Kunst

Paris+ par Art Basel 2022 – Unser Resümee zur neuen Kunstmesse in Frankreichs Hauptstadt

Grand Palais Ephemere Paris+ par Art Basel

Die Art Basel ist erfolgreich in Paris angekommen. Und wie! Paris+ par Art Basel wurde das neue Ausstellungskonzept von der Betreiberfirma MCH Group getauft, die überraschend im Januar 2022 den neuen Ableger der Art Basel in der französischen Hauptstadt ankündigte. Sie konnten sich in einer öffentlichen Ausschreibung der Réunion des musées nationaux et du Grand Palais des Champs-Élysées durchsetzen, die für die seit diesem Jahr nicht mehr stattfindende FIAC-Ausstellung einen würdigen Nachfolger suchte. 

Die MCH Group erhält als Sieger einen siebenjährigen Vertrag zur Veranstaltung der Kunstmesse im Pariser Grand Palais. Bis zur Fertigstellung der Renovierungsarbeiten am Grand Palais im Jahr 2024 findet die Messe vorübergehend in der temporär errichteten Ausstellungshalle Grand Palais Éphémère statt, die sich auf dem Marsfeld gegenüber des Eiffelturms befindet.

Paris+ par Art Basel 2022 - Ein beeindruckender Auftakt

Eines der zwei Gemälde von Jean Michel Basquiat präsentiert von der Galerie Van de Weghe

Vergangene Woche vom 19. Bis 23. Oktober fand die Kunstmesse erstmalig in Paris statt. Die Art Basel verkündet, dass mehr als 40.000 Besucher in diesem Zeitraum ihren Weg in den Grand Palais Éphémère gefunden haben. 

156 Galerien nahmen an der Eröffnungsshow teil, was in etwa der Hälfte der Aussteller entspricht, die jährlich bei der Urveranstaltung in Basel teilnehmen. 

An Qualität fehlte es der Paris+ jedoch nicht. 

Sämtliche Blue-Chip-Galerien der internationalen Kunstszene waren mit ihren Ständen präsent. Das Who-is-Who der Kunsthändler teilte den vorderen Bereich der Halle unter sich auf. Einzig ein prominent platzierter Stand von Louis Vuitton konkurrierte um die Aufmerksamkeit der Besucher im Eingangsbereich, in dem das Modehaus unter anderem künstlerische Zusammenarbeiten mit Yayoi Kusama, Jeff Koons und Takashi Murakami zur Schau stellte.

Am Ende der Eingangshalle unter der Champagner-Lounge fanden auch 16 aufsteigende Galerien ihren Platz, die vielen Besuchern noch weitgehend unbekannte Namen vorgestellt haben.

In einem lichtdurchfluteten Anbau des Grand Palais Éphémère präsentierten zahlreiche kleinere und mittelgroße Galerien die Werke ihrer Künstlerinnen und Künstler. Das größte Publikumsinteresse in diesem, dem Eiffelturm zugewandten Abschnitt, erregten gleich mehrere afrikanische Galerien, die beeindruckende großformatige Leinwände und Teppiche präsentierten.

Paris+ ist mehr als nur eine Kunstmesse

Franz West, Lemurenköpfe, 1992 ausgestellt im Jardin de Tuileries

Franz West, Lemurenköpfe, 1992 ausgestellt im Jardin de Tuileries

Auch wenn es sich bei allen Ablegern der Art Basel in erster Linie um kommerzielle Events handelt, ist es MCH Group ein besonderes Anliegen, das gesamte Kulturgeschehen in Paris zumindest für eine Weile aufzupeppen.

Das Plus in Paris+ steht sinnbildlich für die Bemühungen, nicht nur eine erfolgreiche Kunstmesse innerhalb der Räumlichkeiten zu schaffen, sondern ein Erlebnis zu kreieren, das sich mit mehreren Attraktionen über die ganze Stadt verteilt.

