Hard Edge Malerei: Entstehung, Merkmale und bedeutende Künstler

Die Hard Edge Malerei in der amerikanischen Kunst war eine Variante dessen, was der Kunstkritiker Clement Greenberg Post-Painterly Abstraction nannte: Eine Tendenz weg vom Abstrakten Expressionismus mit gestenreicher Gestaltungsweise (siehe auch: Begriffserklärung gestural) hin zu einer präziseren Ausdrucksweise.

Der Begriff "Hard Edge" wurde erstmals 1959 von dem Kunsthistoriker und Kritiker Jules Langsner verwendet, als er die nicht-gegenständlichen Bilder von vier Künstlern der US-amerikanischen Westküste beschrieb, die er in der Ausstellung "Four Abstract Classicists" im Los Angeles County Museum of Art zusammengestellt hatte.

Definition und Merkmale der Hard Edge Malerei

Die Hard Edge Malerei ist durch eine Sparsamkeit des Ausdrucks, eine saubere Oberfläche ohne Zwischentöne, einen Reichtum an Farben, die in klar abgegrenzten Bereichen aufgetragen werden, und eine beziehungslose Anordnung der Formen auf der gesamten Leinwand gekennzeichnet.

Dieser Stil ohne eine erkennbare Handschrift des Künstlers wurde durch die Vermeidung von sichtbaren Pinselstrichen noch verstärkt. Darüber hinaus versuchten sie, eine einzige, einheitliche Komposition zu schaffen, wie man sie oft in Werken von Barnett Newman und anderen Farbfeldmalern sieht.

Vereinfacht ausgedrückt, verbindet die Hard Edge Malerei - die an die Theorien des Piet Mondrian sowie an Werke von Josef Albers erinnert - die klare Bildsprache der geometrischen Abstraktion mit den intensiven Farbtönen der Farbfeldmalerei. 

Die Kunstform entwickelte sich zunächst in Kalifornien, verbreitete sich in den 1960er Jahren aber rasch über die gesamen Vereinigten Staaten.

Im Gegensatz zu den gestenreichen Werken des Action Paintings unternahmen die Maler der Hard Edge Kunst signifikante Anstrengungen, ihre Kompositionen zu anonymisieren, um formalen Elementen den Vorrang zu geben und andere Elemente wie Spiritualität oder Emotionalität herunterzuspielen. 

Im Gegensatz zu den traditionelleren Farbfeldmalern, die die Farbe als das wichtigste Element in ihrer Arbeit betrachteten, interessierten sich die Hard Edge Maler mehr für die Gestaltung und Struktur.

Abstrakter Expressionismus der zweiten Generation

Die abstrakten Expressionisten der zweiten Generation ließen die Gestenhaftigkeit hinter sich und entwickelten eine Reihe von spezielleren Strömungen und Kunstauffassungen. Die Hard Edge Malerei war nur eine von ihnen. Zu den anderen Subströmungen gehörten die Farbfeldmalerei, Op Art, Bay Area Figuration und Minimal Painting.

Merkwürdigerweise fand in Europa der gleiche Grad an Fragmentierung statt: Die Hauptbewegung Art Informel, die dem amerikanischen Abstrakten Expressionismus in vielerlei Hinsicht entsprach, umfasste zahlreiche verschiedene Stile und Tendenzen, wie z.B. Tachismus, Abstraction Lyrique und andere.

Aus diesem künstlerischen Schmelztiegel der späten 1960er bis frühen 1970er Jahre entstand die Zeitgenössische Kunst, die uns postmoderne Kunstformen wie den Minimalismus, Videokunst, Installation und anderen freien Gestaltungsmöglichkeiten schenkte.