MalerMalerei

Leonardo da Vinci Maltechniken lernen: Sein gesamter Malprozess in 5 Schritten

Leonardo da Vincis Maltechniken TitelbildLeonardo da Vinci, Anbetung der Könige aus dem Morgenland (Ausschnitt), um 1481

In diesem Artikel erfährst du alles über Leonardo da Vincis Maltechniken. Dazu gehen wir die fünf wichtigsten Schritte seines Malprozesses anhand von Beispielen durch.

Du erfährst, wie Leonardo da Vinci seine Gemälde vorbereitet hat und wie er Farben auswählte, um Techniken wie das Chiaroscuro oder das Sfumato zu perfektionieren.

Leonardo da Vincis Maltechniken

Leonardo behandelte die Kunst wie eine Wissenschaft. Seine Herangehensweise an der Malerei folgte einer gewissen Logik, die vom Ungenauen und Vorbereitenden ins Genaue und Ausgearbeitete überleitet.

Nachfolgend findest du einige von Leonardo da Vincis Maltechniken, anhand derer sich sein Schaffensprozess in der Malerei nachvollziehen lässt.

1. Skizzen und Studien

Leonardo da Vinci, Studie für Burlington House Cartoon

Leonardo da Vinci, Studie für Burlington House Cartoon

Die Basis für die Gemälde von Leonardo bildeten seine umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen. Bevor Leonardo da Vinci Farben ins Spiel brachte, studierte er sorgfältig seine Vorlage und schuf zahlreiche Skizzen einzelner Figuren oder einer gesamten Szene.

Er legte großen Wert auf die perspektivische Betrachtung von Figuren und wie ihre Merkmale aus einem bestimmten Winkel aussahen. Die Grundlage für seine naturalistischen Gemälde bildeten seine anatomischen Untersuchungen, in denen er den menschlichen Körperbau von Grund auf erlernte.

Auf dem obigen Blatt sieht man Skizzen Leonardos, die sowohl kompositorische Vorzeichnungen eines Gemäldes vermuten lassen, als auch die Details in den Haltungen der Figuren darunter zeigen.

Die Kompositionsstudie im Zentrum des Blattes zeigt sogar den Bildausschnitt und das Format der späteren Arbeit, gekennzeichnet durch die rechteckige Umrandung der Szene.

2. Die Vorzeichnungen und Untermalungen

Leonardo da Vinci, Virgin and Child with St Anne and John the Baptist

Leonardo da Vinci, Burlington House Cartoon, c. 1499–1500 oder c. 1506–1508

Beginnend bei den detaillierten Skizzen einzelner Figuren und der Gesamtkomposition übertrug er diese Studien in Form von Vorzeichnungen oder Untermalungen auf die späteren Maluntergründe seiner Gemälde.

Leonardo untermalte seine Gemälde in neutralem Grau oder Braun und sorgte damit für die perfekte Vorlage für seine spätere Ausarbeitung. Hierfür nutzte er meist eine Mischung aus einer Kohlezeichnung für die Details und einer farblichen Grundierung der gesamten Szene.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel seiner Vorzeichnung wird dir in seinem sogenannten Burlington House Cartoon offenbart, da die Arbeit in diesem eigentlich temporären Stadium verblieb. 

Aufgrund seiner Größe ist davon auszugehen, dass es sich um eine direkte Vorarbeit für ein Gemälde handelt, das nie ausgeführt wurde, aber möglicherweise vom französischen König Ludwig XII. in Auftrag gegeben wurde.

Der Vorteil dieser häufig in der Renaissance angewandten Untermalungstechnik ist zum einen die farbliche Harmonie des späteren Kunstwerks, zum anderen die Genauigkeit, mit der die Figuren farblich ausgearbeitet werden können.

Ein Teil der Untermalung scheint durch die oben aufliegenden Farbschichten hindurch, wenn das Licht auf die Leinwand trifft und bildet die Grundlage der Bildharmonie.

3. Leonardo da Vincis Maltechniken: Ausarbeitung der Untermalung

Leonardo da Vinci, Anna selbdritt, ca. 1503–1519

Leonardo da Vinci, Anna selbdritt, ca. 1503–1519

Ausgehend von der Vorzeichnung oder Untermalung fuhr Leonardo mit der Verstärkung der Kontraste fort, indem er die weniger belichteten Bereiche seines Motivs mit eine dunklen Grundierung versah, die er auf der Basis von Erdtönen wie Grün, Rotbraun oder Dunkelbraun erschuf.

