Bildhauerei in Marmor: 10 wichtige Marmorskulpturen der Kunstgeschichte

Marmorskulpturen sind ein wesentlicher Bestandteil der Kunstgeschichte und wurden im Laufe der Zeit von vielen großen Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Hier sind zehn bedeutende Marmorskulpturen aus verschiedenen Epochen und Stilen, die die Kunstwelt beeinflusst haben.

Praxiteles, Hermes von Olympia, um 340 v.Chr.

Die Marmorskulptur des Hermes von Olympia, die der griechische Bildhauer Praxiteles im 4. Jahrhundert v. Chr. schuf, gilt als Meisterwerk der antiken Bildhauerei. Die Skulptur zeigt den Botengott Hermes in entspannter Haltung, an einen Baumstamm gelehnt, das Gewicht auf dem rechten Bein lastend.

Was diese Skulptur zu einem Meisterstück macht, ist ihre außerordentliche Qualität in der Darstellung der menschlichen Form in Bewegung. Praxiteles war für seine Fähigkeit bekannt, Skulpturen zu schaffen, die lebensecht und naturalistisch wirkten, und dieses Werk ist dabei keine Ausnahme. Die Pose des Hermes vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und Gelassenheit, während seine Körpersprache suggeriert, dass er sich in seiner Umgebung wohlfühlt und entspannt ist.

Die Skulptur des Hermes ist auch wegen ihrer historischen Bedeutung bemerkenswert. Sie ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele für das Werk des Praxiteles am Übergang zwischen der griechischen Klassik und Hellenistik.

Die ästhetische Schönheit der Skulptur soll im Laufe der Jahrhunderte unzählige Künstler inspiriert haben, darunter auch Michelangelo, der von Praxiteles' Werk stark beeinflusst worden sein soll.

Hagesandros, Athanadoros und Polydoros, Laokoon-Gruppe, 2. Jhdt. v.Chr.

Laokoon und seine Söhne ist eine Marmorgruppe aus dem antiken Griechenland. Sie zeigt den trojanischen Priester Laokoon und seine Söhne, wie sie gemeinsam von Seeschlangen angegriffen werden. Ihnen ist die Angst ins Gesicht geschrieben, während sie versuchen, sich aus den Windungen der Schlangen zu befreien.

Diese frühe Marmorskulptur ist ein Paradebeispiel der hellenistischen Bildhauerei, in der der Ausdruck von Emotionen und Dynamik im Vordergrund stand.

Unbekannt, Nike von Samothrake, ca. 190 v. Chr.

Die Venus von Milo ist eine bekannte Skulptur, die die Göttin Venus darstellt und für ihre Schönheit und Eleganz bekannt ist.

Trotz der im Laufe der Zeit abhanden gekommenen Arme strahlt die Darstellung immer noch ein Gefühl von Anmut und Weiblichkeit aus.

Marmorskulpturen: Donatello, David, ca. 1408 – 1409

Donatellos Marmorskulptur des David, die 1408 fertiggestellt wurde, gilt als eines der wichtigsten Meisterwerke der frühen italienischen Renaissance. Diese Skulptur ist eine ikonische Darstellung des biblischen Helden David und hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Kunst.

Die Skulptur ist einschließlich des Sockels fast 2 Meter hoch und stellt David in Lebensgröße dar.

Donatellos David zeichnet sich durch eine Reihe charakteristischer Merkmale aus, darunter sein langgestreckter Körper, der ihm ein schlankes und etwas frauliches Aussehen verleiht, und die lockere Haltung, bei der seine Füße neben Goliaths abgeschlagenem Kopf ruhen.

Auch die Haltung und Positionierung von Davids Händen und Gliedmaßen erzählen eine Geschichte und tragen zu seiner Gelassenheit bei.

Michelangelo, Pietà, 1498 - 1499

Michelangelos David ist vielleicht eine der bekanntesten Marmorskulpturen der Welt. Die 5 Meter hohe Skulptur wurde aus einem einzigen Block Carraramarmor gehauen und stellt den biblischen Helden David dar. 

Was die Skulptur einzigartig macht, ist die detaillierte Anatomie der Figur, die durch den Kontrappost ein Gefühl von Spannung und Bewegung zum Ausdruck bringt.

Gian Lorenzo Bernini, Apollo und Daphne, 1622 - 1625

Von vielen als der talentierteste Marmorbildhauer aller Zeiten erachtet, ist Gian Lorenzo Berninis Apollo und Daphne ein beeindruckendes Meisterwerk.

Die Skulptur zeigt den Moment, in dem Apollo Daphne jagt und sie sich in einen Baum verwandelt, um ihm zu entkommen.

Das Besondere an der Skulptur ist der Kontrast zwischen den beiden Figuren - Apollos muskulöser Körper und Daphnes schlanke Gestalt. 

Bernini gelang es wie keinem anderen Künstler des Barocks, die Details in Marmor so präzise auszuarbeiten.

Gian Lorenzo Bernini, Die Verzückung der heiligen Teresa, 1647 - 1652

Die Marmorskulptur von Ugolino und seinen Söhnen, die der französische Bildhauer Jean-Baptiste Carpeaux in den 1860er Jahren schuf, stellt die Geschichte von Ugolino della Gherardesca dar, einem italienischen Adligen aus dem 13. Jahrhundert, der mit seinen vier Söhnen eingekerkert und dem Hungertod überlassen wurde.

Carpeaux gelingt es meisterhaft, die Qualen und die Verzweiflung Ugolinos einzufangen, der mit ansehen muss, wie seine Söhne leiden und sterben. Die Gesichtsausdrücke der Figuren sind erschütternd lebensecht, und der Schmerz und die Trauer über die Situation kommen in jedem Detail der Skulptur zum Ausdruck.

Auch die Komposition der Skulptur ist bemerkenswert, da sie ein Gefühl von Bewegung erzeugt, das den Betrachter in die Geschichte hineinzieht.

Ugolino ist in einer verdrehten Pose dargestellt, sein Körper ist in den Qualen verrenkt, während er darum kämpft, seine sterbenden Söhne zu retten. Die Söhne sind in verschiedenen Positionen dargestellt, wobei einer leblos auf dem Boden liegt, während ein anderer sich an das Bein seines Vaters klammert und verzweifelt versucht, Trost und Sicherheit zu finden.

Die zuvor angesprochene hellenistische Laokoongruppe gilt als Inspiration für das Werk von Carpeaux. Die Parallelen sind in der grundlegenden Komposition, der Geschichte des Leidens eines Vaters mit seinen Söhnen, sowie den gestalterischen und handwerklichen Ausarbeitungen zu erkennen.