Raffaels Unione in der Malerei: Die Maltechnik des Renaissancemeisters

Die Malweise der Unione kann als Raffaels Reaktion auf Leonardos Sfumato und Michelangelos Farbintensität verstanden werden. Raffael war sehr beeindruckt von der Einheitlichkeit der Farbtöne in Leonardos Malerei. Durch die feine Abstufung der farblichen Übergänge zwischen belichteten und schattierten Bereichen erzielte Leonardo eine besondere Harmonie in seinen Motiven.

Raffael versuchte, solch weiche Schatten und eine einheitliche Farbgebung zu erreichen, ohne dabei die bellezza di colore, die Farbbrillanz, zu vernachlässigen, die in der italienischen Frührenaissance sehr geschätzt wurde und in der Hochrenaissance durch Michelangelo wiedererweckt wurde (siehe auch: Das Cangiante von Michelangelo).

Vereinfacht ausgedrückt ist die Maltechnik der Union eine Kombination aus Leonardos weichem Sfumato und Michelangelos kräftigen Farben.

Merkmale von Raffaels Unione

Unione vereint die Konturen, Umrisse und Kanten von Objekten so, dass der Übergang weder unscharf noch übermäßig deutlich ist.

Diese Malweise bestimmt die Kanten eines Motivs durch Farbverläufe, weiche Übergänge an den Rändern und eine insgesamt helle und einheitliche Gestaltung. Sie wird Unione genannt, weil sie feinste Farbübergänge mit hoher Farbintensität vereint.

Hier ist eine Gegenüberstellung von Gemälden, die diesen Mittelweg zwischen Leonardos Sfumato und Michelangelos Farbbrillanz veranschaulicht.

Als erstes die Anna selbdritt von Leonardo:

Leonardo da Vinci, Anna selbdritt, ca. 1503–1519

Hier ein Werk der Heiligen Familie von Michelangelo:

Michelangelo und Leonardo da Vinci, Tondo Doni, ca. 1506

Michelangelo, Tondo Doni, ca. 1506

Und nun ein Werk von Raffael, das nur kurze Zeit nach denen von Leonardo und Michelangelo entstand und als Musterbeispiel der Malweise der Unione präsentiert werden kann:

Raffael, Madonna von Alba, 1511

Geschichte der Maltechnik Raffaels

Bevor Raffael in den Jahren 1504-1508 in Florenz mit Leonardos Sfumato in Kontakt kam, wies Raffaels Malerei bereits die weichen Schatten und die leuchtenden Farben des Malers Perugino auf.

Gemäß Giorgio Vasari arbeitete Raffael als dessen Assistent in seiner Werkstatt, was die stilistischen Übereinstimmungen der beiden Maler erklären würde.

Peruginos Stil beruht zu einem großen Teil auf der Lasurtechnik mit Ölfarben, um die weichen Schatten und hellen, leuchtenden Farben zu erzielen, die auch zu Raffaels Charakteristikum wurden.

Perugino, Schlüsselübergabe, ca. 1481-1482

Nachdem Raffael sich mit Malern wie seinem Rivalen Michelangelo befasst hatte, neigten seine Kompositionen dazu, lebhaftere Szenen zu zeigen als die von Perugino. Außerdem konzentrierte er sich mehr auf die Wirkungen einzelner Farben, um verschiedene Stimmungen zu erzeugen.

Manchmal verwandte er einen hellen, vom Tageslicht erhellten Stil, ein anderes Mal experimentierte er mit einem dramatischeren Stil für die nächtliche Darstellung - eine Maltechnik, die später als Chiaroscuro bekannt wurde.

Selbst in Raffaels Hell-Dunkel-Stil überwiegen leuchtende Farben und in all seinen Kompositionen konzentrierte er sich auf den Gesamteindruck von Farbbalance und Harmonie.

Weitere Beispiele von Raffaels Unione

Nachfolgend einige weitere Beispiele, die die gereifte Malweise Raffaels veranschaulichen. Um die Feinheiten der Ausarbeitung und die farbliche Brillanz in Gänze wahrnehmen zu können, empfiehlt es sich, Meisterwerke wie die von Raffael in ihren Museen vor Ort zu betrachten. Die Intensität solcher Kunstwerke kann auf keiner Internetseite abgebildet werden.