Bewegung in der Kunst – Das Prinzip der Handlung erklärt
Wie du einen der Grundpfeiler der Gestaltung beherrschen lernst
Bewegung klingt aufregend – wie Tanzen. Der Tanz selbst ist eine Kunstform, die vollständig auf Bewegung basiert. Auch die bildende Kunst nutzt Bewegung – allerdings auf eine andere Weise.
Visuelle Bewegung ist das Prinzip der Kunst, mit dem der Eindruck von Handlung und Aktivität in einem Kunstwerk erzeugt wird.
Die Bewegung kann auf eine einzelne Komponente einer Komposition oder auf die gesamte Komposition auf einmal angewendet werden. Die visuelle Bewegung ist abhängig von den anderen Elementen und Prinzipien der Kunst. Rhythmus, Linie, Farbe, Gleichgewicht und Raum sind Beispiele für Elemente und Prinzipien der Kunst, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Bewegung in einem Kunstwerk spielen können.
Bewegung mit Rhythmus erzeugen
In der Kunst ist der Rhythmus am ehesten mit Musik und Tanz verbunden. Der musikalische Rhythmus beinhaltet einen Beat, der sich im Laufe der Zeit wiederholt. Der visuelle Rhythmus wird durch die Wiederholung von Formen (einem Muster), Linien, Farben oder einer anderen visuellen Komponente erzeugt.
Der visuelle Rhythmus ist überall. Fenster- und Säulenreihen verleihen der Architektur einen Rhythmus. Bücher im Regal und geflieste Böden geben dem Alltag Rhythmus. Jedes dieser Beispiele hat etwas, das sich wiederholt.
Das sich wiederholende Element wird allgemein als Motiv bezeichnet. Um Bewegung durch Rhythmus zu erzeugen, muss ein Kunstwerk ein Motiv haben.
Wenn ein Motiv in Größe und Abstand variabel ist, dann gilt der Rhythmus als unregelmäßig. Ein unregelmäßiger Rhythmus fühlt sich natürlich an. Bäume, die in einem Wald wachsen, haben einen unregelmäßigen Rhythmus. Jeder Baum ist einzigartig. Einige sind dünn und andere breit, aber alle sind Bäume.
Wenn das Motiv in Größe und Abstand identisch ist, gilt es als regelmäßig. Ein regelmäßiger Rhythmus fühlt sich organisiert und gewollt an. Lampenmasten entlang einer städtischen Straße haben einen regelmäßigen Rhythmus – jeder gleich wie der andere.
Ein Motiv dient als Wegweiser durch die Komposition. Unsere Augen bewegen sich von einem Teil des Motivs zum nächsten. Der Raum zwischen den Manifestationen des Motivs bestimmt das Tempo oder die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Augen um die Komposition bewegen.
Schaue dir die folgende Aufnahme des Fotografen Étienne-Jules Marey an. Dabei handelt es sich um eine Studie über eine Person, die gerade am gehen ist. Das Motiv ist offensichtlich die Person. Der Rhythmus der sich wiederholenden Person erzeugt ein Gefühl der Bewegung in der Komposition. Beachte die interessanten, kantigen Formen zwischen jeder eingefrorenen Position der Figur.
In der Zeichnung auf der linken Seite gibt es technisch gesehen keine Person. Die unregelmäßigen, kantigen Formen aus dem Foto sind das Thema. Die progressive Wiederholung der Formen erzeugt Bewegung in der Komposition. Die Zeichnung ist direkt von Mareys Fotografie inspiriert und indirekt von den Werken futuristischer Künstler aus dem vergangenen Jahrhundert.
Futuristen sollten Bewegung, Geschwindigkeit und Kraft erfassen. Die Futuristen wurden durch die Bewegung von Zügen, Motorrädern, Athleten und dergleichen inspiriert. Der Futurismus begann 1909 und setzte sich in den 1920er Jahren fort. Wir können einiges über die Erfassung von Bewegung lernen, indem wir das Werk großer Futuristen wie Marcel Duchamp, Joseph Stella und Giacomo Balla ergründen.
Bewegung mit Linien erstellen
Wir können uns Linien entweder als statisch oder dynamisch vorstellen. Gerade Linien, die vertikal und horizontal sind, fühlen sich solide und stabil an. Die meisten Gebäude verwenden vertikale und horizontale Kanten aufgrund der Stabilität, die diese Geraden bieten, wenn sie sich im rechten Winkel treffen.
