Skulptur

15 Dinge, die du über die Pietà von Michelangelo wissen musst

Foto: Sergey Podlesnov / Shutterstock

Seit ihrer Entstehung im Jahr 1499 zieht die Pietà von Michelangelo mit ihrer Darstellung der trauernden Jungfrau Maria und Jesus Christus jedes Jahr viele Tausende Besucher in den Vatikan.

Die Pietà von Michelangelo zählt zweifelsfrei zu den atemberaubendsten Kunstwerken aller Zeiten, doch nur wenige kennen die Geheimnisse, die die Skulptur umgeben.

In diesem Artikel findest du 15 Aspekte, die du über die bedeutende Skulptur wissen musst, darunter auch die Geschichte, wie sie im 20. Jahrhundert von einem Ungarn stark beschädigt wurde.

1. Ein französischer Kardinal gab sie für seine eigene Beerdigung in Auftrag

Der französische Kardinal Jean de Billhères, der der Kirche in Rom diente, wollte noch lange nach seinem Tod in Erinnerung bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, beauftragte er Michelangelo, ein Denkmal für sein Grab zu errichten, das eine Szene festhalten sollte, die damals in der europäischen Kunst populär war: den tragischen Moment der Jungfrau Maria, die Jesus nach seinem Tod in ihren Armen hält. 

Eigentlich unterschlägt diese Beschreibung das Ausmaß von Billhères' Auftrag.

Denn Michelangelo sollte nicht nur die Darstellung meistern, sondern gleichzeitig auch das schönste Marmorwerk Roms schaffen, das kein anderer lebender Künstler übertreffen könnte.

Während andere Bildhauer sich vielleicht einem so hohen Anspruch verweigert hätten, war Michelangelo zuversichtlich, dass er eine solche Aufgabe erfüllen könne.

Die Pietà wird von vielen als sein Meisterwerk angesehen, das sogar David und das Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle in den Schatten stellt. 

2. Nach mehr als 200 Jahren wurde die Pietà in den Petersdom verlegt

Pietà Petersdom

Foto: Alexandros Michailidis / Shutterstock

Die Pietà befindet sich im Petersdom, der bedeutendsten Basilika der vatikanischen Spätrenaissance. In der ersten Kapelle rechts nach dem Eingang.

Dort haben unzählige Touristen die wunderschöne Skulptur bereits besichtigt und tun dies weiterhin Tag für Tag.

3. Michelangelo hat das Werk aus einem einzigen Marmorblock geformt

Genauer gesagt verarbeitete Michelangelo Carrara-Marmor, einen weiß-blauen Stein, der nach der italienischen Region benannt ist, in der er abgebaut wird.

Seit den Tagen des antiken Roms ist dieser Marmor ein bevorzugtes Medium der italienischen Bildhauer. Schon für seinen wesentlich größeren David hat er diesen Marmor bearbeitet.

4. Die Pietà ist das einzige Werk, das Michelangelo jemals signiert hat

Wenn man genau hinsieht, findet man die Signatur des Bildhauers auf der Brust Marias. Der Kunsthistoriker und Biograph Giorgio Vasari aus dem 16. Jahrhundert erzählte die Geschichte, wie Michelangelo seine Spuren hinterließ.

Gemäß den Aussagen von Vasari bekam Michelangelo mit, wie man seine Arbeit für die Arbeit eines anderen ausgab, als sie Besuchern zum ersten Mal gezeigt wurde. Michelangelo schwieg, empfand es aber als seltsam, dass seine Arbeit einem anderen zugeschrieben werden sollte, woraufhin er sich eines Nachts dort einschloss und seinen Namen auf die Arbeit meißelte. 

Michelangelo bedauerte später die Selbstgefälligkeit dieser Tat und beschloss, nie wieder ein weiteres Werk zu signieren. 

5. Das Kunstwerk machte Michelangelo bekannt

Pietà Gewänder

Foto: Andrea Izzotti / Shutterstock

Michelangelos künstlerisches Ansehen wuchs mit der zunehmenden öffentlichen Begeisterung für die Skulptur, auch weil er seinen Namen auf der Pietà deutlich sichtbar machte.

Zur Zeit der Fertigstellung war Michelangelo gerade einmal 24 Jahre alt und erhielt in Folge dieser frühen Arbeit großes Interesse von Auftraggebern.

Der Künstler wurde 88 Jahre alt und genoss jahrzehntelange Anerkennung und Hochachtung für seine Werke. 

6. Die Skulptur wurde wegen ihrer Darstellung Marias kritisiert

Einige Kirchenbesucher stellten fest, dass der Künstler sie zu jung aussehen ließ, um einen 33-jährigen Sohn zu haben, wenn man das geschätzte Todesalter Jesus berücksichtigt.

Michelangelo verteidigte diese Entscheidung gegenüber seinem Biographen Ascanio Condivi, dass eine Jungfrau anders altere, da sie nie den lüsternen Verlangen nachgegangen wäre, die ihren Körper verändern würden.

