Malerei

8 wichtige Kunststile der Malerei der letzten 160 Jahre im Überblick

Kunststile der Malerei Titelbild

Die zeitgenössische Kunst ist ein Mischmasch aus künstlerischen Ausdrucksformen, Stilrichtungen und Gattungen. Die wichtigen Entwicklungen der heute weitestgehend freien, ungehemmten Kunst, haben sich in den letzten Jahrhunderten vollzogen.

In der westlichen Kunst fand mit der Renaissance ein Umbruch statt, bis die modernen Kunstrichtungen den entscheidenden Umbruch für die zeitgenössische Kunst legten, wie wir sie heute kennen. Viele dieser Wandlungen wurden durch technologische Fortschritte vorangetrieben. 

Auch politische, religiöse, soziologische oder philosophische Veränderungen haben in der Vergangenheit für Umschwünge in der Kunst gesorgt. Auf diese Weise sind ganze Kunstrichtungen mit spezifischen Merkmalen entstanden, die von vielen Künstlern zur selben Zeit praktiziert wurden.

Vielleicht wirst du nicht mehr Teil der ursprünglichen Künstlergruppe sein, die diese Bewegungen geformt und geprägt haben, aber du kannst immer noch in ihrem künstlerischen Stil arbeiten.

Wenn du dir wichtige Kunststile der Malerei ansiehst, wirst du die Ursprünge der heute so freien Kunst kennenlernen. Andererseits werden dich die Stile inspirieren und dein eigenes Kunstschaffen in eine neue Richtung lenken. 

Lernen wir in diesem Artikel sieben wichtige Kunstrichtungen kennen, die die Malerei maßgeblich beeinflusst haben.

Kunststile der Malerei: Realismus, circa 1840 - 1870

Die Steinklopfer Gustave Courbet

Gustave Courbet, Die Steineklopfer, 1849

Der Realismus war eine bedeutende Kunstrichtung, in der die Künstler das Gemalte nicht mehr stilisierten oder idealisiert darstellten. Sie zeigten ihre Motive unverhüllt und ehrlich, ohne sie zu schönen, wie es vorher im Rokoko und dem Jugendstil der Fall war. Die Auftraggeber verlangten nicht mehr möglichst makellose Darstellungen nach ihren Vorstellungen.  

Häufig wurde eine naturalistische Malweise eingesetzt, um diese Realitäten am eindrucksvollsten wiedergeben zu können. Zwingend notwendig ist eine detailgenaue Darstellung der Wirklichkeit im Sinne des Naturalismus allerdings nicht.

Das handwerkliche Können und die damit verbundene Genauigkeit der Darstellung war lediglich zweitrangig.

Impressionismus, circa 1860 - 1890

Impression Sonnenaufgang

Monet, Impression, Sonnenaufgang, 1872

Die Frühwehen des Impressionismus waren bereits in den 1860er Jahren zu spüren, als Claude Monet seine Eindrücke von flüchtigen Natur- und Lichteffekten unter freiem Himmel malte.

In den 1880er Jahren wurde dem Stil sein Name verliehen und es folgten einige Künstler, die in ihrer Kunst ähnliche Ausdrucksformen fanden. Kennzeichnend für den Impressionismus sind die von der Realität losgelösten Farben, die kräftigen Pinselstriche und die Flüchtigkeit der Motive.

Der Stil, über den sich die zeitgenössischen Kritiker damals erregten, weil er ihnen zu unvollendet und rau wirkte, ist heute ein Liebling bei vielen Museumsbesuchern.

Expressionismus und Fauvismus, circa 1905 - 1920

Franz Marc, Die großen blauen Pferde, 1911

Franz Marc, Die großen blauen Pferde, 1911

Die beiden Kunstrichtungen des Expressionismus und Fauvismus sind sich in ihrer Ausdrucksweise recht ähnlich. Künstler beider Stile verwenden intensive und ausdrucksstarke Farben, die einen Gemütszustand ihres Schöpfers ausdrücken.

