Paula Modersohn-Becker – Biografie, bekannte Werke und künstlerisches Vermächtnis
Paula Modersohn-Becker (geb. 8. Februar 1876, Dresden - gest. 30. November 1907, Worpswede) war eine deutsche Malerin, die dazu beitrug, die Stile der post-impressionistischen Maler des späten 19. Jahrhunderts wie Paul Cézanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh in die deutsche Kunst zu integrieren.
Biografie von Paula Modersohn-Becker
Kernpunkte
- Paula Modersohn-Becker schloss sich der norddeutschen Künstlerkolonie in Worpswede an, bevor sie in Paris den französischen Post-Impressionismus und den Expressionismus van Goghs entdeckte.
- Inspiriert von diesen Variationen der modernen Kunst entwickelte Modersohn-Becker einen bestimmenden Stil der primitiven Kunst, der es ihr ermöglichte, eine Reihe expressionistischer Kompositionen zu schaffen.
- Obwohl sie jung starb und nur wenige Werke in ihrem Leben verkaufte, gilt sie als eine der berühmtesten deutschen Künstlerinnen der Moderne. Sie gilt als Vorläuferin des deutschen Expressionismus und fasziniert mit einer sehr persönlichen Ausdrucksweise.
Jugend und Ausbildung
Paula Becker wurde am 8. Februar 1876 als drittes von sieben Kindern in einer kultivierten und intellektuellen Familie in Dresden geboren. 1888 zogen die Beckers von Dresden nach Bremen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Kunstschule in London und einer zweijährigen Lehrerausbildung in Bremen verließ Becker 1896 die Heimat, um an der Kunstschule des Verein der Berliner Künstlerinnen zu studieren. Im Jahr 1897 besuchte sie zum ersten Mal Worpswede.
Künstlerkolonie Worpswede
Worpswede ist ein ländliches Dorf in Niedersachsen, in der Nähe von Bremen. Anfang der 1890er Jahre hatte eine Gruppe junger Maler - vor allem Fritz Mackensen, Otto Modersohn und Hans am Ende - das Dorf besiedelt, die von der wilden, moorigen Landschaft und der reinen Einfachheit der bäuerlichen Umgebung angezogen wurden.
Die Künstler malten die Landschaft, die Bauern und Szenen, die dörfliche Traditionen darstellen. Ihre Arbeiten waren manchmal kühn und in Erdtönen gehalten, ähnlich de Werken des französischen Malers Gustave Courbet.
Doch häufiger waren sie nachdenklich und einfühlsam, manchmal sogar romantisch. In Worpswede studierte Becker die Figurenmalerei unter Mackense und lernte auch ihren zukünftigen Ehemann Otto Modersohn kennen.
In Worpswede arbeiteten mehrere Künstlerinnen. In einer Zeit, in der es für Frauen nicht leicht war, als Künstlerinnen ein auskömmliches Leben führen zu können, war es für sie oft angenehmer, in solch ländlicher Umgebung zu arbeiten als in den Akademien der Metropolen.
Post-Impressionismus und Expressionismus in Paris
1898 unternahm Becker eine Reise nach Skandinavien. Nach ihrer Rückkehr ließ sie sich in Worpswede nieder. Während ihrer ersten Reise nach Paris im Jahr 1900, wo sie für sechs Monate an der Academie Colarossi studierte, teilte sie sich ein Atelier mit Clara Westhoff, die später den berühmten Schriftsteller Rainer Maria Rilke heiratete.
Während ihres Studiums der Alten Meister im Louvre kam sie mit Werken von Cézanne und Gauguin in Kontakt, die sie enorm beeindruckten. Nach ihrer Rückkehr nach Worpswede verlobte sie sich mit Otto Modersohn und heiratete im Jahr darauf.
Paula Modersohn-Becker war eine zielstrebige Frau, die sich voll und ganz ihrer künstlerischen Arbeit widmete. Sie hatte oft das Bedürfnis, unabhängig von ihrem Mann zu leben und zu arbeiten. Paris muss ihr die Anregung gegeben haben, die Worpswede ihr nicht geben konnte, denn sie kehrte 1902 in die Stadt zurück, um an der Academie Julian zu studieren, und ein weiteres Mal 1903, um an der Academie Colarossi teilzunehmen.
Während ihres zweiten Aufenthaltes war sie besonders beeindruckt von der japanischen Kunst und von den Werken französischer Künstler wie Degas und Rodin, deren Atelier sie auch besuchte. Obwohl Modersohn-Becker darauf eine Weile nach Worpswede zurückkehrte, zog es sie bald wieder nach Paris.
So verbrachte sie beispielsweise 1906 ein ganzes Jahr dort und schrieb ihrer Schwester, dass dies die glücklichste Zeit ihres Lebens sei.
Rückkehr nach Worpswede und plötzlicher Tod
Im Frühjahr 1907 kehrte sie nach Worpswede zurück, wo sie am 2. November ihre Tochter Mathilde zur Welt brachte, aber am 20. November 1907 an einem Herzinfarkt starb. Sie wurde 31 Jahre alt und hatte weniger als 10 Jahre lang gemalt.
Ihr künstlerisches Vermächtnis
Erst nach ihrem Tod wurde das volle Ausmaß ihres Werkes entdeckt. In der kurzen Schaffensperiode hatte sie über 400 Gemälde und etwa 1000 Grafiken hervorgebracht.
Obwohl sie von Natur aus eher zurückgezogen lebte, zeigt ihre beeindruckende Sensibilität, mit der sie ihre Motive behandelte, dass sie ein großes Interesse an Individuen und zwischenmenschlichen Beziehungen hatte. Während sie zum Zeitpunkt ihres Todes noch relativ unbekannt war, gilt sie heute als eine der herausragenden deutschen Künstlerinnen ihrer Zeit.
Insbesondere ihr Umgang mit Farbe, Verzerrung der Formen und ihr intensives persönliches Empfinden machen sie zu einer wichtigen Vorläuferin des deutsche Expressionismus des 20. Jahrhunderts.
Bedeutende Werke und Malstitl von Paula Modersohn-Becker
Zu ihren bekanntesten expressionistischen Gemälden gehören:
Die alte Bäuerin, 1903
Alte Armenhäuslerin im Garten mit Glaskugel, 1907
Modersohn-Beckers Frühwerk - vor allem die Landschaftsmalerei mit Landschaftsansichten rund um Worpswede und eine Vielzahl von Genrebildern mit Bauernszenen - wurde im typisch romantischen Stil der Kolonie ausgeführt.
Doch all dies änderte sich nach ihren Erfahrungen in Paris. Sie hatte einen kraftvollen, primitiven Stil entwickelt, durch den sie ihre einzigartige Weltsicht zum Ausdruck bringen konnte. Inspiriert vor allem durch die Werke von Paul Gauguin, Vincent van Gogh und Paul Cézanne, suchte sie nach einem eigenständigen, reduzierten Malstil. Wie ihre Inspirationsgeber arbeitete sie ihre künstlerischen Probleme mit einfachen, stillebenartigen Motiven durch.
Auf der Suche nach Themen für ihre Arbeit wandte sich Modersohn-Becker häufig an die Menschen und die Landschaft von Worpswede. Besonders fasziniert scheint sie von den ältesten, jüngsten und ärmsten Bewohnern des Dorfes gewesen zu sein.
Zu ihren eindrucksvollsten Bildern gehören Porträts der älteren Menschen aus dem Armenhaus oder der mageren Dorfkinder, mit denen sie häufig spielte. Um eine raue Gleichmäßigkeit in ihrem Werk zu erreichen, verwendete sie oft Tempera- statt Ölfarbe.