7. Renaissance-Ideale treffen auf Naturalismus

Michelangelo wird dafür gelobt, dass er Renaissance-Ideale von klassischer Schönheit mit Posen verbindet, die den Eindruck realer Figuren erwecken.

8. Marias Gewänder verbergen einen gestalterischen Kompromiss

Angriff auf Pietà

Wenn man genau hinsieht, wirkt es so, als ob Marias Kopf etwas zu klein für ihren großen Körper mit ausladenden Schultern ist. Als Michelangelo die Maße entwarf, konnte er keine realistischen Größenverhältnisse der beiden durchsetzen, wenn sie gleichzeitig einen erwachsenen Sohn in ihren Armen halten sollte.

Also musste er die stützende Figur der Maria überdimensioniert ausarbeiten. Um diese gestalterische Notwendigkeit in der Figur der Maria zu kaschieren, schuf Michelangelo zart drapierte Kleidungsstücke, die Marias wahre Fülle verhüllen.  

9. Die Pietà wurde einst grob beschädigt

Michelangelo soll die Angewohnheit gehabt haben, seine Skulpturen angeschrien und sie sogar gelegentlich mit seinen Werkzeugen geschlagen zu haben.

Doch war es ein arbeitsloser Geologe aus Ungarn, der am Pfingstsonntag 1972 über das Geländer des Petersdoms sprang, um die Pietà mit einem Hammer anzugreifen.

Mit 12 Schlägen schlug Laszlo Toth Marias linken Arm ab, brach die Spitze ihrer Nase ab und beschädigte ihre Wange und ihr linkes Auge. 

10. Der Angriff wurde nicht als Straftat geahndet

Die Behörden entschieden sich, Toth wegen seiner Zerstörung des unbezahlbaren Kunstwerks nicht strafrechtlich zu belangen.

Ein römisches Gericht hielt ihn jedoch für eine Gefährdung der Gesellschaft und überführte den Mann für zwei Jahre in eine Nervenheilanstalt.

11. Die Wiederherstellung war Gegenstand von Diskussionen

Wenn ein Kunstwerk auf diese Weise beschädigt wird, sind Eigentümer dazu gezwungen, sich zu überlegen, was mit dem Werk passieren soll. Soll es beschädigt belassen werden oder will man eine Restaurierung wagen, um dem Original von Michelangelo gleichzukommen.

Letztendlich entschied man sich für eine umfängliche Restaurierung mit der Absicht, es den Beobachtern unmöglich zu machen, die Beschädigung der Skulptur überhaupt auszumachen.

12. Die Restaurierung dauerte 10 Monate

Kunsthistoriker und Bildhauereimeister untersuchten die rund 100 Bruchstücke der Pietà und rätselten sie wieder zusammen. 

In einem provisorischen Prüflabor, das um die Skulptur herum gebaut wurde, verbrachten diese Experten fünf Monate damit, Stücke so klein wie Fingernägel zu identifizieren. Anschließend befestigten sie die Stücke mit einem unsichtbaren Kleber wieder an der Pietà und füllten alle Lücken mit Marmorpulver.

Heute befinde sich die Skulptur hinter Panzerglas, damit eine Beschädigung nicht noch einmal passieren kann.

Foto: SkandaRamana / Shutterstock

13. Es war nicht das erste Mal, dass die Skulptur hinter Panzerglas war

1964 leiht der Vatikan die Pietà an die Vereinigten Staaten, wo sie im Rahmen der New Yorker Weltausstellung 1964 präsentiert wurde. Um die Sicherheit dieser Statue zu gewährleisten, errichteten die Organisatoren eine Barriere aus sieben massiven Acrylglasscheiben, die zusammen mehr als 2 Tonnen wogen.

Um sicherzustellen, dass die Menschenmassen sicher an der Skulptur vorbeigehen konnten, wurden dann mobile Laufstege im Stile eines Transportbandes installiert. 

14. Der Angriff der Pietà offenbarte einen unerwarteten Lichtblick

Während der sorgfältigen Restaurierung entdeckten die Arbeiter eine geheime Signatur auf dem Stück. In den Falten der linken Hand von Maria verbirgt sich ein subtiles "M", das man ebenfalls Michelangelo zuschreibt.  

15. Michelangelos Modell für die Pietà wurde möglicherweise entdeckt

Im November 2010 behauptete der amerikanische Kunsthistoriker Roy Doliner, dass eine restaurierte Skulptur aus dem späten 15. Jahrhundert ein unidentifiziertes Werk Michelangelos sei, das als Studienarbeit für seine Pietà diente.

Die Kleinplastik von Maria und Jesus wurde zuvor dem Bildhauer Andrea Bregno aus dem 15. Jahrhundert zugeschrieben. Doliner glaubt allerdings, dass dieses Stück eine Art Machbarkeitsnachweis Michelangelos für Kardinal de Billheres war, um den Auftrag zu erhalten.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

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