Malerei

Der Pinselduktus in der Malerei: Erklärung und Beispiele bekannter Meister

Pinselduktus Anthonis van DyckAnthonis van Dyck, Charles I in drei Positionen, 1635-36

Virtuose Strichführung - auch bekannt als der Pinselduktus - ist ein charakteristisches Merkmal von vielen der bedeutendsten Künstler. Sie führten ihren Pinsel, als wäre er eine Verlängerung ihres Arms, und die Farbe floss mühelos auf die Leinwand.

Sie wussten, wann sie kräftig und wann sie sanft malen mussten. Wann man mit größtem Feingefühl malt und wann man die Details vereinfacht. Wann man die Übergänge verblendet und "glättet" und wann man etwas rauer malt.

Wenn du mit der Malerei beginnst, scheint die Pinselführung fast wie ein Hintergedanke. Der Fokus liegt auf der Orientierung an der Vorlage, der Mischung der Farben sowie der Platzierung an der richtigen Stelle auf der Leinwand. Aber die Art und Weise, wie du die Farbe dort aufträgst, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

Wenn Sie deine Pinselführung beherrschen, kann sie zu einem wichtigen und charakteristischen Merkmal deiner Bilder werden.

In diesem Artikel findest du einige Anhaltspunkte und Denkanstöße zum Pinselduktus. Auch findest du einige Beispiele bedeutender Künstler, die zeigen, wie sie die Strichführung in ihren Werken gezielt eingesetzt haben um ein beeindruckendes Resultat zu erreichen.

Die verschiedenen Arten der Pinselführung

Im Folgenden findest du einige der verschiedenen Arten der Pinselführung, die du beim Malen verwenden kannst. 

Du wirst feststellen, dass der Pinselduktus stets ein Spektrum gibt. Eine Pinselführung mit kurzen Strichen ist das Gegenteil einer Strichführung mit langen Strichen.

Es kann sehr effektiv sein, diese gegensätzlich erscheinenden Varianten in einem Gemälde zu kontrastieren. Außerdem kannst du eine Vielzahl der folgenden Typen in deinem Gemälde verwenden, um einen dynamischen Effekt zu erzeugen. Deine Möglichkeiten sind nur durch deine Fantasie begrenzt.

Die meisten Menschen halten sich stets nur an eine Art der Pinselführung, mit der sie schon früh vertraut waren. Aber wenn du eine Vielzahl von verschiedenen Arten lernen kannst, dann hast du einen Vorteil gegenüber vielen anderen Künstlern. Du kannst effektiver mit optischen Effekten und schlussendlich auch mit der Bildwirkung umgehen.

  • Stark: Der Auftrag einer beträchtlichen Menge an Farbe auf der Oberfläche eines Gemäldes. Um dies zu erreichen, musst du deinen Pinsel voll mit Farben bestücken oder ein Spachtelmesser verwenden.
  • Glatt: Verdünnte Farbe und weiche Pinselführung. Nützlich für das Malen von Hintergrundflächen, ebenso wie für das Hautbild einer Figur.
  • Zart: Stark verdünnte Pinselführung.
  • Vereinfacht: Stark reduzierte Pinselführung, die die meisten Details ausblendet.
  • Lang: Lange, wogende Pinselstriche, die nützlich sind, um ferne Ebenen, Wasser oder Himmel zu malen.
  • Kurz: Kurze, abgehackte Striche, die eine erhöhte Aktivität ausdrücken können. Ein häufiges Merkmal des Impressionismus und Fauvismus.
  • Gebrochen: Abwechslungsreiche Farben und Pinselstriche. Nützlich, um die Illusion von Natur zu erzeugen (Gras, Bäume, Felsen, etc.).
  • Fest: Feste Farbblöcke mit wenig Abweichung. Nützlich für dominante Objekte, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
  • Linear: Gerade Pinselführung. Nützlich für das Malen von statischen Objekten.
  • Organisch: Freier Pinselduktus, der keiner klaren Linie zu folgen scheint.

Tipp: Den Pinselduktus an das Motiv anpassen

Ein Tipp, den ich nützlich finde, ist, die Art der Pinselführung an das Thema anzupassen, das ich male. Wenn ich zum Beispiel das glasige Wasser eines stillen Sees male, dann würde ich lange, glatte Pinselstriche verwenden.

Ein beliebtes malerisches Stilmittel ist die Anpassung der Strichführung an das zu malende Motiv. Beispielsweise kann der Hintergrund stark vereinfacht gemalt werden, während der Vor- und Mittelgrund weniger sichtbare Striche aufweist und die Figuren damit glatt aussehen. Auf diese Weise entsteht ein Kontrast, der eine Unschärfe im Hintergrund suggeriert und das Hauptmotiv stärker betont.

Nachfolgend findest du zwei Beispiele von John Singer Sargent. Du siehst, wie der Meister den Hintergrund gezielt zu den Figuren in den Werken kontrastiert. Der Kontrast entsteht dabei nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch die wechselnde Strichführung. Die Haut der Figuren ist ganz zart und weich gemalt, wohingegen der Hintergrund reduziert und eher grob gemalt wurde.

John Singer Sargent, Portrait of Madame X, 1884

John Singer Sargent, Portrait of Madame X, 1884

John Singer Sargent, Theodore Roosevelt, 1903

John Singer Sargent, Theodore Roosevelt, 1903

Der einzigartige Pinselduktus von Rik Wouters

Ein weiterer Künstler mit seiner ganz eigenen charakteristischen Strichführung ist der Belgier Rik Wouters:

Rik Wouters, Selfporträt mit schwarzer Bandage, 1915

Rik Wouters, Selfporträt mit schwarzer Augenklappe, 1915

Rik Wouters, Selbstporträt mit Zigarre, 1914

Rik Wouters, Selbstporträt mit Zigarre, 1914

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.