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Wieso die Villa Adriana eines der prächtigsten Beispiele römischer Architektur ist

Villa Adriana ArchitekturFoto: Pom' / Flickr

Das Römische Reich hat der Geschichte ein kunstvolles Erbe hinterlassen, das auch in der Gegenwart eine unheimliche Faszination besitzt. Die unglaublichen Innovationen in den Bereichen der Technik, Architektur und Stadtplanung haben die Jahrhunderte überdauert und die Ruinen dieser Bauwerke sind in vielen europäischen Städten zu bewundern. 

Etwa 30 km außerhalb von Rom befindet sich eines der prächtigsten Beispiele dieser antiken römischen Architektur: Die Villa Adriana.

Die weitläufige Anlage wurde um 120 n. Chr. für Kaiser Hadrian erbaut und war zunächst als Sommerresidenz gedacht, bevor die Villa acht Jahre später zum Hauptwohnsitz des Herrschers wurde. 

Der gesamte Komplex erstreckt sich über eine Fläche von über einem Quadratkilometer und umfasst mehr als 30 Gebäude, Bäder, Brunnen, Gärten und Felder. Außerdem waren die Innenräume mit kunstvollen Mosaiken und einer Reihe klassischer Skulpturen im griechischen und römischen Stil ausgestaltet. 

Die Opulenz der Villa Adriana zeugte von der Erhabenheit des Römischen Reiches zur Zeit Hadrians und seiner Verbindung zu den verschiedenen Kulturen des Mittelmeerraums.

Hier erfährst du mehr über die Hadriansvilla und was sie zu einer so unglaublichen Sehenswürdigkeit für Architekturliebhaber:innen macht.

Die Entstehung der Villa Adriana

Als Hadrian 117 n. Chr. die Herrschaft übernahm, übernahm er von Trajan ein mächtiges und wohlhabendes Reich, das ihm einen idealen Start in seine Regierungszeit ermöglichte.

Anstatt weiter zu expandieren, wie es der Senat von ihm verlangte, investierte Hadrian die Ressourcen in das bereits riesige, unübersichtliche Reich, das zu diesem Zeitpunkt aus vielen verschiedenen Völkern bestand.

Im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger verbrachte Hadrian den größten Teil seiner Zeit außerhalb Roms und hegte eine große Leidenschaft für die antike griechische Architektur, die in vielen Aspekten der römischen Architektur als Vorbild diente. 

Er überwachte den Bau des gleichnamigen Hadrianswalls, der die nördliche Grenze Roms in Britannien bildete. Außerdem begann er mit dem Wiederaufbau des Pantheons, nachdem es zuvor in Brand geriet.

Die Fertigstellung der Villa Adriana

Villa Adriana Gesamtanlage

Modell der Gesamtanlage der Hadriansvilla / Foto: Sorrento585, Wikipedia

Um 120 n. Chr. wurde die Hadriansvilla in Tibur fertiggestellt, woraufhin der Kaiser begann, einen Teil seiner Zeit in seiner Sommerresidenz zu verbringen. Der Palast wurde auf einem Grundstück in der Nähe des Anwesens der Familie seiner Frau errichtet. Man vermutet, dass das Gebiet sogar der Familie gehörte.

Acht Jahre später machte Hadrian den Rückzugsort zu seiner Amtsresidenz und lud die gesamte Gefolgschaft des Kaisers ein, dort mit ihm zu leben. Offiziell befand sich die Regierung immer noch in Rom, so dass die gesamte Kommunikation mit Boten durchgeführt wurde. Mit ihrer Größe und Ausstattung repräsentiert das Bauwerk Adrians Vision vom Römischen Reich: ein Ort, an dem sich mediterrane Kulturen vermischen.

Architektonische Highlights der Hadriansvilla

Zur Villa Adriana gehörten über 30 Gebäude, von denen viele noch nicht freigelegt sind. Beinahe alle Gebäude befanden sich in Gegenden mit schöner Aussicht wie auf den Gipfeln eines Hügels. In den einzelnen Bauwerken kamen verschiedene Stile zum Ausdruck, darunter der ägyptische, der griechische und der römische.

Villa Adriana Canopus

Der Canopus der Hadriansvilla / Foto: Pom' / Flickr

Weitere bedeutende Bauwerke waren der Canopus - ein großes, von Skulpturen umgebenes Wasserbecken - und das Teatro marittimo - ein Inselpavillon, umgeben von einem ringförmigen Kanal und einem Säulengang. 

Das Teatro marittimo war sehr groß und beherbergte eine Bibliothek, Thermalbäder, eine Gemäldegalerie und vieles mehr auf der Plattform, die vom Kanal umgeben wird. In der Antike konnte man den Bereich über zwei bewegliche Brücken erreichen.

Villa Adriana Maritimes Theater

Das teatro marittimo der Villa Adriana / Foto: Tango7174 / Wikipedia / CC BY-SA 4.0

Kunstschätze der Hadriansvilla

Hadrian schätzte sowohl die Kunst als auch die Architektur und füllte seine Villa mit zahlreichen Schätzen. Zu den bedeutendsten erhaltenen Stücken dieser antiken Stätte gehört das Kentauren-Mosaik, das ursprünglich im Speisesaal ausgestellt war. Es zeigt einen dynamischen Kampf zwischen einem männlichen Kentauren und mehreren Raubkatzen. Heute befindet sich das weltbekannte Mosaik im Alten Museum in Berlin.

Zentaurenmosaik aus der Villa Adriana

Ein Teil des Zentaurenmosaiks / Foto: Olbertz, Wikipedia

Darüber hinaus befanden sich in der Villa römische Kopien von bedeutenden griechischen Skulpturen. Dazu gehörten ein Diskobolus, der einen athletischen jungen Mann beim Diskuswurf zeigt, und eine hockende Venus, die die Göttin darstellt, wie sie versucht, ihren nackten Körper zu bedecken.

Was geschah mit der Hadriansvilla?

Nach Hadrians Tod wurde die Villa noch Hunderte von Jahren von seinen Nachfolgern und anderen Königen bewohnt.

Als das Römische Reich im 4. Jahrhundert n.Chr. zu zerfallen begann, verfiel die Anlage schließlich. Viele der wertvollen Gegenstände wurden entfernt, darunter Marmor, Skulpturen und Kunstwerke. 

Später, in den 550er Jahren, wurde der Komplex durch den Gotischen Krieg noch weiter beschädigt.

Erst mit der Renaissance erfuhr die Anlage der Hadriansvilla ein erneutes Interesse. Mit der wiederentdeckten Bewunderung für die Antike begannen im 16. Jahrhundert unter dem Einfluss des Papstes erste Ausgrabungen an der weitläufigen Anlage, die allerdings nicht nur positives mit sich brachten. Im Laufe der Jahre wurden viele der damals noch erhaltenen Kunstschätze geplündert und in anderen Bauwerken wiederverwendet.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts ging die Villa Adriana in den Besitz des italienischen Staats über, was zu besseren Ausgrabungs- und Erhaltungsbedingungen führte, um die antike Sommerresidenz den nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.