Kunst

Erotische Kunst – 10 Kunstwerke, die die Öffentlichkeit empörten & begeisterten

Erotische Kunst 10 Beispiele

Erotische Kunst hat seit den Anfängen der Kulturgeschichte in gleichem Maße erregt und aufgeregt. Große Künstlerinnen und Künstler können sich das zunutze machen und äußerst provokante Werke schaffen.

Werke, die so erotisch und explizit sind, dass sie von Frauenrechtlerinnen mit Säure überschüttet oder von der französischen Adelsgesellschaft mit einem Messer "nachbearbeitet" werden, zeigen, wie aufgeladen das Thema Sex und Erotik in der Kunst ist. 

In dieser Liste findest du 10 Beispiele erotischer Kunst, die damals die Öffentlichkeit empört haben, im Laufe der Zeit aber zu einem freieren Umgang mit dem Thema Sexualität und Erotik beigetragen haben. Wir beginnen in der Antike und schließen die Zusammenstellung mit einem Werk zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Erotische Kunst der Antike: Der Warren Becher

Erotische Kunst Warren Cup

Der Warren-Becher ist ein Beispiel für ein Werk, das zu seiner Zeit nicht radikal war, aber für ein späteres Publikum als zu anzüglich galt. Er wurde nach seiner Erstellung wahrscheinlich in einem römischen Haus stolz zur Schau gestellt, galt aber bis in die 1970er Jahre als zu pervers für die Öffentlichkeit.

Die Darstellung des griechisch-römischen Sexualverhaltens der Päderastie, bei der sich junge Männer ältere Männer als Lehrmeister und Sexualpartner nahmen, wurde jahrhundertelang vor der Öffentlichkeit verborgen.

Besonderes Interesse an dem Becher und dessen Authentizität entstand 1999, als das British Museum den Warren-Cup für 1,8 Millionen Pfund für seine Sammlung erwarb.

Obwohl im Laufe der Jahre die Echtheit des Bechers von vielen Kritikern angezweifelt wurde, so sind sich die Experten des British Museum in London sicher, dass es sich um eine authentische Darstellung des antiken Roms handelt. Insbesondere die über Jahrhunderte gealterte Patina des Silbers wird als Echtheitsnachweis angeführt.

Correggio, Leda und der Schwan, 1532

Correggio, Leda mit dem Schwan, 1532

Correggio, Leda mit dem Schwan, 1532

Die Geschichte von der Verführung der Leda durch den als Schwan verkleideten Zeus birgt allerhand erotisches Potenzial, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich so viele an ihr versucht haben, von Michelangelo bis zu Cezanne.

Correggios Bild ist jedoch eines der bekanntesten. Der Schwan ist um eine üppige Leda geschlungen, die vor einem Ensemble von ähnlich entkleideten Personen steht.

Es ist auch heute noch erotisch, aber zu der damaligen Zeit war die Sexualität des Bildes so empörend, dass der Sohn des Regenten von Paris mit einem Messer auf das Bild einstach, woraufhin das Gesicht der Leda neu gemalt werden musste.

Rembrandt, Der Mönch im Kornfeld, ca. 1646

Rembrandt van Rijn, Mönch im Kornfeld, 1646

Rembrandt van Rijn, Mönch im Kornfeld, 1646

Diejenigen, die Rembrandt für seine besinnlichen Meisterwerke kennen, werden von einigen seiner Radierungen schockiert sein. 

Das Porträt eines Mönchs, der sein Gelübde bricht, ist untypisch für das Werk des alten Meisters. Mit diesem Bild, das in einer Zeit finanzieller Schwierigkeiten entstand, sollten die einfachen Instinkte einer Unterschicht angesprochen werden, die sich eine Radierung, aber kein Gemälde leisten konnte. 

Bis heute sind Rembrandts Radierungen aus dieser Zeit relativ unbekannt, obwohl ihre freimütige Darstellung des Geschlechtsverkehrs und der Sexualität ihrer Zeit weit voraus waren.

Erotische Kunst von Hokusai

Der Traum der Fischersfrau

Hokusai, Der Traum der FIschersfrau, 1814

Im Westen ist Hokusai in erster Linie für seine Große Welle vor Kanazawa bekannt, doch hat der japanische Künstler seinerzeit viele erotische Kunstwerke geschaffen, die ihre Betrachter gleichermaßen faszinieren als auch erregen.

Bei seinen Shunga-Arbeiten handelt es sich um sind erotische Holzschnitte, die kopulierende Paare mit oft vergrößerten Genitalien zeigen.

Sein wohl empörendsten Werk in diesem Zusammenhang war wohl Der Traum der Fischersfrau, in dem sich gleich zwei Oktopusse um zwei verschiedene Körperteile der Frau kümmern.