Edvard Munch ist ein bekannter Künstler, der mit seinen höchst individuellen stilistischen Ausprägungen innerhalb der Grenzen des Expressionismus agierte. Er verkörperte seine eigenen Wahnvorstellungen ebenso wie die Scheußlichkeiten des täglichen Lebens.

Der Stil der Fauves zeichnet sich durch eine satte Farbpalette, dicke Pinselstriche und vereinfachte, oft abstrahierte Formen aus.

Kunststile der Malerei: Abstraktivismus 

Kunststile der Malerei

Wassily Kandinsky, Fugue, 1914

Nach den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts wurden die Kunststile der Malerei Schritt für Schritt abstrakter. Die naturalistische Malweise von realistischen Motiven spielte für Künstler wie Picasso keine Rolle mehr.

Wichtiger war ihnen der Ausdruck der Essenz des Motivs. Es ging ihnen um die Botschaft, nicht um die perfekte handwerkliche Ausarbeitung einer Idee. In den früheren Phasen der Abstraktion konnte den Werken noch eine gewisse Gegenständlichkeit zugeschrieben werden. Auch wenn das Abgebildete in der Realität abseits der Leinwand niemals existieren würde, konnte man dennoch meist erkennen, worum es sich handeln soll.

Bekannte Kunstrichtungen, die die Abstraktion in ihrem Frühstadium förderten, waren der Abstraktivismus (u.a. von Kandinsky), Kubismus und Expressionismus.

Dadaismus, 1916 - 1922

Neo-Dada

Foto: Sharon Mollerus - Robert Rauschenberg, Retroactive II, 1963 1/26/18 / Wikipedia / CC BY 2.0

Dadaismus oder Dada war eine Form der künstlerischen Abneigung gegen die sozialen, politischen und kulturellen Werte der damaligen Zeit. Der Dadaismus war mehr als nur ein Kunststil der Malerei. Die Bewegung umfasste Elemente aus Kunst, Musik, Poesie, Theater, Tanz und Politik.

Dada war weniger ein Kunststil wie der Kubismus oder Fauvismus, sondern eher eine Protestbewegung mit einem Manifest gegen das Establishment.

Kunststile der Malerei: Abstrakter Expressionismus

Jackson Pollock

Foto: Bumble Dee / Shutterstock

Nicht nur abstrakt, nicht nut expressionistisch, sondern beides. Die vollständige Abstraktion, die keine Bezüge zu gegenständlichen Motiven offenbart, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg forciert.

Künstler waren sich ihres Ausdrucks unsicher, nachdem sie am eigenen Leib die Scheußlichkeiten des Kriegs erlebt haben. Was sollte man malen, nachdem zwei Atombomben geworfen wurden und zig Millionen Menschen ihr Leben für einen scheinbar sinnlosen Krieg ließen.

Für die abstrakten Expressionisten wie Jackson Pollock, Willem de Kooning und Mark Rothko lieferte die Kunst um der Kunst willen eine Antwort. Der reine Ausdruck, losgelöst von irgendeiner Bedeutung, einer künstlerischen Absicht und frei für die Interpretation des Betrachters, war für sie die einzige Antwort, die man in einer solchen Zeit liefern konnte.

Neoexpressionismus, 1980er Jahre

Neoexpressionismus Titelbild

Foto: shogunangel / Flickr

Kunststile der Malerei in der jüngeren Vergangenheit wären ohne die Nennung des Neoexpressionismus nicht komplett. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein vielfältiger Kunststil, der in den frühen und mittleren 80er Jahren den Kunstmarkt in Europa und den Vereinigten Staaten bestimmte.

Der Neoexpressionismus umfasste eine sehr vielfältige Zusammenstellung junger Künstler, die als Reaktion auf die in sich gekehrte und hochintelligente abstrakte Kunstentwicklung der 1970er Jahre wieder zur Darstellung des menschlichen Körpers und anderer wiedererkennbarer Objekte zurückgekehrt waren.

Die Entwicklung wurde mit neuen Methoden der Verkaufsförderung verknüpft und machte Künstler wie Jean-Michel Basquiat zu internationalen Ikonen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.