Malerei

5 gänzlich verschiedene Darstellungen der Lucretia in der Kunst

Lucretia Hero

Wenn du eine Frau mit einem Messer auf einem Bild siehst, denk an Lucretia.

Lucretia war eine Römerin, deren Schicksal eine entscheidende Rolle beim Übergang vom römischen Königreich zur römischen Republik spielte. Ihr Selbstmord nach der Vergewaltigung durch den Sohn eines etruskischen Königs war die unmittelbare Ursache für die anti-monarchistische Rebellion, die die Monarchie schließlich stürzte.

Die Handlung als Grundlage für die künstlerischen Darstellungen

Lucius Tarquinius Superbus, letzter König Roms, der an der Belagerung der Ardea beteiligt war, schickte seinen Sohn, Sextus Tarquinius, auf eine Militäroperation nach Collatia. Sextus wurde mit großer Gastfreundschaft in der Villa des Gouverneurs, der Heimat von Lucius Tarquinius Collatinus, empfangen. Lucretia war Collatinus' Frau, die ihn als Ehrengast empfing.

Aber nachts betrat Sextus heimlich ihr Schlafzimmer und schlich leise um die Sklaven herum, die vor ihrer Tür schliefen. Sie erwachte. Er stellte sich vor und bot ihr zwei Möglichkeiten: Sie würde sich seinen sexuellen Annäherungsversuchen unterwerfen und seine Frau und zukünftige Königin werden, oder er würde sie und einen ihrer Sklaven töten, die Leichen nebeneinander platzieren und im Anschluss behaupten, dass er die beiden beim außerehelichen Sex erwischt hatte.

Am nächsten Tag ging Lucretia in Schwarz gekleidet zum Haus ihres Vaters nach Rom und warf sich weinend in die Position einer Bittstellerin. Als sie gebeten wurde, sich zu erklären, bestand sie darauf, zuerst Zeugen zu rufen, bevor sie gestand, was passiert war. Sie rief zur Vergeltung auf, eine Bitte, die nicht ignoriert werden konnte.

Während der Magistrat von Rom darüber diskutierte, wie er reagieren sollte, zog sie einen versteckten Dolch und stach sich in das Herz, entschlossen, ihr Leben zu beenden, um ihre Würde zurückzuerlangen.

Sie starb in den Armen ihres Vaters, während die anwesenden Frauen beunruhigt jammerten.

Ihr Mann kehrte zurück, war verzweifelt und schwur auf den Dolch einen Eid, dass er die Dynastie des jetzigen Königs stürzen und ihre Tyrannei beenden würde. Diejenigen, die den Tod von Lucretia betrauern, schworen gleich darauf den selben Eid. Lucretias Körper wurde dann im Römischen Forum vorgeführt, was den Sturz des Königs und der Monarchie Roms vorantrieb, was es letztlich in die große Republik verwandelte, die wir als Römisches Reich kennen.

Die Geschichte der Lucretia in der Kunst ist eine Geschichte der Leidenschaft und der starken Emotionen, die in vielen Medien dargestellt wurde, mit schriftlichen Ausführungen von Chaucer, Shakespeare und vielen anderen.

Die Darstellung der Lucretia in der Kunst

Der Maler hat die offensichtliche Wahl zwischen zwei Szenen, die eine Darstellung verdienen: Die Vergewaltigung selbst oder der Selbstmord von Lucretia. Als Akt der Gewalt und Verletzung war die Vergewaltigung in der Vergangenheit ein beliebtes Motiv, aber viele der daraus resultierenden Bilder sind selbst unvermeidlich gewalttätig - gewalttätig und voyeuristisch auf die unangenehmste Weise.

Dieser spezielle Teil der Erzählung hat auch schwächere Verbindungen zu einer wesentlich breiteren historischen Bedeutung.

Viele der existierenden Darstellungen von Lucretias Selbstmord sind äußerst blutig und oberflächlich. 

