Gemälde

“Primavera” von Botticelli – Alles über den Renaissance-Klassiker

Sandro Botticelli, La Primavera, 1480Sandro Botticelli, La Primavera, 1480

La Primavera ist ein Meisterwerk der florentinischen Renaissance, das von der Familie Medici auf Botticellis künstlerischem Höhepunkt (1445-1510) in Auftrag gegeben wurde.

Geschichtlicher Kontext von Botticellis Primavera

Das komplexe, allegorisch-mythologische Gemälde enthält zahlreiche Anspielungen auf die klassische Literatur und bietet Anlass zu unzähligen Interpretationen durch Wissenschaftler und Kunsthistoriker.

Nach Angaben der Uffizien wurde Botticellis La Primavera wahrscheinlich gemalt, um die Hochzeit von Lorenzo Medici und Semiramide Appiani zu feiern, die im Mai 1482 stattfand.

Wie sein anderes Meisterwerk Die Geburt der Venus (1484-86) ist auch dieses ein bedeutendes Gemälde der florentinischen Renaissance und zählt zu den beliebtesten Renaissance-Gemälden überhaupt.

Botticelli war Schüler von Fra Filippo Lippi, dessen Stil der ausdrucksstarken Figureninteraktion in Verbindung mit spätgotischen Dekorationstechniken in beiden Gemälden deutlich zu erkennen ist.

Einen weiteren Einfluss übte Antonio del Pollaiuolo aus, dessen damals innovativer Stil der Modellierung der menschlichen Muskulatur mehr auf Anatomie und Proportionen achtete.

Speziell für seinen Auftraggeber entwickelt

Als Botticelli mit La Primavera begann, war er gerade erst aus Rom zurückgekehrt, wo er für Papst Sixtus IV. eine Reihe von Fresken an den Wänden der Sixtinischen Kapelle vollendet hatte.

Der erfolgreiche Abschluss eines solch angesehenen Auftrags festigte seinen ohnehin schon hervorragenden Ruf und führte zu noch mehr Aufträgen aus der italienischen Oberschicht.

In dieser Zeit zwischen 1482-90 entstanden die meisten seiner allegorischen und mythologischen Werke (Pallas und der Zentaur, Venus und Mars, Die Geburt der Venus, La Primavera), die nicht für ein großes Publikum bestimmt waren, sondern in privaten Räumen installiert und speziell auf die Interessen ihrer Auftraggeber abgestimmt waren.

Botticellis Auftraggeber gehörten zum Kreis der äußerst wohlhabenden Medici-Familie und der ihr nahestehenden Florentiner Humanisten, die sich für eine umfassende Bildungsreform einsetzten und sich besonders für die klassische Mythologie und das Studium der Antike interessierten.

Im Jahr 1919 wurde das Gemälde von den Uffizien in Florenz erworben, wo es sich auch heute noch befindet.

La Primavera: Bildbeschreibung

In La Primavera schuf Botticelli eine lebendige und dynamische Szene, die auf verschiedenen Quellen basiert, darunter Ovids Fasti, ein poetischer Kalender der römischen Feste, und De Rerum Natura, ein philosophisches Gedicht des Dichters und Philosophen Titus Lucretius Carus (1. Jahrhundert v. Chr.).

Primavera ist eines der ersten bekannten Gemälde der Renaissance, das Götter und Göttinnen lebensgroß und nahezu nackt darstellt. Einige der Posen und Figuren stammen von griechischen Skulpturen, obwohl sie die zeitgenössische florentinische Ästhetik widerspiegeln, wie die leicht verlängerten Torsi und verbreiterten Bäuche zeigen.

Venus

Venus Primavera

Die Szene spielt im göttlichen Garten der Venus, der Göttin der Liebe, die in der Mitte des Bildes steht. In der Nähe tragen ihre Gefährtinnen - die drei Grazien - durchscheinend weiße Kleidung und Schmuck in den Farben der Medici-Familie.

Sie tanzen, während neben ihnen ganz links Merkur - der geflügelte Götterbote - einen Helm und ein Schwert trägt. Er ist außerdem durch seine geflügelten Schuhe und seinen charakteristischen Stab gekennzeichnet, mit dem er die drohenden Wolken verjagt.