In den stärker belichteten Bereichen seiner Motive ließ er das helle Hintergrundpräparat unverändert. 

Auf diese Vorbereitung trug Leonardo schließlich die Farben in mehreren halbtransparenten Schichten auf.

Die farbliche Ausarbeitung stützte sich wesentlich auf erdige Brauntöne, Grüntöne und Blautöne mit ähnlichen Intensitäten. Dies trug dazu bei, den Elementen im Bild ein Gefühl der Einheit zu verleihen. Leonardos Anna selbdritt kann als Beispiel dieser Maltechnik angeführt werden.

In Leonardo da Vincis Werken findest du keine intensiven Farben oder harte Kontraste.

4. Die farblichen Besonderheiten in der Malerei von Leonardo

Mona Lisa Leonardo da Vinci Werke

Leonardo da Vinci, Mona Lisa, ca. 1502 - 1506

Leonardo Da Vinci war fasziniert von den Farben. Am meisten beeindruckte ihn die Wirkung, die die Atmosphäre auf die Farben entfernter Motive hatte, heute besser bekannt als Luftperspektive

Eine der von Leonardo Da Vinci ausgearbeiteten Bildtheorien ist das "Inazzurrimento dei lontani", das darin besteht, den Blau-Anteil in den Bildelementen des dritten Stocks (Berge) zu erhöhen, um eine größere Illusion von Tiefe in den Werken zu erzeugen. 

Dieser Effekt entsteht durch die Atmosphäre, die einem zunehmend bläulichen Farbton ähnelt, je weiter das menschliche Auge in die Ferne des Hintergrunds schweift. 

Da Vinci war nicht der erste, der diesen Effekt erkannte, aber er war der erste, der Berechnungen anstellte und Techniken erläuterte, um diesen Effekt in der Malerei umzusetzen.

Die wohl bekanntesten Beispiele für diese farbliche Ausgestaltung sind seine Mona Lisa und die oben ebenfalls gezeigte Anna selbdritt.

Künstler wie Raffael übernahmen diese Leonardo da Vinci Maltechnik und verfeinerten sie, um ähnliche perspektivische Effekte zu erzeugen.

5. Der Einsatz der Gestaltungsmittel des Chiaroscuro & Sfumato

Leonardo da Vinci, Felsgrottenmadonna 2. Version, zw. 1495–1508

Leonardo da Vinci, Felsgrottenmadonna 2. Version, zw. 1495–1508

Leonardo war ein Meister des Chiaroscuro, der Hell-Dunkel-Malerei.

Diese beliebte Leonardo da Vinci Maltechnik nutzt die Kontraste von Licht und Schatten als Modellierungstechnik, um die Illusion von Plastizität und dreidimensionalen Raumverhältnissen zu erreichen.

Ein besonders markantes Chiaroscuro ist beispielsweise in der zweiten Version seiner Felsgrottenmadonna sichtbar.

Sfumato Maltechnik

Leonardo da Vinci, Felsgrottenmadonna 1. Version (Ausschnitt), 1483 bis 1486

Im Gegensatz zur florentinischen Schule der Maler, die ihre Motive stark umrissen, ist das Sfumato eine von Leonardo da Vincis Techniken, die er wie kein anderer perfektionierte.

Durch das Sfumato erzielte er eine Weichheit, die die Kanten praktisch unsichtbar erscheinen lässt. 

Dieser Ansatz erhöht die Realitätsnähe seiner Bilder, in denen die Gesichter so sanft geschwungen sind und die Haut so weich und zart wirkt.

Um diesen Effekt zu erzielen, wählte da Vinci eine einheitliche Palette von ähnlich intensiven Farbtönen. Durch das Auftragen von halbtransparenten Lasuren konnte er eine Tiefe erzielen, die im pastösen Farbauftrag nicht erreicht werden könnte.

Leonardo da Vinci Farben und Malgründe

Leonardo da Vinci malte auf einer Vielzahl von Oberflächen. Für seine Wandmalerei malte er sowohl auf noch feuchten Putz (Buon Fresco), als auch auf bereits getrockneten (Secco Fresco).

In seiner frühen Malerei verwendete Leonardo da Vinci Farben, die auf Ölmedien basierten, in denen das gemahlene Pigment gebunden wurde. Später setzte er vor allem auf Temperafarbe mit Ei als Bindemittel.

Seine Gemälde malte er sowohl auf mit Leinwand bespannte Rahmen, als auch auf Holztafeln.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

Schreibe einen Kommentar