Hier findest du fünf Darstellungen der Lucretia in der Kunst, die unserer Meinung nach zu den besten gehören und zeigen, wie eine einzelne Figur eine facettenreiche Handlung hervorbrachte. Sie wurden alle im Laufe eines Jahrhunderts von 1580 bis 1680 als Ölgemälde auf Leinwand gemalt und haben eine ähnlich Größe.

Die Lucretia von Paolo Veronese

Paolo Veronese, Lucretia, 1580 - 1585

Paolo Veronese, Lucretia, 1580 - 1585

Mit zunehmendem Alter erlangte Veronese eine Reife, die es ihm ermöglichte, hochemotionale Themen wie Judith und Holofernes (ca. 1580-5) anzugehen, die etwa zeitgleich mit seiner Lucretia entstanden.

Veronese zeigt Lucretia in ihren schwarzen Trauergewändern, deutlich in prunkvoller Umgebung, veranschaulicht durch die wertvollen, wenn gleich auch düsteren Vorhänge. Sie trägt feinen Schmuck, wie es sich für eine Frau ihres Status gehört, und ihr Haar ist aufwendig mit Perlen und Steinen verziert.

Ihr Gesicht ist nach unten gerichtet, während sie sich den Dolch ins Herz stößt, ihr Ausdruck maskenhaft, als der Tod sie zu überwältigen beginnt. Ihre linke Hand hält ihre Gewänder über dem Dolch, den sie mit ihrer Rechten ergreift. Das dunkle Blut, das das Ende des Dolches überzieht, zeigt, dass der Dolch bereits ins Herz gestoßen und gerade zurückgezogen wurde. Wenn sie nun die Schwelle des Todes überschreitet, wird sie in die Schwärze ihrer Gewänder zurückgleiten.

Gemälde der Lucretia von Artemisia Gentileschi

Artemisia Gentileschi, Lucretia, 1612 - 1613

Artemisia Gentileschi, Lucretia, 1612 - 1613

Artemisia Gentileschi, die Tochter eines Malers, der wahrscheinlich der beste der Nachfolger von Caravaggio wurde, wurde selbst von Tassi vergewaltigt, ein Schüler ihres Vaters, der ihr das Malen lehren sollte. Sie musste sich dann der Tortur seines Prozesses unterziehen. Sie hat keine Angst, sich mit so herausfordernden und emotionalen Themen auseinanderzusetzen, dass man annimmt, dass sie mehrere Versionen von Lucretia gemalt hat. Die oben dargestellte Version ist allerdings eindeutig ihre.

Sie zeigt Lucretia mit ihren Kleidern in Unordnung, sitzend und aufschauend. Ihr Gesicht ist verzerrt, ihre Stirn verkrampft und ihre Lippen gepresst. Lucretia trägt keins der feinen Schmuckstücke und ihr schwarzes Gewand wird durch einen Stoff ersetzt, der dem dunklen Rot des gerinnenden Blutes entspricht.

Sie schwingt den Dolch in ihrer linken Hand, dessen Klinge in die Luft zeigt und dennoch fast unsichtbar in der schwarzen Dunkelheit steckt. Ihre rechte Hand greift ihre linke Brust von unten und drückt sie nach oben, als ob sie den Weg für den Schub der Klinge frei machen würde.

Es ist nicht sofort klar, ob sie den Dolch bereits in ihre Brust gestoßen hat. Für uns sieht es so aus, als würde der Todesstoß noch folgen, sodass die Darstellung von Gentileschi die letzten Augenblicke vor der eigentlichen Handlung zeigen.

Die Darstellung von Rembrandt

Rembrandt hat die Geschichte der Lucretia sogar in zwei seiner Gemälden verewigt. Sie gehören zu den bewegendsten Werken Rembrandts, die nur zwei Jahre auseinander gemalt wurden und scheinbar dasselbe Modell verwenden. Trotzdem sind die 1664 und 1666 entstandenen Gemälde der Lucretia in Stimmung und Erzählinhalt äußerst unterschiedlich.

