etwa fünf Jahren mit seiner Familie in die Normandie in das Dorf Le Havre.
Sein Vater wünschte sich für ihn eine Anstellung im familieneigenen Lebensmittelgeschäft oder in der Schiffsabfertigung, aber der junge Claude hatte etwas anderes im Sinn. Als er 11 Jahre alt wurde, trat er mit Unterstützung seiner Mutter der dortigen Kunstschule bei. Er besuchte den Unterricht in Le Havre für etwa vier Jahre.
In der Normandie lernte er auch den französischen Künstler Eugène Boudin kennen, der gerne Meereslandschaften malte. Boudin wurde sein künstlerischer Mentor und ein zuverlässiger Freund. Er war es auch, der den späteren Impressionisten mit dem Konzept der Freilichtmalerei vertraut machte.
Während er Kurse an der Kunstschule besuchte, begann Monet, Karikaturen von seinen Mitschülern und Lehrern zu zeichnen. Wenn er nicht in der Schule war, skizzierte er die Kaufleute und Bürger von Le Havre.
Die ersten von ihm bekannten Karikaturen stammen aus den Jahren 1854 bis 1856:
Claude Monets Karikaturen seiner späten Jugend sind ein wenig feiner in ihrer Ausarbeitung. Sie lassen einen Fortschritt in den handwerklichen Fertigkeiten und der Beobachtungsgabe des heranwachsenden Künstlers erkennen.
Auffallend ist, dass sich Monet nun vorwiegend spezifischen Personen widmet und weniger aus dem Alltag zeichnet.
Nachfolgend die Karikaturen Monets aus den Jahren 1857 bis 1859:
Einige weitere Karikaturen von Claude Monet können heute nicht mehr eindeutig datiert werden. Eine Übersicht dieser Werke findest du hier:
Monets künstlerische Entwicklung hin zur Malerei
Claude Monet war kein Lehrerliebling. Dass er nicht für die akademischen Gepflogenheiten der Malerei gemacht war, verwundert rückblickend betrachtet niemanden mehr, wenn man weiß, dass Claude Monet später als einer der führenden Künstler des Impressionismus eine Zeitenwende in der Kunst einläutete.
Seine Abkehr von den starren und strukturierten Vorgaben der akademischen Malerei konnte durch Claude Monets Karikaturen in gewisser Weise vorhergesagt werden.
Hätte Eugène Boudin nicht so sehr darauf bestanden, Monet mit der Freilichtmalerei zu konfrontieren, hätte er wahrscheinlich noch länger Karikaturen gezeichnet. In seinen Briefen gibt Monet zu, dass dies ein lukratives Geschäft war, und er stellt sich vor, ein wohlhabender Karikaturist zu werden. Boudin sah die Zeichnungen in einem Schaufenster in Le Havre ausgestellt.
Klein in der Größe, aber riesig im Potenzial. Er fand die Technik, den Stil und die Persönlichkeit so vielversprechend, dass er sich von Monets Widerwillen nicht abschrecken ließ. Er hatte die Überzeugung, dass Monet über sich hinauswachsen würde, wenn er mit der Malerei anfangen würde.
Claude Monets Karikaturen waren absolut zeitgemäß
Das Genre der Karikatur durchlief verschiedene Phasen, die von den Menschen je nach den Bedürfnissen und Gefühlen der jeweiligen Zeit neu geprägt wurden. Schon die antiken Kulturen der Griechen und der Römer haben sich daran versucht, bekannte Persönlichkeiten in den verschiedensten Momenten ihres Alltags darzustellen. Der Humor und das Erheitern über die Eigenheiten anderer Menschen ist eine immerwährende menschliche Charaktereigenschaft!
Die Karikatur entwickelte sich mit neuen Techniken und Zwecken weltweit durch das Mittelalter, die Renaissance, die Aufklärung bis hin zum Frankreich des 19. Jahrhunderts, in dem Monet lebte. Im Jahr 1830, ein Jahrzehnt vor der Geburt unseres Künstlers, wurde die erste französische Satirezeitung gegründet, die Monet in seinen frühen Jahren wohl häufiger gelesen hat.
Die Entscheidung des 15-jährigen Claude Monet, die Rasanz der Karikatur zu nutzen, um sich auszudrücken, scheint im Einklang mit seinen späteren Bestrebungen als Maler zu stehen. Sicherlich übte sie einen wichtigen Einfluss auf seinen malerischen Stil aus, der von Schnelligkeit und Improvisation geprägt war.
Moderne Karikaturen suchen sich wenige Elemente eines Motivs aus und stellen sie in den Interessenmittelpunkt. Dabei werden naturalistische Proportionen bewusst außer Acht gelassen. Claude Monets Karikaturen erfüllen alle Anforderungen des Genres, sie fangen das Wesen der Figuren ein und verändern gleichzeitig die äußere Erscheinung durch Ironie und absurde Eigenschaften.