Kunst

Die Farbenlehre in der Kunst – Über Farben und Harmonie

Die Entwicklung der Farbenlehre im Laufe der Geschichte

Farbenlehre Hero

Das Verständnis der Grundfarben und ihrer Mischung ist eine Übung, die in den meisten Klassenzimmern der Grundschule vermittelt wird. Doch das ist nur ein Teil eines viel größeren Themenbereichs, der heute als Farbtheorie bekannt ist.

Die Farbtheorie wird von Malern, Grafikern, Innenarchitekten und allen gestaltenden Berufen verwendet und ist ein wesentlicher Bestandteil des Werkzeugkastens eines jedes Kreativen.

Durch das Verständnis der Farbprinzipien und der Wissenschaft, wie wir verschiedene Farbtöne wahrnehmen, sind Kreative in der Lage, eine breite Palette von Farben zu mischen und zu kombinieren, um eine bestimmte Reaktion auszulösen.

Sehen wir uns die Geschichte der Farbenlehre genauer an, bevor wir Farbmodelle und grundlegende Prinzipien besprechen.

Die Geschichte der Farbenlehre

Auch wenn es den Anschein hat, dass es schon immer Standardtheorien über Farbe gegeben hat, ist das nicht der Fall. Natürlich gibt es Farben wie Blau schon seit der Antike, als die Ägypter lernten, wie man aus Mineralien dauerhafte Pigmente herstellt. Schon Leonardo da Vinci erforschte in seinen umfangreichen Skizzen die Farbprinzipien. Doch erst im 18. Jahrhundert begann die Farbtheorie jedoch formal Gestalt anzunehmen.

Erste Farbuntersuchungen erfolgten aus wissenschaftlicher Sicht. Isaac Newton gelang in seinem Buch von 1704 "Opticks" ein Durchbruch beim Nachweis, dass Licht aus verschiedenen Farben besteht.

 

Newtons Entdeckung: Damals umstritten, da man dachte, dass reines Licht farblos sei, wurden seine Experimente zu wichtigen Ansatzpunkten für die Farbtheorie.

Er organisierte sogar ein frühes Farbrad, das auf den Farbkombinationen basiert, die er sah, als er das Licht durch ein Prisma lenkte.

Farbenkreis Goethe

Spätere Veröffentlichungen wie die "Farbenlehre" von Johann Wolfgang von Goethe und "The Law of Simultaneous Color Contrast" des französischen Chemikers Michel Eugene Chevreul gelten als Gründungsdokumente der Farbtheorie. Sie wurden im frühen 19. Jahrhundert veröffentlicht und befassen sich mit Farbpsychologie und chromatischer Aberration, während sie den Farbkreis weiter verfeinerten.

Damals basierte die Farbtheorie auf den RYB-Primärfarben, die Rot, Gelb und Blau als die Farben definierten, die alle Farbtöne mischen konnten. Dies ist das am häufigsten in der Grundschule gelehrte Schema und wird immer noch beim Mischen von Farben verwendet.

Spätere Wissenschaftler wechselten zu einem RGB- (rot, grün, blau) und CMY- (cyan, magenta, gelb) Modell, da der technologische Fortschritt die Bandbreite der synthetischen Pigmente in Fotografie und Druck vergrößerte.

Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche Abhandlungen zur Farbenlehre und wie sie auf die bildende Kunst angewendet werden kann. Die Autoren suchten oft die Natur nach den Farben und Tönen, aus denen sich der Farbkreis zusammensetzt . So wurde beispielsweise die Nomenklatur der Farben von Charles Darwin als wissenschaftliches Werkzeug genutzt. Jede Farbe, die 1814 erstmals veröffentlicht wurde, erhielt einen poetischen Namen wie "Velvet Black" und dokumentierte, wo die Farbe in der Natur zu finden ist.

Als Emily Noyes Vanderpoel 1901 ihr revolutionäres Farbhandbuch "Color Problems" veröffentlichte, nahm sie industrielle Artikel in ihre Forschung auf. Vanderpoel betrachtete alles von Teetassen bis hin zu Pflanzen, um die Farben in jedem Objekt aufzuschlüsseln.

Werfen wir einen Blick auf einige der grundlegenden Begriffe und Prinzipien, die dir helfen werden, die beste Farbauswahl für deine nächsten kreativen Projekte zu treffen.

Grundlegende Begrifflichkeiten der Farbenlehre

Primärfarbenmodell

Primärfarben sind Farbtöne, die gemischt werden können, um eine breite Palette von Farben zu erzeugen. Wie wir bereits gelernt haben, gibt es verschiedene Sätze von Grundfarben, je nachdem, welches Mischmodell du verwendest.

Die meisten von uns sind mit roten, blauen und gelben Primärfarben vertraut, auch bekannt als das RYB-Modell (Red, Yellow, Blue).

