Kunst

Alles über die Farbe Blau in der Kunst

Farbe Blau

Die Farbe Blau ist mit zwei der größten Naturmerkmale der Erde verbunden: dem Himmel und dem Meer. Aber das war nicht immer der Fall.

Einige Wissenschaftler glauben, dass die frühesten Menschen tatsächlich farbenblind waren und nur Schwarz, Weiß, Rot und erst später Gelb und Grün erkennen konnten. Infolgedessen hatten frühe Menschen auch keine Vorstellung davon, mit welchen Lauten sie die Farbe umschreiben sollen. Dies spiegelt sich sogar in alter Literatur wie Homers Odyssee wider, die den Ozean als «weinrotes Meer» beschreibt.

Die Farbe Blau wurde zuerst von den alten Ägyptern produziert, während sie herausfanden, wie man ein permanentes Pigment herstellt, das sie für dekorative Kunst verwendeten. Die Farbe Blau entwickelte sich in den nächsten 6.000 Jahren weiter und bestimmte Pigmente wurden sogar von den Meistern der Welt verwendet, um einige der berühmtesten Kunstwerke zu schaffen.

Auch heute noch entwickelt sich die Farbe blau weiter. Ein neuer blauer Farbton wurde vor nicht all zu langer Zeit entdeckt.

Lies weiter, um mehr über die faszinierende Geschichte der Farbe blau zu erfahren.

Ägyptisch Blau

Ägyptischer Löwe blau
Foto eines Löwen in ägyptisch blau, ca 1981 – 1640 v.Chr., Metropolitan Museum of Art

Es gibt eine lange Liste von Erfindungen, die wir den alten Ägyptern zu verdanken haben. Eine Entdeckung davon ist die Farbe Blau. Das ägyptische Blau (auch Cuprorivait genannt) wurde um 2200 v. Chr. als erstes synthetisch hergestelltes Farbpigment eingestuft.

Es wurde aus gemahlenem Kalkstein, Sand und einem kupferhaltigen Mineral wie Azurit oder Malachit hergestellt, das zwischen 800 und 850°C erhitzt wurde. Das Ergebnis dieses Brennvorgangs war ein blickdichtes blaues Glas, das anschließend zerkleinert und mit Bindemittel wie Eiweiß kombiniert werden musste, um eine verarbeitbare Farbe oder Lasur zu erzeugen.

Die Ägypter schätzten den Farbton sehr und verwendeten ihn, um Keramik, Statuen und sogar die Gräber ihrer Pharaonen zu schmücken. Die Farbe war anschließend auch im ganzen Römischen Reich beliebt und wurde bis zum Ende der griechisch-römischen Zeit 395 n. Chr. verwendet, als sich neue Methoden der Farbproduktion zu entwickeln begannen.

Trivia: Im Jahr 2006 entdeckten Wissenschaftler, dass ägyptisches Blau unter Neonlicht leuchtet, was darauf hindeutet, dass das Pigment Infrarotstrahlung ausstrahlt. Diese Entdeckung hat es für Historiker wesentlich einfacher gemacht, die Farbe alter Artefakten zu identifizieren, auch wenn sie mit bloßem Auge nicht sichtbar ist.

Ultramarinblau

Ultramarin Tizian
Auffällige Verwendung von Ultramarin in Tizians «Bacchus und Ariadne», 1520 – 1523

Die Geschichte von Ultramarin begann vor rund 6.000 Jahren, als der kräftige Halbedelstein Lapislazuli, aus dem Ultramin bestand, von den Ägyptern aus den Bergen Afghanistans importiert wurde. Die Ägypter versuchten jedoch, den Stein gezielt in eine Farbe zu verwandeln, aber jeder Versuch führte zu einem matten Grau. Schließlich verwendeten sie den Lapislazuli, um Schmuck und Kopfbedeckungen herzustellen.

Lapislazuli, auch bekannt als «echtes Blau», tauchte erstmals im 6. und im 7. Jahrhundert n.C. als Pigment auf und wurde in buddhistischer Malerei in Afghanistan nachgewiesen. Im Lateinischen wurde der Lapislazuli in ultramarinus umbenannt, was «über das Meer/jenseits des Meeres» bedeutet, als das Pigment im 14. und 15. Jahrhundert von italienischen Händlern über das Meer aus Asien nach Europa eingeführt wurde.

Seine tiefe, königsblaue Qualität machte ihn bei den Künstlern der Renaissance sehr begehrt. Um die Farbe allerdings nutzen zu können, musste man reich sein, denn sie wurde als genauso wertvoll wie Gold eingestuft.

Die Farbe blau blieb extrem teuer, bis ein synthetisches Ultramarin 1826 von einem französischen Chemiker erfunden wurde, das dann treffend «französisches Ultramarin» genannt wurde.

Die Grablegung Christi Michelangelo
Michelangelos «Die Grablegung Christi Michelangelo», um 1500/1501

Wissenswertes: Kunsthistoriker glauben, dass Michelangelo sein Gemälde «Die Grablegung Christi» unvollendet ließ, weil er es sich nicht leisten konnte, mehr Ultramarinblau zu kaufen.

Kobaltblau

Parrish, Maxfield (1870-1966) - 1904 The Dinky Bird

Kobaltblau stammt aus dem 8. und 9. Jahrhundert und wurde damals zur Färbung von Keramik und Schmuck verwendet. Vor allem in China wurde es in markantem blau-weiß gemustertem Porzellan verwendet. Eine reinere Version auf Aluminiumoxidbasis wurde später vom französischen Chemiker Louis Jacques Thénard Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt, das zur kommerziellen Produktion im Jahr 1807 führte. Maler wie Turner, Renoir und Van Gogh verwendeten das neue Pigment als Alternative zu teurem Ultramarin.