In diesem Jahr verteilte sich dieser Ansatz auf vier Schauplätze:

  • Open-Air-Skulpturengarten im Jardin des Tuileries
  • Skulpturengarten im Musée national Eugène-Delacroix
  • Multimediale Ausstellung in der Chapelle des Petits-Augustins der Pariser Kunsthochschule
  • Installation auf dem Place Vendôme

Es kann vermutet werden, dass in den nächsten Jahren weitere Museen und private Kunstausstellungen in diesen Aspekt der Paris+ par Art Basel eingebunden werden.

Wie liefen die Geschäfte? Überraschend gut!

Kehinde Wiley Portrait 2022

Gemälde von Kehinde Wiley von der Galerie Templon verkauft

In den vergangenen Tagen konnte man vielen Kunstmagazinen und Blogs entnehmen, dass die meisten Galerien mit dem Verlauf der Ausstellung und ihren Verkäufen sehr zufrieden waren. So hieß es seitens der Händlerinnen und Händler vielfach, dass sie in der Vergangenheit solche Verkaufszahlen in Paris noch nicht erreicht hätten. Vor allem amerikanische Käufer sollen dank des starken Dollars die Verkäufe in Paris befeuert haben.

Ein kleiner Auszug von bemerkenswerten Transaktionen:

  • Die David Zwirner Galerie soll schon in den ersten Stunden der Paris+ ein Werk von Joan Mitchell im Wert von 4,5 Mio. USD verkauft haben.
  • Hauser & Wirth meldet ebenfalls stolz den Verkauf eines Werks von George Condo in Höhe von 2,65 Mio. USD am ersten Tag. 
  • Zahlreiche Werke unter einer Millionen US-Dollar wechselten ebenfalls rasch ihre Besitzer, wie die Gemälde von Kehinde Wiley oder Tracey Emin.
Joan Mitchell, Border, 1989 Paris+ par Art Basel

Joan Mitchell, Border, 1989 verkauft von der David Zwirner Gallery

Allein am oberen Ende des Marktes sei den Käufern ein wenig die Luft ausgegangen, heißt es.

Die Acquavella Gallery beeindruckte die Besucher mit Werken in musealer Qualität von Picasso, Matisse und Francis Bacon. Die französische Journalistin Judith Benhamou Huet beziffert in ihrem Report die Preise für die Werke von Bacon und Matisse mit 22 Mio. USD bzw. 45 Mio. USD, wobei unklar ist, ob diese Gemälde verkauft wurden.

Ein spätes Gemälde von Francis Bacon im Verkauf bei der Acquavella Gallery für 22 Mio. US-Dollar

Weitere Highlights waren gleich mehrere Werke von Jean Dubuffet (unter anderem im Verkauf bei Nahmad Contemporary), ein Gemälde von Salvador Dalí (ebenfalls bei Nahmad Contemporary, versteckt hinter einer Wand), zwei Basquiats beim Kunsthändler Christophe van de Weghe, der selbst vor Ort war, sowie zahllose Kunstwerke weniger bekannter Künstlerinnen und Künstler.

Salvador Dali, Nahmad Contemporary, Paris+ par Art Basel

Salvador Dalí, Las llamas, llaman, 1942 angeboten von Nahmad Contemporary

Das war die Paris+ par Art Basel 2022

In einer zusammenfassenden Pressemitteilung feiert die Geschäftsleitung der Art Basel die erste Paris+ als höchsterfolgreiches Debüt. Eine umfangreiche Liste mit Statements verschiedener Galeristen bestärkt das Resümee des Veranstalters.

Der Auktionator und Kunstexperte Simon de Pury betont in einem Interview mit Artnet, dass die Paris+ par Art Basel in den kommenden Jahren nur umso besser werden wird, sobald der Grand Palais als Ausstellungsort verfügbar ist. 

Ein Fazit in eigener Angelegenheit: Auch wenn es privat nicht die erste Kunstmesse für mich war, so war Paris+ dennoch die erste Messe nach vielen Jahren des Schreibens auf daskreativeuniversum.de, auf der ich mit einem Presseausweis als Journalist unterwegs war. Ich werde mich gerne an die schönen Tage in der französischen Hauptstadt zurückerinnern.

Presseausweis Paris+ par Art Basel
Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.