Dynamische Linien hingegen sind viel besser in der Lage, Bewegung zu implizieren. Dynamische Linien sind oft diagonal zu den Rändern der Bildebene und können zickzackförmig oder zu schwungvollen Kurven werden.
Linien können die Bewegung auch auf andere Weise kommunizieren. Eine gezeichnete Linie ist in Wirklichkeit der Pfad. Die Stellen, an denen eine Linie beginnt und endet, zeigen die Bewegung der Hand des Künstlers. In der Kunst wird eine Linie manchmal als ein sich bewegender Punkt definiert. Künstler wenden dieses einzigartige Konzept einer Linie an, um den Weg zu «verfolgen», wie sich etwas durch ein Bild zieht.
Sieh dir das nachfolgende Bild an. Die Linien suggerieren uns, dass sich selbst eine solch einfach dargestellte Figur in Bewegung befindet.
Bewegung mit Farbe erzeugen
So wie dynamische Linien einem ansonsten «ruhigen» Kunstwerk Bewegung verleihen, kann die dynamische Verwendung von Farbe auch das Gefühl der Bewegung verstärken. Wie Musiknoten werden auch «Farbnoten» manchmal entweder als «hoch» oder «tief» beschrieben. Eine hohe Schlüsselfarbe ist sowohl hell als auch kräftig in ihrer Farbintensität.
Umgekehrt ist eine tiefe Farbe sowohl dunkel als auch stumpf. Die kontrastreiche Gegenüberstellung dieser Farbtypen ist heftiger und lebhafter als ein Bild mit begrenztem Tonumfang.
Das folgende Bild stellt hohe und tiefe Farbtöne gegenüber. Die Farben und die dynamischen Linien arbeiten zusammen, um ein Gefühl der Bewegung zu vermitteln.
Implizite Bewegung
Der vielleicht beste und einfachste Weg, Bewegung in einem Kunstwerk zu zeigen, ist, sorgfältig zu studieren, wie sich die Dinge während der Bewegung ändern. Zum Beispiel, wie verändert sich eine Person beim Gehen im Vergleich zum Stillstand? Oder, wie erscheint eine Person beim Laufen im Vergleich zum Gehen? Durch die Veränderung des Schwerpunktes und der Haltung einer Person kann der Künstler eine statische Figur oder die Bewegung einer gehenden oder laufenden Person vermitteln.
Das Gemälde «El Jaleo» von John Singer Sargent, veranschaulicht deutlich die implizite Bewegung. Sieh dir an, wie der Kopf der Tänzerin links von ihren Füßen und nicht mittig über den Füßen liegt. Die relative Ausrichtung von Kopf und Füßen zeigt dem Betrachter, dass die Tänzerin sich entweder in Bewegung oder aus dem Gleichgewicht befindet. Die Schwerkraft nimmt sie nach links. Sie wird Schritt halten müssen, ansonsten fällt sie. Natürlich wird sie nicht fallen, weil sie in Wirklichkeit tanzt.
Der Künstler kann auch Bewegung implizieren, indem er das Subjekt auf eine Weise im Raum platziert, die nur Sinn macht, wenn es sich bewegt. So muss sich beispielsweise eine Kugel, die im Vordergrund schwebt, bewegen, wenn der Hintergrund eine Person in einer Wurfposition zeigt. Sowohl die Position des Balles im Raum als auch der Kontext des Werfens der Person reichen aus, um Bewegung zu implizieren.
Bewegung mit Illusion schaffen
Einige Künstler haben das Konzept der kompositorischen Bewegung in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts mit der Entwicklung der Op Art auf ein neues Niveau gehoben. Kurz für «optical art», schufen einige Op Art Künstler Bewegung durch Wiederholung und Kontrast. Da Op Art kein gegenständliches Thema darstellt, nutzt sie die natürlichen Bemühungen des Gehirns, komplexe visuelle sensorische Informationen zu organisieren. Wir können uns diesen Ansatz als eine Überlastung des Sehvermögens vorstellen. Das sensorische Erlebnis der Bewegung in einem Standbild zu erzeugen, ist für den Betrachter spannend und aufregend.
Fühlt sich das untenstehende Bild an, als ob es sich ein wenig bewegt? Ist es schwierig, sich auf einen einzelnen Punkt zu konzentrieren?
Fazit zur Bewegung in der Kunst
Bewegung in der Kunst ist fast nie langweilig. Sie verleiht Kunst und Design Spannung, Dramatik und ein allgemeines kompositorisches Interesse. Scheu dich nicht vor Motiven, die Handlungen und Bewegungen beinhalten.