Egon Schiele, Frauenpaar, 1915

Egon Schiele, Frauenpaar, 1915

Egon Schiele, Frauenpaar, 1915

Schieles Werk war zu seiner Zeit so radikal, dass der Künstler sogar wegen Pornografie im Gefängnis saß. Seine in sich verschlungenen Frauenpaare sind Beispiele für Schieles schamlose, wenig romantische Darstellung von Frauen als sexuelle Wesen.

Die Frauen in dem Aquarell sind gleichzeitig erotisch und furchteinflößend und wurden in seinem meisterhaftem Stil in bunten Farben gemalt. 

Schieles künstlerische Laufbahn wurde tragischerweise durch seinen frühen Tod vorzeitig beendet, doch hinterließ er eine große Auswahl an Aktbildern, die große Künstler bis hin zu Lucian Freud beeinflusst haben.

Allen Jones, Chair, Hatstand and Table, 1969

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Denkt man an Allen Jones, denkt man sofort an die Skulpturengruppe Chair, Hatstand and Table. Unter dem Namen verbirgt sich mehr als nur ein Stuhl, ein Tisch und ein Hutständer. 

Bei der Skulpturengruppe handelt es sich um ein sexuelles Statement, das für manche so schockierend war, dass einer von Jones' Stühlen von einer Feministin mit Säure beworfen wurde. 

Viele sehen in Allen Jones’ Kunstwerk den Inbegriff der Frauenfeindlichkeit. Die Darstellung einer oben ohne in Dessous gekleideten Frau, die in ein Möbelstück verwandelt wurde, spielt mit den Themen des Fetischismus und der Weiblichkeit, indem sie eine erotische Frauenpuppe in ein Objekt verwandelt. 

Allen Jones beteuerte, dass er damit die Objektifizierung der Frau abbilden und kritisieren wollte, die er in seinem Alltag wahrnahm. In gewisser Weise wollte sich der Künstler über die immer sexueller werdenden männlichen Fantasien und das damit verbundene Frauenbild lustig machen.

Andy Warhol, Sex Parts, 1977

dirty art: andy warhol's torsos and sex parts

Andy Warhol hatte sich schon früher mit homosexuellem Sex beschäftigt, aber während der Akt selbst in seinem Film Blow Job absichtlich außerhalb des Bildfeldes stattfand, ist er in Sex Parts ausdrücklich im Blickfeld. 

Indem er homosexuellen Geschlechtsverkehr auf die gleiche Weise darstellte, wie er alle von Marilyn bis Mao abbildete, erhob er Sex in den Status eines glamourösen, aber letztlich befremdlichen Phänomens.

Robert Mapplethorpe, Self Portrait with Whip, 1978

Noch nie wurde über Sex und erotische Kunstwerke so kontrovers diskutiert wie im New York der 1980er Jahre. Im Mittelpunkt der Tatsachen stand Robert Mapplethorpe, der mit einer in den Anus eingeführten Peitsche über seine Schulter in die Kamera blickt

Das Bild, eines der bekanntesten Bilder seiner äußerst umstrittenen Ausstellung The Perfect Moment aus dem Jahr 1989, wurde vom Künstler selbst sowohl als Pornografie als auch als hohe Kunst bezeichnet und sorgte dafür, dass BDSM-Lebensweisen auf der ganzen Welt in die Öffentlichkeit gerieten.

Viele Kunstkritiker und -liebhaber diskutierten ebenso darüber, was noch als erotische Kunst und was bereits als obszön oder pervers angesehen werden sollte.

Jeff Koons, Made in Heaven, 1991

Jeff Koons Retrospective - CNAC, Paris

Viele Künstlerinnen und Künstler sind dafür bekannt, dass sie ihr Privatleben in ihre Arbeit einfließen lassen, aber keiner hat das mit so viel pornografischem Vergnügen getan wie Jeff Koons

Die Ausstellung Made in Heaven sorgte weltweit für Furore, weil sie Koons beim Sex mit seiner damaligen Ehefrau, dem berühmten italienischen Pornostar Cicciolina, zeigte. 

Viele hielten das Werkkomplex für überflüssig, dabei ist es typisch für Koons und ein großartiges Beispiel für die Lächerlichkeit des sexuellen Akts, der in der Kunst zumeist romantisch inszeniert wird.

Sarah Lucas, Au Naturel, 1994

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Die meisten der so genannten Young British Artists haben sich entweder implizit oder explizit mit dem Thema Sex auseinandergesetzt, doch Sarah Lucas hat einige der originellsten sexuellen Kunstwerke überhaupt geschaffen. 

Das Kunstwerk Au Naturel bringt ihren unanständigen Humor auf den Punkt: Mit wenigen gefundenen Alltagsobjekten kreiert sie Assoziationen beim Betrachter, die an eine Frau und ein Mann in einem Bett liegend erinnern. Keinerlei Romantik, ausschließlich Sex.

Die surrealistische Qualität des Kunstwerks fordert den Betrachter auf direkte und provokante Weise heraus und lädt dazu ein, die eigenen Vorstellungen zu Erotik, Romantik und Sexualität zu hinterfragen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.