Gemälde

Frida Kahlos Werke und ihre Bedeutung

Frida Kahlos Werke

Die mexikanische Malerin Frida Kahlo ist bekannt für symbolträchtige Motive, farbenfrohe Leinwände und eine umfangreiche Serie von Selbstporträts. Sie malte das, was ihr gerade durch den Kopf ging, weshalb ihre Bilder so persönlich sind.

Angesichts der intimen und unverwechselbaren Beschaffenheit ihrer Werke erscheinen dir ihre Botschaften und Motive vielleicht zu unklar, um sie zu interpretieren. Betrachtet man die Werke allerdings in ihrem Kontext, beginnen sich die Bedeutungen hinter ihren bewegenden Bildern zu konkretisieren.

Frida Kahlo erkundet in ihrem Werk mehrere Themen, vom Interesse an ihrer Abstammung bis hin zu ihrem Kampf mit ihrer Kinderlosigkeit. Ihre bekanntesten Gemälde scheinen sich jedoch um zwei große Ereignisse in ihrem Leben zu drehen: Die traumatische Scheidung von ihrem Ehemann Diego Rivera und ein fast tödlicher Unfall, den sie als Teenager erlebte.

Hier stellen wir fünf ihrer bekanntesten Gemälde in einen Kontext, um die dahinter stehenden Themen, Gedanken und Emotionen erfassen zu können.

Für einen noch genaueren Einblick in Frida Kahlos Werke, eignet sich das Buch «Kahlo» von Andrea Kettenmann.

Die gebrochene Säule

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Ein Beitrag geteilt von Martina Dobešová (@domartina) am

«Es gab zwei große Unfälle in meinem Leben. Einer war der Zug, der andere war Diego. Diego war bei weitem der Schlimmste.» Die 18-jährige Kahlo wurde 1925 in einen Straßenbahnunfall verwickelt, bei dem sie neben vielen anderen schwerwiegenden Verletzungen einen Bruch der Wirbelsäule erlitt. In «Die gebrochene Säule» gibt Kahlo einen tragischen Einblick in die lebenslangen Folgen des Unfalls.

Das Bild zeigt Kahlo nach einer Wirbelsäulenoperation. Nackt, bis auf ein Krankenhausblech und ein Metallkorsett, ist ihr Körper mit Nägeln durchbohrt, der aufgespaltet dargestellt wird. Möglicherweise ist diese Darstellung als Anspielung auf die Christus-Ikonographie am Kreuz zu verstehen. In dem Spalt, der ihren Körper halbiert, ist eine zerbröckelnde ionische Säule zu sehen, die ihre Wirbelsäule ersetzt hat und ihren gebrochenen Körper symbolisiert. Im Hintergrund ist eine karge Landschaft gleichermaßen zerklüftet und ein gewittriger Himmel zeichnet sich ab.

Der verletzte Hirsch / Der kleine Hirsch

037-Yaralı-Geyik-The-Wounded-Deer-Frida-Kahlo-1024x774Wie «Die gebrochene Säule» ist auch «Der verletzte Hirsch» ein Selbstporträt, das symbolisch den physischen und emotionalen Schmerz thematisiert, der mit ihren Verletzungen verbunden ist.

In dieser Arbeit hat sich Kahlo als Hirsch dargestellt – eine Wahl, die vielleicht durch ihr geliebtes Haustier Granizo inspiriert wurde. Von Pfeilen getroffen und hinter einem zerbrochenen Ast (einem Objekt, das in traditionellen mexikanischen Bestattungsritualen verwendet wird) angeordnet, ist es klar, dass der Hirsch voraussichtlich sterben wird. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes war Kahlos Gesundheitszustand nahe dem Abgrund. Neben gescheiterten Operationen und den anhaltenden körperlichen Schmerzen im Zusammenhang mit ihrem Unfall litt sie auch an Wundbrand und anderen Folgen.

Darüber hinaus verweist «Der verletzte Hirsch» auch auf christliche Ikonographie. Gemäß der Bibel wurde der Heilige Sebastian, ein frühchristlicher Heiliger und Märtyrer, durch einen Ansturm von Pfeilen getötet. Sein Tod ist seit langer Zeit ein beliebtes Thema der Kunst und hat wahrscheinlich Kahlos Wahl des Themas beeinflusst.

Selbstbildnis mit Dornenhalsband

Frida Kahlo - Self-Portrait with Thorn Necklace and Hummingbird, 1940

Im Laufe ihrer Karriere malte Kahlo 55 Porträts von sich selbst, darunter auch das «Selbstbildnis mit Dornenhalsband und Kolibri». Bis heute ist dieses Stück eines ihrer bekanntesten Selbstporträts, bedingt durch den bewegenden Kontext, in dem es entstanden ist, und die Symbolhaftigkeit des Gemäldes.

