Kunst

Künstlische Intelligenz in der Kunst – Ein Meilenstein der Kunstgeschichte?

Künstliche Intelligenz in der KunstFoto: www.obvious-art.com / Edmond de Belamy

Die Zeiten ändern sich und die Technologie verwurzelt sich immer tiefer in allen Bereichen unseres Lebens. Auch die Kunst bleibt bei dieser Entwicklung nicht außen vor. Im vergangenen Oktober kam es zu einem viel diskutierten Ereignis, als Christie’s New York ein Gemälde für 432.000 US-Dollar versteigerte, das von einer künstlichen Intelligenz erschaffen wurde. Damit erzielte das «Portrait of Edmond de Belamy», so der Titel des Werks, einen Verkaufspreis, der 43 mal höher war, als die Schätzung des Auktionshauses.

Nun geht der Verkauf sogenannter «AI Art» (Artificial Intelligence Art) in die zweite Runde. Das Auktionshaus Sotheby’s hat den Verkauf mehrerer Werke des deutschen Künstlers Mario Klingemann für den 6. März angesetzt.

Der Entstehungsprozess des AI Porträts

 

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This is how the GAN algorithm we used created Edmond de Belamy. Quite fascinating isn’t it? – #edmond #obvious #video #gan #generation

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Das «Portrait of Edmond de Belamy» genannte Werk wirkt ein wenig wie eine Skizze oder ein unvollendetes Bild, das aus schnellen und zügigen Pinselstrichen besteht. In der rechten unteren Ecke, an der Stelle, an der gewöhnlicherweise die Künstlersignatur zu finden ist, sehen wir einen Algorithmus, mit dem das Gemälde erstellt wurde, den sogenannten Generative Adversarial Network Algorithmus (GAN).

Zunächst wurde das System mit einem Datensatz aus 15.000 verschiedenen Porträts aus dem 14. bis 20. Jahrhundert gespeist. Dann erzeugte der erste Teil des Algorithmus, der sogenannte Generator, neue Abbildungen basierend auf diesen Daten. Anschließend vergleicht der zweite Teil des Algorithmus, den die Erfinder als «Discriminator» bezeichnet haben, die erzeugten Bilder mit den von Menschen gemalten Bildern. Sobald der Diskriminator keine Möglichkeit zur Unterscheidung mehr hatte (basierend auf zahlreichen einprogrammierten Variablen), ist das Porträt vollendet.

Wer steckt hinter den Porträts der Familie Belamy

Der gesamte Prozess wurde von dem in Paris ansässigen Kollektiv Obvious konzipiert und überwacht. Auf ihrer Website stellen sie sich als Gruppe von Freunden, Künstlern und Forschern vor, deren Hauptmotivation darin besteht, die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz und des Machine Learning mit Hilfe von Kunst zu «erklären und zu demokratisieren», indem sie mit dem Konzept einer kreativen Maschine experimentieren.

Der von ihnen verwendete Algorithmus wurde von Ian Goodfellow erfunden, der frei ins Französische übersetzt «bel ami» heißt. Aus «bel ami» machten die Künstler von Obvious den Namen «Belamy», der als Familienname der insgesamt 11 Familienporträts verwendet wurde.

Künstliche Intelligenz in der Kunst – Kreativ oder kreativlos?

Wie Richard Lloyd, internationaler Leiter für Drucke und Vervielfältigungen bei Christie’s, sagt, wurde die Künstliche Intelligenz in der Kunst zuvor von zeitgenössischen Künstlern lediglich als Hilfsmittel eingesetzt.

Während sich die Technologie weiterentwickelt, betonen die Mitglieder von Obvious die Unabhängigkeit und Kreativität der Maschine: «Wir möchten die Parallele zwischen den Eingabeparametern für die Entwicklung eines Algorithmus und den Einflüssen hervorheben, die den Stil eines Künstlers prägen. Vor allem wollen wir, dass sich der Betrachter auf den kreativen Prozess konzentriert: Ein Algorithmus funktioniert in der Regel durch die Replikation menschlichen Verhaltens, aber er lernt durch die Verwendung eines eigenen Lösungsweges.»

Die Frage, ob künstliche Intelligenz in der Kunst ein zuhause hat und inwiefern dadurch Kreativität zum Ausdruck kommen kann, wird aktuell intensiv diskutiert. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls die Frage, was Kunst tatsächlich auszeichnet, erneut aufgeworfen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

Ein Kommentar

  • Als Berufsfotograf (eig.Studio analog) und Künstler beschäftige ich mit seit einigen Jahren mit KI in der bildgebenden Form. Obwohl die «Bilder» ausschließlich durch neuronale Netzwerke entstanden sind, ist es meine Aufgabe, diese Bildfragmente zu neuer gegenständlicher Aussage zu bringen. Bei Interesse zeige ich gerne meine Arbeiten.

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