Gustav Klimt ist einer der bedeutendsten Künstler des Symbolismus und des Wiener Jugendstils. Sein Œuvre ist eine umfangreiche Mischung von akademischen Gemälden, Zeichnungen und Kunstgegenständen.
Am bekanntesten ist er allerdings für die Sammlung von vergoldeten Werken, die während seiner Goldenen Phase (auch Goldene Periode) entstanden.
Im Stile dieser Schaffensperiode zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeitete Gustav Klimt etwa ein Jahrzehnt lang. In der goldenen Phase hat der Künstler einige der bekanntesten und wertvollsten Werke der modernen Kunst geschaffen.
Es folgt eine Übersicht, aus welchem Kontext heraus sich Gustav Klimts goldene Periode entwickelte, sowie eine Zusammenstellung der bedeutendsten Werke dieser Schaffensphase.
Historischer Kontext: Gustav Klimts Goldene Phase
Gustav Klimt begann 1883 sich seiner Kunst mit einer professionelleren Herangehensweise zu widmen, als er gemeinsam mit seinem Bruder und dem Künstler Franz Matsch die als Künstler-Compagnie bezeichnete Ateliergemeinschaft gründete.
Das Trio wurde vielfach beauftragt, Wandmalereien in Wien und Umgebung zu malen. Während diese großformatigen Gemälde zunächst im akademischen Stil mit klassischer Thematik gestaltet wurden, hat diese Zeit Klimts Einstellung zur Bedeutung von Kunst geprägt.
Schließlich entschlossen sich einige Wiener Künstler im Jahr 1897 zu einer Abkehr vom Wiener Künstlerhaus. Sie starteten die Wiener Secession, die als Künstlervereinigung die Interessen der Künstlerinnen und Künstler vertreten sollte.
Klimt und andere Secessionisten lehnten die traditionell konservative Wiener Kunstszene ab und gaben den zeitgenössischen Künstlern Wiens eine Plattform zum Austausch und zur Ausstellung ihrer Werke. Diese befreiende Bewegung ermöglichte es Klimt, experimenteller in seiner Kunst zu werden und einen symbolistischen Stil zu entwickeln, der von den Bewegungen des Jugendstils und den Merkmalen des frühen Arts-and-Crafts inspiriert war.
Mit zunehmender Modernität seines Malstils wurde auch sein Umgang mit dem Material immer fortschrittlicher.
In den ersten Jahren der Wiener Secession begann Klimt, Blattgold in seine Werke zu integrieren. Dieser Umschwung in seiner Bildsprache markierte den Beginn der erfolgreichsten und glanzvollsten Periode seiner künstlerischen Laufbahn.
Frühe Werke aus der goldenen Phase
Die Pallas Athene gilt oft als das früheste Exemplar aus Klimts Goldener Phase.
Das 1898 fertiggestellte Ölgemälde zeigt die griechische Göttin Athene in einer gepanzerten Rüstung, während sie eine herausfordernde Pose einnimmt, indem sie ihr Speer dominant aufstellt.
Auch wenn dieses Werk noch den mythologischen Einfluss seiner frühen Arbeiten zu erkennen gibt, deutet die gewagte Verwendung von Gold und die Verwendung von Mustern auf Klimts bevorstehende Werke hin.
Ein weiteres frühes Beispiel aus dieser Zeit ist die Darstellung der Judith I. Wie viele seiner späteren Werke zeigt dieses Gemälde ein Porträt einer Frau, umgeben von Ziermustern und einem Goldgrund. In der genannten Darstellung handelt es sich um die biblische Gestalt Judith, die vor allem für ihre Enthauptung des assyrischen Feldherrn Holofernes bekannt ist.
Ebenso stellt Klimt die weibliche Figur mit einem erotischen Unterton dar. Dies wurde ein Konzept, das seiner Kunst der Goldenen Periode zu eigen werden sollte.
In den Jahren 1901 und 1902 vertiefte Gustav Klimt den Stil seiner Goldenen Phase mit dem Beethovenfries.
Dieser 34 Meter lange Fries wurde für die 14. Wiener Secessionsausstellung geschaffen. Es ist eine Hommage an Ludwig van Beethoven und bietet eine visuelle Interpretation seiner 9. Symphonie.
Dazu kommen die opulenten Flächen, mystischen Motive und Figuren sowie dekorative Akzente, die Klimts Goldmalerei prägen.