Wissenswertes: Kobaltblau wird manchmal auch als Parrish-Blau bezeichnet, weil der Künstler Maxfield Parrish damit seine markanten, intensiv blauen Wolkenlandschaften geschaffen hat.

Cerulean

Berthe Morisot Cerulean Blue
Morisots «Sommertag», 1879

Das ursprünglich aus Kobaltmagnesiumstannat bestehende himmelblaue Coelinblau wurde 1805 von Andreas Höpfner in Deutschland perfektioniert. Die Farbe war jedoch erst 1860 als künstlerisches Pigment erhältlich, als sie von G.Rowney & Co unter dem lateinischen Namen Coeruleum verkauft wurde. Ab 1889 erst wurde das Coeruleum in Cerulean umbenannt. Die Künstlerin Berthe Morisot bemalte den Mantel der links zu sehenden Frau mit Ultramarin- und Kobaltblau in «Sommertag», 1879.

Wissenswertes: 1999 veröffentlichte Pantone eine Pressemitteilung, in der Cerulean zur «Farbe des Jahrtausends» und zum «Farbton der Zukunft» erklärt wurde.

Indigo

Indigo Historische Farbstoffsammlung
Foto: Wikimedia Commons / Shisha Tom

Im Gegensatz zum seltenen Lapislazuli entspringt die Entwicklung des neuen blauen Farbstoffs «Indigo» aus einer übermäßig angebauten Nutzpflanze namens Indigofera-Tinktoria, die auf der ganzen Welt produziert wurde. Der Import erschütterte den europäischen Textilhandel im 16. Jahrhundert und löste Handelskriege zwischen Europa und Amerika aus.

Die Verwendung von Indigo zum Färben von Textilien war in England am beliebtesten und wurde zum Färben von Kleidung verwendet, die von Männern und Frauen aller sozialen Schichten getragen wurde. Natürliches Indigo wurde 1880 ersetzt, nachdem eine Synthese des Farbstoffs entwickelt wurde. Dieses Pigment wird noch heute zum Färben von Blue Jeans verwendet.

In den letzten zehn Jahren haben Wissenschaftler jedoch entdeckt, dass die Bakterien Escherichia coli biotechnologisch so verändert werden können, dass sie die gleiche chemische Reaktion erzeugen, die Indigo in Pflanzen erzeugt. Diese Methode, genannt «Bio-Indigo», wird wahrscheinlich in Zukunft eine große Rolle bei der Herstellung von umweltfreundlichem Denim spielen.

Wissenswertes: Sir Isaac Newton, der Begründer des «Farbspektrums», war der Meinung, dass der Regenbogen aus sieben verschiedenen Farben bestehen sollte, passend zu den sieben Tagen der Woche, den sieben bekannten Planeten und den sieben Noten in der musikalischen Skala. Newton setzte sich neben Orange auch für Indigo ein, obwohl viele andere zeitgenössische Wissenschaftler glaubten, dass der Regenbogen nur aus fünf Farben bestehe.

Marineblau

Arzt und Beamte
Foto: Wikimedia Commons / Scan by NYPL

Der dunkelste Blauton ist bekannt als Marineblau und wurde als offizielle Farbe für die Uniformen der britischen Royal Navy übernommen. Ab 1748 wurde dieser Farbton von Offizieren und Seeleuten getragen. Die moderne Marine hat seither die Farbe ihrer Uniformen auf beinahe Schwarz abgedunkelt, um ein Ausbleichen zu vermeiden. Indigofarbstoff war die Grundlage für historische marineblaue Farben aus dem 18. Jahrhundert.

Berliner Blau

Die große Welle vor Kanagawa

Das Berliner Blau, auch bekannt als Preußischblau, wurde zufällig vom deutschen Farbstoffhersteller Johann Jacob Diesbach entdeckt. Tatsächlich arbeitete Diesbach an einem neuen Rot, aber eines seiner Materialien – der Topf – kam mit Tierblut in Berührung. Anstatt das Pigment noch roter zu machen, wie man es erwarten könnte, verursachte das Tierblut eine überraschende chemische Reaktion, die zu einem leuchtenden Blau führte.

Pablo Picasso verwendete ausschließlich das preußische Blaupigment in seiner Blauperiode und der japanische Holzschnittkünstler Katsushika Hokusai verwendete es für sein legendäres «Die große Welle vor Kanagawa«. Das Pigment wurde jedoch nicht nur zur Herstellung von meisterhaften Kunstwerken verwendet.

1842 entdeckte der englische Astronom Sir John Herschel, dass das preußische Blau eine einzigartige Lichtempfindlichkeit hatte und der perfekte Farbton war, um Kopien von Zeichnungen zu erstellen. Diese Entdeckung erwies sich als unschätzbar für Architekten, die damit Kopien ihrer Pläne und Entwürfe anfertigen konnten, die heute als «Blaupausen» bekannt sind.

Wissenswertes: Heute wird Preußischblau in Pillenform zur Behandlung von Metallvergiftungen eingesetzt.

International Klein Blue

IKB

Auf der Suche nach der Farbe des Himmels entwickelte der französische Künstler Yves Klein eine matte Version von Ultramarin, die er für das beste Blau von allen hielt. Er ließ International Klein Blue (IKB) als Farbmarke eintragen und der tiefe Farbton wurde zwischen 1947 und 1957 zu seiner Handschrift. Er malte über 200 monochrome Leinwände, Skulpturen und sogar menschliche Modelle in der IKB-Farbe, um ihre Körper anschließend auf die Leinwand zu pressen.

Foto: Sergio Delle Vedove / shutterstock.com

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.