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Kunst

6 häufige Mythen in der Kunst und der Malerei, die nicht stimmen

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Die Kunstwelt kann selbst für diejenigen, die seit Jahren in der Branche aktiv sind, geheimnisvoll und undurchdringbar sein. Trotz des ständigen Wandels von Tradition und Werten gibt es einige Konstanten im Bezug auf die Kunst. Insbesondere die falschen Ansichten der Menschen darüber, was Kunst ist und wie die Kunstwelt funktioniert, scheinen sich kaum zu ändern.

Nachfolgend sind einige der häufigsten Mythen in der Kunst und der Kunstwelt aufgeführt:  

1. Kunst muss perfekt sein

Kunst Mythen

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Mythen in der Kunst: Weil es Kunst ist, muss alles gut durchdacht und korrekt ausgearbeitet sein. Kunst erfordere geradezu Perfektion, und alles andere wird als unzulässig angesehen.

Realität: Mit den Worten von Salvador Dalit:

"Hab keine Angst vor der Perfektion, du wirst sie nie erreichen."

(siehe auch: Kunst Zitate)

Während der Begriff der Perfektion an sich schon geradezu unwirklich ist, ist es auch die Vorstellung, das ein künstlerisches Einzelstück eine Perfektion erreichen könnte, unerreichbar.

Besser ist es, sich in einem Zustand des kreativen Flusses zu befinden, ohne etwas erzwingen zu wollen, was nicht erzwungen werden kann.

2. Zeichnen und Malen gehen Hand in Hand

Mythen in der Kunst: Da die Malerei lediglich eine farbige Zeichnung ist, muss man zuerst lernen, wie man zeichnet, bevor man mit der Malerei beginnen kann. Ganz so wie man nicht laufen kann, wenn man noch nicht gehen kann, muss der Künstler zuerst lernen, wie man einen ordentlichen Strich zeichnet, bevor er mit dem Pinsel breite Linien ziehen kann.

Realität: Wie Leonardo Da Vinci einmal sagte:

"Die Malerei umfasst alle 10 Funktionen des Auges: Dunkelheit, Licht, Körper und Farbe, Form und Ort, Entfernung und Nähe, Bewegung und Ruhe". 

Die Malerei erfordert ihre eigenen Fähigkeiten. Zeichnerisch gut zu sein, macht dich nicht unbedingt zu einem guten Maler. Einige Künstler zeichnen nicht einmal auf die Leinwand vor, bevor sie ihre Werke mit Farbe ausgestalten.

3. Mythen in der Kunst: Mehr Farbe = Besser

Mythen in der Kunst: Da es bei Kunst um den künstlerischen Gehalt geht und Farbe diesen erhöhen kann, bedeutet natürlich mehr Farbe auch mehr Schönheit oder Ästhetik.

Realität: Mit den Worten von Henri Matisse:

"Ein Farbenkünstler macht seine Präsenz auch in einer einfachen Kohlezeichnung deutlich."

Die Anzahl der verwendeten Farben macht das Bild nicht wirklich aus - es ist die Art und Weise, wie diese Farben verwendet werden.  Mit der richtigen Kontrastierung und Tönung kann ein Künstler ein Gemälde mit nur zwei Farben zum Leben erwecken, im Vergleich zu denen, die im Grunde genommen das gesamte Spektrum ausschöpfen.

4. Kleine Leinwände sind einfacher zu malen als große

Claude Monet Farben

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Missverständnis: Die Logik besagt, dass kleine Leinwände einfacher zu malen sind als große Leinwände, weniger Platz und weniger Zeit in Anspruch nehmen. Auch hinsichtlich des Preises fährt man mit den kleinen Leinwänden besser.

Realität: Größe kann zwar in objektiven Maßen ausgedrückt werden, die Wirkung ist allerdings stets völlig subjektiv. Am Ende kommt es darauf an, für welche Art von Gemälde du dich entscheiden willst. Du kannst nicht wirklich eine Einheitsgröße anwenden oder vorschlagen, wenn du den Betrachter mit einem bestimmten Motiv berühren willst. 

Sieh dir nur die Seerosen von Claude Monet an, deren größten Teile sich im Musée d'Orsay befinden und in ihrer Breite mehr als 10 Meter messen. Andere Abbildungen der Seerosen sind hingegen wesentlich kleiner.

5. Malen ist einfach für Künstler und geht schnell

Mythen in der Kunst: Aufgrund einer Begabung sollte es nicht lange dauern, bis ein Künstler ein Bild fertiggestellt hat.

Realität: Wie Edgar Degas sagte:

"Malen ist einfach, wenn man nicht weiß, wie, aber sehr schwierig, wenn man es tut." 

Alles, was ein Künstler heute möglicherweise mit Leichtigkeit zu tun scheint, hat er sich über viel Jahre hinweg erarbeitet.

6. Hoher Preis = Hohe Qualität

Mythen in der Kunst Preis

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Missverständnis: Weil höhere Preise fast immer auf eine höhere Qualität hindeuten, ist es kein gutes Kunstwerk, wenn der Preis niedrig ist.

Realität: Mit den Worten von Andy Warhol:

"Alles hat seine Schönheit, aber nicht jeder sieht es." 

Manchmal sind die gewöhnlichsten Gemälde unverschämt teuer. Manchmal sind die Besten unglaublich billig. 

Zwar folgt die Welt der Kunst auch dem Prinzip der Preisregulierung durch Angebot und Nachfrage, allerdings handelt es sich nicht um ein Wirtschaftsgut, was man wirklich braucht. Niemand braucht Kunst, um zu überleben, daher sind die Preise vor allem an ideelle Werte gebunden, die alles andere als rational sind. 

Besonders dann, wenn nur wenige Werke eines Künstlers im Umlauf sind, er eine bestimmte Ästhetik anspricht und er einen guten Ruf genießt, kann ein vermeintlich einfaches abstraktes Gemälde, and dem nur wenige Stunden gearbeitet wurde, ein Vielfaches erlösen, als ein hyperrealistisches Gemälde eines anderen Künstlers, das viele Hunderte Stunden in Anspruch genommen hat.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

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