Auch Klimts Darstellung der Danaë besitzt einige stilistische Merkmale dieser Schaffensperiode.
Danaë war um die Jahrhundertwende bei zahlreichen Künstlern ein beliebtes Motiv. Die Figur der griechischen Mythologie galt als Inbegriff der göttlichen Liebe und der Erhabenheit.
In dem Gemälde von Klimt ist Danaë in einen königlichen Purpurschleier gehüllt, der auf ihre kaiserliche Herkunft anspielt. Einige Zeit nach einer Begegnung mit den Göttern gebar sie einen Sohn, Perseus, der später in der griechischen Mythologie für die Enthauptung der Medusa verantwortlich ist.
Bedauerlicherweise sind die vier großformatigen Fakultätsbilder der Universität Wien, die Gustav Klimt und Franz Matsch gemeinsam malten, bei einer Brandstiftung von SS-Truppen zerstört wurden.
Drei der vier Kompositionen werden Klimt zugeschrieben. Die aufwändigen Allegorien der verschiedenen Universitätsfakultäten können heute nur noch als Schwarz-Weiß-Fotografie überliefert werden.
Dennoch hat das Wiener Leopold-Museum eine Rekonstruktion der Hygieia aus dem Bild der medizinischen Fakultät angefertigt, die den umfangreichen Gebrauch goldener Farbe zeigen.
Der Höhepunkt von Gustav Klimts goldener Phase
Gustav Klimts Goldene Phase kam mit drei Schlüsselwerken zu ihrer vollständigen Entfaltung: Das Porträt von Adele Bloch-Bauer I, der Stoclet-Fries und Der Kuss.
Als erfolgreicher Maler und bedeutender Vertreter der zeitgenössischen Kulturszene Wiens wurde Klimt oft mit der Porträtmalerei der vornehmen Frauen der Stadt beauftragt.
Die bekannteste dieser Darstellungen ist das Porträt von Adele Bloch-Bauer I (1907), das die Frau eines reichen jüdischen Bankiers darstellt.
Obwohl dieses Kunstwerk eine Dame der damaligen Zeit abbildet, vermittelt es durch die wagemutige Verwendung von Gold ein Gefühl von Opulenz, das an ein altbyzantinisches Mosaik erinnert.
Zwischen 1905 und 1911 schuf Klimt den Stoclet-Fries, eine Serie von acht aufwändigen Mosaiken, die für den Speisesaal des Palais Stoclet in Brüssel in Auftrag gegeben wurden.
Im Mittelpunkt des gesamten Sets steht der Lebensbaum, eine stilisierte Darstellung eines Baumes mit gewundenen, spiralförmigen Zweigen, komplizierten Musterarbeiten und symbolischen Motiven, die von der antiken Kunst geprägt sind.
Der Baum wird durch Figuren ergänzt, darunter eine Tänzerin und ein Paar, das den in "Der Kuss" dargebotenen Liebhabern sehr ähnlich sieht.
Das wohl bedeutendste und bekannteste Werk von Gustav Klimt ist wahrscheinlich Der Kuss. Das Ölgemälde wurde 1908 vorzeitig ausgestellt und im darauffolgenden Jahr von Klimt finalisiert.
Es zeigt eine Frau und einen Mann, die auf einem Fleckchen schimmernder Blumen stehen und eng miteinander verschlungen sind, während der Mann die Frau auf die Wange küsst. In kontrastreiche Muster gekleidet und überwiegend aus vergoldeten Formen zusammengesetzt, bildet das Motiv des sich liebkosenden Paares den Höhepunkt von Klimts Goldener Phase.
Gustav Klimts Spätwerk als stilistische Neuorientierung
Um 1911 hörte Klimt auf, seine Gemälde mit Blattgold zu verzieren.
Stattdessen begann er, komplizierte Ebenen in seine Kompositionen einzubauen, die an die Muster eines Kaleidoskops erinnern.
Klimt arbeitete in diesem Stil bis zu seinem Tod 1918. Das wohl bekannteste Gemälde seines Spätwerks ist Tod und Leben, das er nur drei Jahre vor seinem eigenen Tod vollendete.
Während Werke wie Tod und Leben oder Adele Bloch-Bauer II nach wie vor ein geschätzter Bestandteil seines Gesamtwerks sind, sind es gerade die schillernden Arbeiten aus seiner Goldenen Periode, die ihm auch noch nach über einhundert Jahren große Bewunderung bescheren.