Aufenthaltsprogramme für Künstlerinnen und Künstler (auch Künstlerresidenzen oder im Englischen "Artist in Residence"-Programm genannt) sind eine hervorragende Möglichkeit für Kreativbegabte, mit finanzieller, materieller oder kuratorischer Unterstützung durch eine Kunstinstitution zu arbeiten.
Die Bewerbung um einen solchen Aufenthalt kann für talentierte junge Künstler/innen eine wunderbare Möglichkeit sein, ihren Kunststil zu erkunden und ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben. Aber auch für etablierte Künstler/innen gibt es Möglichkeiten, an einem solchen Förderprogramm teilzunehmen.
In diesem Artikel gehen wir den Fragen nach, was genau eine Künstlerresidenz ist, wie Künstlerresidenzen finanziert werden und wann es sinnvoll ist, sich für eine Künstlerresidenz zu bewerben.
Abschließend findest du eine Reihe von Förderprogrammen für Künstler/innen, einschließlich Künstlerresidenzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Was genau ist eine Künstlerresidenz?
Künstlerresidenzen sind finanzierte oder teilfinanzierte Programme, die Künstlerinnen und Künstlern Zeit, Materialien, Räume und teils sogar Arbeitsaufträge zur Verfügung stellen, damit sie sich voll und ganz der Ausarbeitung ihrer Ideen widmen können.
Künstleraufenthalte sind eine zeitlich begrenzte Arbeitsmöglichkeit.
Wenn einer Künstlerin oder einem Künstler eine Residenz gewährt wird, zieht er oder sie entweder für eine bestimmte Zeit in einen bestimmten, von der Institution zugewiesenen Arbeitsort um, arbeitet mit einer bestimmten Gruppe von Menschen an einem vorgegebenen Thema oder erstellt mit dem Material, der Ausstellung und der kuratorischen Unterstützung der Institution innerhalb einer bestimmten Zeitspanne ein Gesamtwerk.
Neben diesen Annehmlichkeiten werden die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler oft von der gastgebenden Einrichtung vermarktet und einem breiterem Publikum bekanntgemacht. Häufig werden die ausgewählten Künstler/innen in den sozialen Medien oder per E-Mail bekannt gegeben, wo auch der Verlauf der Residenz verfolgt werden kann.
Wie werden Künstlerresidenzen finanziert?
Die Finanzierung dieser Programme hängt von der durchführenden Institution ab.
- Einige Stiftungen und Museen auf Bundes- oder Landesebene verfügen über öffentliche Gelder, die zur Förderung von Kunst und Kultur eingesetzt werden. Die Stiftung Kunstfonds ist beispielsweise eine solche Einrichtung, die jedes Jahr den Kulturbetrieb in Deutschland fördert.
- Andere Einrichtungen und privat geführte Vereine finanzieren sich zu einem Großteil über Spenden und Beiträge. Der Balmoral 03 e.V. in Bad Ems ist ein Beispiel eines von ansässigen Bürgern finanzierten Fördervereins.
- Privatfinanzierte Künstlerförderprogramme existieren im Rahmen des Galeriebetriebs und werden von "Blue Chip"-Galerien angeboten, die wiederum ein langfristiges wirtschaftliches Interesse am Erfolg der Geförderten haben. Das Residenzprogramm von Hauser & Wirth kann als Beispiel genannt werden.
Wie man sich für einen Künstleraufenthalt bewirbt
Um zu verstehen, wie du dich für eine Künstlerresidenz bewerben kannst, bedarf es einer gründlichen Vorbereitung.
Die meisten Einrichtungen erwarten von dir, dass du im Rahmen deiner Bewerbung zahlreiche Unterlagen zusammenstellst. Dieser Bewerbungsvorgang ist eine gute Möglichkeit, Dinge wie deine Website, deinen Lebenslauf und dein Portfolio auszuarbeiten.
Bevor du dich für ein künstlerisches Residenzprogramm bewirbst, ist es wichtig, dass du folgende Rahmenbedingungen recherchierst.
- Bewerbungsfristen: Die meisten Organisationen stecken kurze Deadlines zur Einreichung deiner Bewerbung. Es ist empfehlenswert, wenn du weißt, welche Organisationen regelmäßig Künstlerresidenzen anbieten. Mache dich mit den Vergabeverfahren und den Fristen zur Bewerbungseinsendung vertraut.
