Zeichnung

Leonardo da Vincis Fötuszeichnungen zeugen von seinem umfangreichen Wissen

Leonardo da Vincis Fötuszeichnung

Leonardo da Vincis Fötuszeichnung ist eines der außergewöhnlichsten Werke des Universalgenies, das angesichts der Fülle seiner Gemälde oft übersehen wird.

Hier erfährst du, wie revolutionär und wegweisend die Fötuszeichnung Leonardos wirklich war:

Geschichtliche Einordnung der Zeichnung

1506 lernte Leonardo in Mailand den Anatomen Marcantonio della Torre kennen, mit dem er unter dessen Anleitung zahlreiche menschliche und tierische Leichen sezierte.

Vier Jahre später sollten sich die bei della Torre erworbenen Kenntnisse für seine Studien der Embryologie als äußerst nützlich erweisen.

Unter Leonardos Anatomiestudien sind die gezeichneten Föten und die Beobachtungen der Gebärmutter besonders auffallend.

Beide Zeichnungen fertigte Leonardo da Vinci 1511 an und befinden sich heute im Besitz der Royal Collection in Windsor Castle.

Leonardo da Vincis Fötuszeichnung war eine Weltneuheit in vielen Belangen

Leonardo da Vincis Embryozeichnung 1

Die Darstellung des Fötus in der Gebärmutter, sowie Details zu Blutgefäßen und Vergleichen mit Pflanzensamen

In der Zeichnung stellt Leonardo einen menschlichen Fötus dar, der in einer sezierten Gebärmutter liegt.

Leonardo gilt als erster Mensch der Geschichte, der den menschlichen Fötus in seiner korrekten Position im Mutterleib abbildete.

Er war auch der erste, der die Arterie der Gebärmutter und das Gefäßsystem des Gebärmutterhalses fachmännisch zeichnete. 

Leonardo wird ebenfalls zugeschrieben, dass er die Gebärmutter erstmals mit nur einer einzelnen "Kammer" gezeichnet hat. Damit widersprach er den Theorien, dass die Gebärmutter mehrere Kammern aufweist. Diese Annahme stammte aus der Überzeugung, dass Zwillinge in zwei separierten Abteilungen in der Gebärmutter heranwachsen würden.

Leonardos neuartige Überlegungen zum Fötus und der Nabelschnur

Leonardo da Vincis Embryozeichnung 2

Die äußeren Genitalien der Frau und vier Föten in der Embyronalstellung

Nach der chirurgischen Öffnung eines Fötus in einem Kadaver zeigten Leonardos nachfolgende Zeichnungen ein genaues Verständnis der Nabelschnur.

Die Abbildungen der Nabelschnurgefäße veranschaulichen seine Überzeugung, dass das menstruelle Blut den Fötus über die Nabelschnur ernährte. 

Leonardo zeigte, wie die Nabelschnur mit der Leber verbunden ist, und seine Zeichnungen der Blutgefäße an der Leber veranschaulichen, wie das Blut zum Herzen fließt. 

Auf der zweiten Seite finden sich vier beziehungsweise fünf Föten.

In seinen Zeichnungen sind die Füße des Fötus gekreuzt und der rechte Fuß blockiert den Harngang. Leonardo kam zu dem Schluss, dass die Stellung der Füße des Fötus die Weiterleitung des Urins durch die Harnröhre nicht zulässt. Daher stellte er die Theorie auf, dass die Nabelschnur ebenfalls für den Abtransport des Urins des Fötus aus dem Mutterleib verantwortlich ist.

 

Hinweis: Ein Großteil von Leonardos Vorwissen über Anatomie stammte aus den Lehrbüchern von Avicenna, Mundinus und Galen.

Ihre Worte wurden über Jahrhunderte hinweg als Tatsachen akzeptiert. Da Leonardo sich auf ihre Werke stützte, vermengte er in seinen eigenen Studien oft tierische und menschliche Anatomie.

Seine Zeichnung des Fötus im Mutterleib zeigt die richtige Position des Fötus in der Gebärmutter, obwohl die in seinen Zeichnungen dargestellte Plazenta die einer Kuh ist. 

Der architektonische Einfluss ist deutlich

Leonardo verwendete für seine Darstellungen von Venen, Arterien und Nerven eine Methode der Querschnittsdarstellung, um die Strukturen detaillierter zu zeigen. 

Seine Zeichnungen folgten strengen Techniken, die häufig von Architekten verwendet wurden, um dreidimensionale Ansichten seiner Objekte darzustellen, wie die Darstellung aus unterschiedlichen Perspektiven.

Er betrachtete den Körper als ein von der Natur geschaffenes architektonisches Meisterwerk, bei dem das Skelett mit den Steinen vergleichbar ist, die das Fundament für den Körper bilden.

Leonardo da Vincis Fötuszeichnungen waren auch von der Botanik inspiriert

Leonardo da Vincis Embryozeichnung 3

Details der Zeichnung: Vergleiche mit einem Blütensamen

Leonardo da Vincis Fötuszeichnung ist nicht nur von der Tieranatomie und der Architektur beeinflusst, sondern weist auch klare Bezüge zur Botanik auf.

Unterhalb der Fötuszeichnung in der geöffneten Gebärmutter sind botanische Zeichnungen von Samen zu finden, die zeigen, dass er botanische Erkenntnisse mit der menschlichen Anatomie verglich.

Er schrieb, dass alle Samen eine Nabelschnur haben, die reißt, wenn der Samen reif ist, und assoziierte den menschlichen Fötus mit dem reifenden Samen einer Pflanze. Die Gebärmutter wird ähnlich wie eine sich öffnende Samenkapsel gezeichnet. 

Seine Darstellungen des eingerollten Fötus im Mutterleib scheinen dem Samen zu entsprechen, der wächst und bereit ist, sich zu entfalten und zu blühen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.