Über dem Kopf der Venus lässt sich der Sohn der Venus, Amor, ausmachen. Seine Augen sind verbunden, während er seinen Pfeil auf die drei Grazien richtet.

Die Figur der Venus könnte nach dem Vorbild von Simonetta Vespucci, Frau von Marco Vespucci, entstanden sein. Gerüchten zufolge war sie die Geliebte von Giuliano de' Medici, der selbst das Modell für Merkur gewesen sein soll.

Porträt einer jungen Frau Botticelli

Wahrscheinlich: Sandro Botticelli, Porträt einer jungen Frau, um 1480 - 1485

Zephyr

Am rechten Bildrand hat Botticelli zwei verschiedene Geschichten aus der klassischen Mythologie dargestellt. Beide betreffen Zephyr, den Gott des Windes, der mit aufgeblasenen Wangen abgebildet ist und nach der Nymphe Chloris greift.

Zephyr Darstellung Primavera

In der ersten Sage verliebt sich Zephyr in Chloris, die er zu seiner Frau macht. In der zweiten Geschichte verwandelt Zephyr als Zeichen seiner Reue über sein Verhalten Chloris schließlich in Flora - Göttin der Blumen und des Frühlings. Laut Ovid schenkt er ihr auch einen wunderschönen Garten, gefüllt mit Blumen und Pflanzen, in dem ewiger Frühling herrscht.

Landschaft

Der Garten, den wir sehen, gehört allerdings der Venus, die ihre Hand hebt, um die Zuschauer in ihrem Königreich willkommen zu heißen. Ihre Eigentümerschaft wird durch die Myrte hinter ihr bestätigt, die eines ihrer Symbole ist.

Pflanzen Primavera

Aus ungeklärten Gründen malte Botticelli auf dem Bild erstaunliche 500 verschiedene Pflanzenarten, darunter etwa 190 verschiedene Blumen. Allein dieses Gestaltungselement ist seit Jahrzehnten Gegenstand der fachlichen Katalogisierung und Recherche.

Interpretation von Botticellis Primavera

Neoplatonische Liebe

La Primavera von Botticelli könnte ein Symbol für neoplatonische Liebe sein. Folgt man diesem viel diskutierten Interpretationsanatz, repräsentiert Venus göttliche Liebe und Schönheit, während die Figuren um sie herum verschiedene Aspekte des Menschseins symbolisieren, wie Tugend, Verlangen und Kreativität.

Der geflügelte Bote Merkur blickt selbst über die Leinwand hinaus, vermutlich auf das Gemälde Pallas und der Zentaur, das in der ursprünglichen Anordnung angeblich neben Primavera hing und den Sieg der Tugend über die Lust darstellt.

Allegorie des Frühlings

Saisonale Symbolik: "Primavera" fängt die Essenz des Frühlings ein, die Jahreszeit der Wiedergeburt und Verjüngung. Das Gemälde zeigt einen üppigen Garten voller Blumen, grünem Laub und leuchtenden Farben, die an die Vitalität und Frische des Frühlings erinnern.

Primaveras Blumenmuster ähnelt zudem dem Muster eines flämischen Wandteppichs. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass Botticelli durch die floralen Darstellungen inspiriert wurde, denn die Medici hatten damals einige Handelsbeziehungen in die Niederlande.

Das Bild hat den offiziellen Titel nicht von Botticelli verliehen bekommen. "Primavera" wurde erstmals von dem Kunsthistoriker Giorgio Vasari so bezeichnet, der das Gemälde 1550 in der Villa Castello in der Nähe von Florenz sah.

Politische Bedeutung

Da das Gemälde wahrscheinlich von der Medici-Familie in Auftrag gegeben wurde, gehen einige Interpretationen davon aus, dass Primavera eine politische Symbolik in sich trägt.

Das Gemälde könnte als eine Huldigung der Medici-Herrschaft gesehen werden, wobei die Venus die Medici-Dynastie symbolisieren würde und die Figuren um sie herum allegorische Symbole für Herrschaft, Wohlstand und Stabilität darstellen könnten.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.