Malerei

Wie sich die Porträtmalerei der Renaissance im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat

Renaissance Porträts

Die Kunst der italienischen Renaissance Porträts spielte gegenüber der Historienmalerei im 14., 15. und frühen 16. Jahrhundert nur eine nachrangige Rolle. Die Hauptaufgabe der Renaissancekunst in dieser Zeit war die Darstellung religiöser, weltlicher und mythologischer Szenen, deren Botschaften sich am besten für die öffentliche Darstellung in riesigen Wandmalereien oder monumentalen Skulpturen eigneten.

Im Süden Europas gab es nur wenige Künstler, die aufwendige Porträts oder sogar Selbstporträts malten. Wichtiger waren die umfangreicheren Arbeiten für die wohlhabenden Stifter.

In Flandern, Holland und Deutschland führte die Vorliebe für Ölfarbe (aufgrund des dafür besser geeigneten Klimas) gegenüber Fresken hingegen zu allerlei Renaissance Porträts, die für viele Kaufleute und Adelige geschaffen wurden.

Nachfolgend findest du bedeutende Beispiele der Porträtmalerei in der Renaissance: Von Giottos frühen Werken über die Arbeiten der italienischen Altmeister bis hin zu den Porträts von Künstlern der Nordischen Renaissance.  

Porträts aus der Proto-Renaissance (13. bis 14. Jahrhundert)

Die italienische Kunst der Gotik, die stark von der byzantinischen Kunst beeinflusst war, hatte einen linearen, flachen Stil mit kraftvollen Kompositionen, insbesondere bei der Darstellung der Passion Christi.

In der Proto-Renaissance begann Giotto di Bondone, realistischere Gesichter zu malen. Sein Fresko der Beweinung Christi (um 1305) zeigte gleich mehrere Porträts von Christus, der Jungfrau Maria und den Aposteln, die realistischer und mit menschlichen Ausdrucksformen dargestellt wurden.

Giottos Gesichter und sein realistischerer Malstil bildeten die Grundlage für den Naturalismus der Frührenaissance, obwohl er selbst kein Porträtmaler im engeren Sinne war.

Giotto die Bondone, Beweinung Christi, ca. 1305

Giotto die Bondone, Beweinung Christi, ca. 1305

Ognissanti Madonna Giotto

Giotto, Ognissanti Madonna, 1310

Italienische Renaissance-Porträts (um 1420-1520) 

Es sei darauf hingewiesen, dass vier Prinzipien die Malerei der Frührenaissance ausmachen.

Auch in der Porträtmalerei war das nicht anders:

  • Eine ehrfürchtige Bewunderung der griechischen Antike
  • Ein Glaube an den Humanismus
  • Die Beherrschung der linearen Perspektive
  • Ein Respekt vor der naturalistischen Malerei der menschlichen Form

Diese Prinzipien werden in Meisterwerken der Frührenaissance wie der träumerischen Skulptur des David von Donatello und der Göttin in Botticellis Die Geburt der Venus veranschaulicht. 

Die anmutige Dame mit dem Hermelin und die Mona Lisa von Leonardo da Vinci sind Vorzeigewerke der Porträtmalerei in der Renaissance.

Leonardo da Vinci Farben

Leonardo da Vinci, Dame mit dem Hermelin, 1489, 1490

Mona Lisa Leonardo da Vinci Werke

Leonardo da Vinci, Mona Lisa, ca. 1502 - 1506

Zu den Hochkarätern der Hochrenaissance gehören auch weniger bekannte Werke:

  • Porträt des Doge Giovanni Mocenigo (1478) von Gentile Bellini 
  • Michelangelos Porträts in seinem Genesis-Fresko und dem Fresko des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle in Rom
  • Ecce Homo von Andrea Mantegna
  • Porträt von Baldassare Castiglione und Porträt von Leo X. mit Kardinälen von Raffael
Gentile Bellini, Porträt des Doge Giovanni Mocenigo, 1478

Gentile Bellini, Porträt des Doge Giovanni Mocenigo, 1478

Raffael, Porträt des Papstes Leo X. mit Kardinälen, 1518 - 1519

Raffael, Porträt des Papstes Leo X. mit Kardinälen, 1518 - 1519

In Florenz wird die Porträtmalerei der Spätrenaissance von Agnolo Bronzino perfekt verkörpert, dessen kühle Porträts die Arroganz der florentinischen Herrscherklasse perfekt zum Ausdruck bringen.

Agnolo Bronzino, Eleonora von Toledo und ihr Sohn Giovanni, 1544/1545

Agnolo Bronzino, Eleonora von Toledo und ihr Sohn Giovanni, 1544/1545

Agnolo Bronzino, Porträt von Cosimo I. de’ Medici, 1545Agnolo Bronzino, Porträt von Cosimo I. de’ Medici, 1545

Agnolo Bronzino, Porträt von Cosimo I. de’ Medici, 1545

Porträts der Nördlichen Renaissance (um 1420-1520)

Der Aufschwung der künstlerischen Aktivitäten niederländischer und flämischer Maler im fünfzehnten Jahrhundert wurde nicht maßgeblich von der altgriechischen Kunst beeinflusst.

Stattdessen war ihre Kunst pragmatischer und bodenständiger.

Sie basierte auf zwei wesentlichen Prinzipien: 

  • Die Entdeckung der Ölfarbe, die eine quasi endlose Überarbeitung des Bildes und damit eine enorme Detailklarheit ermöglicht
  • Die Wertschätzung der linearen Perspektive und die subtile Schattierung.

Während die italienische Renaissance von einem Bestreben zur Idealisierung geprägt war, schufen die Künstler Nordeuropas klare, sachliche Gemälde, deren Realismus den von vielen italienischen Virtuosen übertraf.

Meisterwerke der niederländischen, flämischen und deutschen Schule sind unter anderem:

Das Arnolfini-Porträt und Mann mit rotem Turban von Jan van Eyck, zahlreiche Selbstporträts von Albrecht Dürer und das Porträt des Erasmus von Rotterdam von Hans Holbein.

Mann mit rotem Turban

Jan van Eyck, Mann mit rotem Turban, 1433

Arnolfini Hochzeit Jan van Eyck

Jan van Eyck, Arnolfini Porträt, 1434

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, 1500

Albrecht Dürer, Selbstbildnis im Pelzrock, 1500

Hans Holbein der Jüngere, Erasmus von Rotterdam

Hans Holbein der Jüngere, Erasmus von Rotterdam, 1523

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.