- Thema und Konzepte: In der offenen Ausschreibung wird das Thema erklärt. Von den Künstler/innen wird meist erwartet, dass sie Konzept vorlegen, in dem sie darlegen, wie sie ihr Medium, ihre Ideen und ihre Recherchen einsetzen werden, um das Thema zu bearbeiten.
- Format: Auf den Websites oder Social Media Kanälen der Fördereinrichtungen wird deutlich, in welchem Format deine Bewerbung eingereicht werden soll. Schriftlich, mündlich oder als Video: Achte genau darauf, dass du die Formalitäten einhältst und du die Bewerbung in dem geforderten Medium einsendest.
Es gibt jedoch auch Künstlerresidenzen, die es Künstler/innen ermöglichen, ganz frei zu arbeiten und die eigenen Ideen ohne Vorgaben umzusetzen. Meist handelt es sich dabei jedoch um eine Art Zusammenarbeit zwischen Galerie und Künstler/in, die bereits miteinander verbandelt sind.
Die Galerie, die die Künstlerin oder den Künstler vertritt, hat ein Interesse daran, Kunstwerke zu verkaufen. Ein optimales Arbeitsumfeld zu schaffen und den Künstler/innen eine verhältnismäßig sorglose Zeit zu bereiten, ist ein Win-Win für beide Parteien.
Solche Fördermöglichkeiten werden selbstverständlich nicht mittels Bewerbungsverfahren vergeben, sondern erfolgen als Einladung der Galerie in Absprache mit der Künstlerin oder dem Künstler.
Überlegungen beim Durchführen
Hast du dich mit den Rahmenbedingungen des Bewerbungsverfahrens vertraut gemacht, solltest du dich nicht direkt drauflos bewerben.
Nicht jede verlockend klingende Option ist die richtige Wahl für deine Teilnahme.
Hier sind einige Faktoren, die du bei der Suche nach der für dich richtigen Künstlerresidenz berücksichtigen solltest:
- Dauer und Verfügbarkeit: Du solltest dich vergewissern, dass du in dem geplanten Zeitraum auch wirklich an der Künstlerresidenz teilhaben kannst. Wenn du einer Vollzeitbeschäftigung außerhalb des Kunstbetriebs nachgehst, solltest du sicherstellen, dass du Urlaub nehmen kannst, wenn du ausgewählt wirst.
- Intention: Aufenthaltsprogramme für Künstler/innen sind eine wunderbare Möglichkeit, deine künstlerische Tätigkeit zu entfalten, aber nur, wenn sie mit deinen Vorstellungen übereinstimmen. Du solltest dich vergewissern, dass die Vorgaben der veranstaltenden Institution mit deinen künstlerischen Absichten übereinstimmen.
- Finanzielles: Lies dir die Ausschreibung genau durch, um herauszufinden, welche finanziellen Mittel Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen des Programms zur Verfügung stehen. Stelle sicher, dass die finanziellen Voraussetzungen für einen Aufenthalt gesichert sind.
- Qualifikation: Künstlerresidenzen für Nachwuchskünstler/innen haben oft eine Alters- oder Ausstellungsbeschränkung für qualifizierte Künstler. Das bedeutet, dass du dich nicht bewerben solltest, wenn du zum Beispiel schon mehrere Einzelausstellungen hattest, seit einer bestimmten Dauer als Künstler arbeitest oder in der Kunstwelt bereits anerkannt bist. Wiederum andere Residenzen sind nur fur solche etablierten Künstler/innen zugänglich.
- Ausstattung der Residenz: Je nachdem, wie dein gewöhnlicher Schaffensprozess aussieht, benötigst du möglicherweise eine spezielle Ausrüstung oder ausgefallene Materialien, die dir nicht in jedem Aufenthaltsprogramm zur Verfügung stehen werden. Du wirst für eine bestimmte Zeit von deinem Atelier weg sein und in einem neuen, völlig anderen Arbeitsumfeld tätig sein. Deshalb ist es wichtig, dass du dir überlegst, wie du deine Arbeitsweise auf die neue Umgebung anpassen kannst.
Künstlerresidenzen finden: Hilfreiche Links
Nachfolgend findest du eine Übersicht von Links zu Websites, die sich dem Thema der Künstlerresidenzen widmen. Auf der Website von resartis findest du beispielsweise eine Karte sämtlicher angebotenen Aufenthaltsprogramme für Künstler/innen welweit. Andere Links führen zu einzelnen Angeboten, vorwiegend im deutschsprachigen Raum.