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    Das RYB-Modell ist ein Beispiel für ein subtraktives Farbmodell. Subtraktive Mischung bedeutet, dass Tinten, Farbmittel oder Pigmente neue Farben bilden, indem sie einige Teile des sichtbaren Spektrums absorbieren.
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    Das RGB-System ist ein additives Farbmodell, das mit Dunkelheit beginnt und verschiedene Lichtfarben verwendet, um Weiß zu erhalten. Wir sehen dieses Modell am häufigsten auf Computer- und Fernsehbildschirmen. Fotografen sind auch mit der Arbeit mit einem RGB-Farbprofil bei der Bearbeitung von Bildern vertraut. Im Grundsatz basiert dieses Modell auf der Dreifarbentheorie, die die drei Grundfarben rotgrün und blau beschreibt.
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    Cyan, Magenta und Gelb (CMY) sind ebenfalls subtraktive Primärfarben. Typischerweise im Farbdruck verwendet, wurden die traditionellen Rot- und Blautöne im Laufe der Zeit durch Magenta und Cyan ersetzt, da diese Pigmente eine breitere Palette von Farben erlaubten. CMYK ist auch der Name für den Druckprozess selbst, wobei das K für "key ink" steht - normalerweise ein Schwarz, das die Farbtöne auf oder abwertet.

Was ist der Farbkreis?

Tertiärfarben Itten

Nachdem wir nun verschiedene Arten von Grundfarben verstehen, können wir beginnen, den Farbkreis zu verstehen. So alt wie die Farbentheorie selbst, entstand der moderne Farbkreis aus dem 1665 veröffentlichten Farbkreis von Isaac Newton.

Die Theorie hinter dem Farbkreis bezieht sich stets auf die Beziehung zwischen Primärfarben, Sekundärfarben und Tertiärfarben. Alle drei Farbordnungen lassen sich in einem Kreis anordnen.

Am Beispiel des RYB-Modells sehen wir uns einen Farbkreis mit den Primärfarben Rot, Gelb und Blau an: Die drei Farben sind in einem Dreieck in der Mitte angeordnet. Jede der drei Farben wird mit den anderen beiden Farben kombiniert, woraus sich die Sekundärfarben ergeben, violett (aus Kombination von rot und blau), orange (aus Kombination von rot und gelb) und grün (aus Kombination von blau und gelb).

Jede Primär- und Sekundärfarbe wird in den außenliegenden Farbring an die Stelle übertragen, an dem das Farbfeld spitz zuläuft. Die Primärfarben werden nun noch einmal mit jenen Sekundärfarben vermischt, die durch Kombination derselben Primärfarbe entstanden sind.

So wird beispielsweise blau mit den Sekundärfarben violett und grün kombiniert, um den Farbring zu komplettieren.

Je öfter man diese nebeneinanderliegenden Farben miteinander kombinieren würde, desto feiner werden die Abstufungen zwischen den Farbtönen.

Unterschiede zwischen warmen & kalten Farben

Zeichne eine Linie in der Mitte eines jeden Farbkreises und du wirst warme und kalte Farben intuitiv voneinander separieren wollen. Die Farbtheorie hat die psychologischen Unterschiede den warmen und kalten Farben zugeordnet. 

Warme Farben, darunter Rot- und Gelbtöne sowie Brauntöne, sollen in der Kunst "voranschreiten". In Verbindung mit dem Sonnenuntergang und Tageslicht werden sie oft als einladend und anregend empfunden. 

Kühle Farben, von Blaugrün bis Blauviolett, sollen in der Kunst zurückweichen. Kühle Farben haben Verbindungen zu bedeckten, winterlichen Tagen und gelten als beruhigend und entspannend.

Die Bezeichnung Kühl und warm sind immer relativ, was bedeutet, dass man ein kühles Rot und warmes Rot haben kann, je nachdem, auf welcher Seite der reinen Farbe sie sitzen. Zum Beispiel werden Rottöne mit mehr Orange in ihnen als warm angesehen, während Rottöne mit mehr lila und blauen Untertönen mehr Kühlheit ausstrahlen.

Farbharmonie

Farbharmonie

Foto: Optimarc / Shutterstock

Sobald du einen Überblick über die grundlegenden Primärfarbenmodelle hast und weißt, wie der Farbkreis organisiert ist, ist es an der Zeit zu sehen, wie du die Farbtheorie zu deinem Vorteil nutzen kannst.

Diejenigen, die sich mit der Farbtheorie auskennen, werden es einfacher haben, Farbpaletten für ihre Projekte auszuwählen und leichter die gewünschten Ergebnisse erzielen.

Ob du nun ein Kunstwerk für dein Zuhause auswählst, deine Wände streichst oder eine neue Website erstellst, das Verständnis, wie man ein erfolgreiches Farbschema erstellt, ist ein Muss.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.