KunstMalerei

Les Nabis – Merkmale & bekannte Mitglieder der Pariser Avantgarde-Gruppierung des 19. Jhdt.

Les Nabis, Maurice DenisMaurice Denis, Motif Romanesque, 1890

Die Kunst des fin de siècle in Frankreich war von vielen Strömungen geprägt, die die Kunstauffassung ausmachten, die wir heute unter dem Überbegriff der Moderne verstehen.

Während sich die meisten dieser Gruppierungen um gemeinsame Stile oder ähnliche Techniken formierten, einte die Les Nabis etwas anderes. Ihre künstlerische Zusammengehörigkeit verstanden sie darin, sich gemeinsam noch weiter von den Zwängen der akademisch geprägten Malerei lösen zu wollen. 

Les Nabis - Das Wichtigste in Kürze

Die Nabis waren eine postimpressionistische Gruppe von Künstlern, die 1888 entstand und sich 1900 auflöste.

Zu den Nabis, die von dem in Paris lebenden Künstler und Studenten Paul Sérusier begründet wurden, gehörten auch Größen wie Félix Vallotton und Édouard Vuillard.

Gemeinsam versuchten diese jungen Künstler, die Malerei wiederzubeleben, indem sie Form und Farbe als Mittel des unvermittelten persönlichen Ausdrucks nutzten - und nicht als Mittel zum Ausdruck einer objektiven Realität.

 
 

Hinweis: Der französische Schriftsteller Henri Cazalis verlieh den Künstlern den Titel "Nabis".

Ein aus dem Hebräischen abgeleiteter Begriff für "Prophet" als Anspielung auf die fromme, fast spirituelle Natur ihrer künstlerischen Vereinigung.

Die Formierung der Nabis

Im Sommer 1888 schloss sich Paul Sérusier - damals ein 24-jähriger Kunststudent an der Académie Julian - einer Künstlerkolonie in Pont-Aven in Frankreich an. 

Mit dem post-impressionistischen Maler Paul Gauguin als Mentor vollendete Sérusier sein abstraktes Landschaftsbild Talisman, das später von Sérusiers Kommilitonen als das erste Werk der Les Nabis bezeichnet wurde.

Paul Sérusier, Le Talisman, 1888

Paul Sérusier, Le Talisman, 1888

Der Talisman vermittelt Sérusiers charakteristischen Stil: Eine flache Pinselführung, ausdrucksstarke Formen und lebendige Farben. 

Am wichtigsten ist jedoch, dass dieses bahnbrechende Werk die Idee der Nabis von der "reinen Malerei" verkörpert. Ein Ansatz, der die Künstler von all den Zwängen befreien sollte, die durch das naturalistische Abbilden der Realität entstanden, wie es die französischen Akademien jahrhundertelang förderten.

Durch diese neue Herangehensweise an die Malerei entstand daraus schnell die Gruppierung der Nabis. 

Im folgenden Jahr bereits veranstaltete die Gruppe ihre erste gemeinsame Ausstellung.

1890 verfasste der 18-jährige Maurice Denis die Definition des Neo-Traditionalismus, was als Manifest der Nabis fungierte.

Es erinnerte die Leser daran, dass ein Bild in seiner Essenz nur eine flache Oberfläche ist, die mit Farben bedeckt ist, die in einer bestimmten Reihenfolge und Harmonie zusammengesetzt sind.

Maurice Denis, Soir de septembre, 1892

Maurice Denis, Soir de septembre, 1892

Im selben Jahr richteten die Nabis in der Pariser Rue Jean-Baptiste Pigalle 28 ein Atelier ein, wo sich viele vorausdenkende Künstler und Kreative trafen, um ihre Ideen auszutauschen. Dieses unscheinbare Atelier kann als Zentrum der Nabis verstanden werden, von dem aus sie ihren Einfluss auf die moderne Kunst manifestierten.

Wie die gesamte Kunst des Post-Impressionismus war auch die Malerei der Nabis nicht an einen bestimmten Stil gebunden.

Stattdessen wurden sie durch ein gemeinsames Ziel vereint: Emotionen hervorzurufen und Emotionen auszudrücken, anstatt die Wirklichkeit mit Farbe nachzubilden.

Dennoch weisen die Werke der Nabis oft gewisse ästhetische Ähnlichkeiten auf.

In Anlehnung an Gauguins Vorbild setzten sie oft expressive Farben und eine sichtbare Pinselführung ein.

Wie andere Künstler dieser Zeit griffen auch sie in ihren Werken das Aussehen und die Haptik japanischer Farbholzschnitte auf, was zu einem weiteren wichtigen Merkmal der Nabi-Kunst führte: Bewusst flache Bildebenen.

Durch den Verzicht auf eine lineare Perspektive waren die Nabis nicht mehr auf die räumlichen Grenzen des realen Lebens beschränkt.

Dieser japanische Einfluss zeigt sich nicht nur in der Malerei der Nabis, sondern auch in ihrer dekorativen Kunst. Zusätzlich zu den gewöhnlichen Leinwänden haben die Nabis ihre Bilder beispielsweise auch auf Faltwänden präsentiert.

Marguerite Serusier, Landschaft mit Tälern, 1900

Marguerite Serusier, Landschaft mit Tälern, 1900

Faltwände waren nicht die einzigen dekorativen Kunstobjekte, die von den Nabis hergestellt wurden.

Sie stellten auch Wandteppiche, Keramikwaren und Glasmalereien her.

Im Jahr 1892 begannen sie auch Bühnenbilder und Kostüme für Theaterproduktionen zu entwerfen.

Am Ende des Jahrzehnts hatten die Nabis jedoch diese Kunstformen aufgegeben und kehrten zu ihren malerischen Ursprüngen zurück, bevor sie sich um 1900 auflösten.

Künstlerisches Vermächtnis der Les Nabis

Warum haben sich die Nabis entschlossen, getrennte Wege zu gehen? Jahrzehnte später erklärte das Gründungsmitglied Édouard Vuillard, dass ihr Werk mit dem Aufkommen immer modernerer Kunstrichtungen veraltet wirkte.

Während die bekanntesten Mitglieder der Les Nabis bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bereits weitergezogen waren, blieb ihr künstlerischer Einfluss erhalten.

Obwohl die Nabis oft von den nachfolgenden Strömungen (vor allem vom Fauvismus, Kubismus und Expressionismus) überschattet wurden, ebnete sie den Weg für die anschließenden Stilrichtungen der Moderne, die sich für eine neue Form der traditionellen Kunst interessierten.

Die Künstler der Les Nabis

  • Paul Sérusier 
  • Maurice Denis
  • Pierre Bonnard
  • Édouard Vuillard
  • Henri-Gabriel Ibels
  • Ker-Xavier Roussel
  • Paul Ranson
  • Jan Verkade
  • Josef Rippl-Ronai
  • Félix Vallotton
  • Georges Lacombe
  • Aristide Maillol
Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.