Rembrandt van Rijn, Lucretia, 1664

Rembrandt van Rijn, Lucretia, 1664

In dem früheren Gemälde wird Lucretia gerade dabei beobachtet, wie sie sich den Dolch in die Brust rammt. Rembrandt kleidet sie hier in feine zeitgenössische Kleidung und nicht in die schwarzen Gewänder der Geschichte, während sie mit reichlich Schmuck verziert ist. Sie ist dem Betrachter gegenüber zu sehen, aber ihr Kopf ist leicht nach rechts geneig mit einem starren Blick auf ihre rechte Hand. Ihr Gesicht zeigt eine ruhige Ergebenheit gegenüber ihrem Schicksal, mit einem Hauch von wehmütiger Traurigkeit.

Ihre Arme sind ausgestreckt, exakt bis zu den Rändern der Leinwand. Die linke Hand ist schmutzig und offen gehalten, die Handfläche zum Betrachter gerichtet, vielleicht aus Protest gegen ihre Tugend. Die Rechte greift den Griff des Dolches, der gerade auf das Herz gerichtet wird, um ihr Schicksal zu vollenden.

Rembrandt van Rijn, Lucretia, 1666

Noch bemerkenswerter ist das spätere Bild: Lucretia hat sich bereits mit der Klinge in die Brust gestochen. Ihre feine Kleidung wurde zurückgezogen, um ihr einfaches Weißes Gewand zu enthüllen, das einen breiten Streifen frischen roten Blutes aufweist, der von der Stelle, an der der Dolch eingestochen wurde, herunterläuft.

Auch hier sind die Arme ausgestreckt, aber aus ganz anderen Gründen. Die rechte Hand greift immer noch nach dem Dolch, der bereits auf Taillenhöhe gefallen ist. Ihre linke Hand zieht einen perlenbesetzten Glöckchenzug, vermutlich um ihre Familie herbeizurufen, um ihre letzten Momente auf Erden zu erleben.

Allerdings ist es ihr Gesicht, das dieses Bild ausmacht. Ihre Augen, die von Tränen durchdrungen sind, schauen rechts mit einem zerstreuten Blick aus dem Bildausschnitt. Ihre Stirn ist von subtiler Angst geplagt. Sie weiß, dass sie im Begriff ist zu sterben, und bereitet sich auf diesen Moment vor.

Sir Godfrey Knellers Lucretia 

Sir Godfrey Kneller, Lucretia, 1675

Sir Godfrey Kneller, Lucretia, 1675

Als eines der wenigen erzählerischen Werke des bekanntesten und erfolgreichsten britischen Porträtisten des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts ist es weit entfernt von seinen sonstigen Darstellungen.

Das Gemälde wurde 1672 bis 1675 gemalt und ist damit die späteste Darstellung der aufgeführten Werke.

Lucretia ist hier in dem Moment eingefangen worden, als der Dolch ihre Brust durchbohrt. Sie trägt nicht die üblichen schwarzen Gewänder der Geschichte, sondern ein schlichtes Kleid, das aufgerissen wurde, um ihre rechte Brust zu enthüllen. Ihr Kopf und ihre Augen sind nach oben gerichtet (in einer Haltung, die der von Artemisia Gentileschi ähnelt), als ob sie auf ihren Bestimmungsort im Himmel blicken würden. Sie wirkt angespannt und ängstlich, und ihr Mund ist leicht geöffnet, als ob sie nach Luft schnappt, während das spitze Metall durch ihren Brustkorb dringt.

Der Dolch wird in ihrer rechten Hand gehalten, die ihn in ihren Körper treibt. Ihr linker Arm hängt unbeteiligt an ihrer Seite hinab. Hinter ihr liegt ein tiefroter Vorhang, der uns an das Blut erinnert, das bald aus ihrer Wunde fließen wird.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

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