Kahlo vollendete dieses Stück 1940, ein Jahr nach ihrer turbulenten Scheidung vom mexikanischen Maler Diego Rivera. Angesichts des Zeitpunkts seiner Entstehung wird das Selbstporträt mit Dornenhalskette und Kolibri allgemein als Spiegel ihres emotionalen Zustands nach der Trennung des Paares angesehen.

Auf dem Gemälde ist Kahlo vor einer Laubwand und zwischen einem pirschenden Panther und einem Affen positioniert. Rivera und sie hielten viele Affen als Haustiere, was viele Betrachter spekulieren ließ, dass die Affen als Ersatz für die Kinder dienten, die das Paar tragischerweise nicht empfangen konnte. Um ihren Hals trägt sie eine Halskette aus Dornen, an dem ein scheinbar lebloser Kolibri als Anhänger hängt. Obwohl die Dornen sich in den Hals bohren und Blut aus den Wunden fließt, bleibt ihr Ausdruck stoisch. Dieser ruhige Umgang mit dem Schmerz ist typisch für Kahlo, die kurz nach ihrer Scheidung sagte, dass wir letzten Endes viel mehr ertragen können, als wir denken.

Die zwei Fridas

Las dos Fridas (The two Fridas) 1939

Wie das Selbstbildnis mit Dornenhalskette und Kolibri wurde «Die zwei Fridas» als Reaktion auf Kahlos Scheidung gemalt. In dieser Arbeit erforscht Kahlo die zwei Seiten von ihrer selbst. Links stellt sie sich als Frau mit gebrochenem Herzen dar, die in einem traditionellen europäischen Kleid gekleidet ist. Rechts ist ihr Herz vollkommen, und sie trägt ein modernes mexikanisches Kleid – ein Stil, den sie während ihrer Ehe mit Rivera übernahm.

Während die beiden Fridas sich eine Sitzbank teilen, halten sie sich an den Händen. Diese Umschließung ist jedoch nicht alles, was sie verbindet; aus ihren Herzen sprießt eine einzige Ader, die sich verzweigt und sich um ihre Arme legt. Links schneidet Frida die Vene mit einer chirurgischen Schere durch und lässt sie bluten. Rechts führt die Ader zu einem winzigen Porträt von Rivera, das von Frida festgehalten wird und für das unachtsame Auge fast unsichtbar ist.

Dieses außergewöhnliche Selbstporträt stellt wahrscheinlich den inneren Identitätskampf dar, mit dem Kahlo im Zusammenhang mit ihrer Scheidung konfrontiert war. Obwohl thematisch surreal, bestand Kahlo darauf, dass eine solche Ikonographie im wirklichen Leben verwurzelt sei und daher eine direkte Reflexion ihrer Persönlichkeit sei. «Ich male nie Träume oder Alpträume», erklärte sie. «Ich male meine eigene Realität.»

Frida Kahlo Zitat

Selbstbildnis mit kurz geschnittenem Haar

02-13-11 New York Weekend 32

Nach ihrer Scheidung versuchte Kahlo sich neu zu erfinden. Als Auflehnung gegen ihren Ex-Mann malte sie das Selbstporträt mit abgeschnittenen Haaren.

Die Künstlerin sitzt auf einem leuchtend gelben Stuhl mit einer Schere in der Hand und Haarlocken umgeben sie. Kahlo malte sich selbst mit einem kurzen Haarschnitt und einem Herrenanzug. Über ihr steht ein dazugehöriger Text aus einem mexikanischen Volkslied. Auf Detusch übersetzt, bedeutet der Schriftzug so viel wie: » Wenn ich dich liebte, dann wegen deiner Haare. Jetzt, da du keine Haare mehr hast, liebe ich dich nicht mehr.»

Es ist klar, dass Kahlos androgynes Antlitz in dem Selbstporträt weit von den langen Haaren, fließenden Kleidern und weiblichem Schmuck entfernt ist, die in den meisten ihrer Darstellungen zu finden sind. Faszinierend ist jedoch, dass dies nicht das erste Mal ist, dass sie mit einem maskulinen Look experimentiert. Auf den Fotos der Künstlerin als Kind und Teenager ist zu sehen, dass sie oft Anzüge trug – auch wenn ihre weiblichen Freunde und Familie ein «feminineres» Aussehen besaßen.

Frida Kahlos Werke: Heutige Bedeutung

Leider ist Kahlo 1954 vermutlich an einer Lungenembolie gestorben, wobei auch ein Suizid nicht ausgeschlossen wird.

Dank ihrer sehr persönlichen Herangehensweise zur Kunst bleiben ihre innersten Emotionen und ihre bewundernswerte Phantasie jedoch in einer fesselnden Sammlung von Werken ewig erhalten.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.