Malerei

Die Leonardeschi: So lässt sich Leonardos Einfluss anhand seiner Schüler nachvollziehen

Leonardeschi Titelbild

Die Leonardeschi bezeichnen in der Kunstgeschichte eine Reihe von Künstlern, die mit Leonardo da Vinci oder unter seinem Einfluss tätig waren. Schätzungen zufolge gibt es mehr als 1500 Kunstwerke, die dem Einfluss des italienischen Renaissance-Meisters direkt zugeordnet werden können.

Hier erfährst du, welche Künstler traditionell als Leonardeschi bezeichnet werden können und welche Maler im nicht-italienischen Europa von ihm direkt beeinflusst wurden.

Geschichte und Ursprünge der italienischen Gefolgschaft

Im Jahr 1472 trat Leonardo der Lukasgilde in Florenz bei, und Ende 1477 verließ er die Werkstatt von Andrea del Verrocchio als unabhängiger Künstler.

1482 kam er nach Mailand und teilte sich ein Atelier mit den Geschwistern von Giovanni Ambrogio de Predis, sechs Künstlern mit unterschiedlichen Talenten. Einige von ihnen sind dafür bekannt, dass sie an Aufträgen für Leonardo und seine Partner mitgearbeitet haben.

Im Jahr 1490 kam der inzwischen zu Ansehen gelangte Leonardo unter die Schirmherrschaft von Ludovico Sforza, der ihn mit wichtigen Arbeiten beauftragte: Der Meister stellte nun zahlreiche Assistenten ein, die er in seiner Werkstatt beschäftigte.

Es kommt also zu einer Weitergabe der für Leonardo typischen Techniken und Stile, da er neue künstlerische Maßstäbe setzte und sein Ruf sich in ganz Europa verbreitete.

Zu Leonardos Assistenten in dieser Zeit gehörten unter anderem:

  • Giovanni Antonio Boltraffio
  • Giovanni Ambrogio de Predis
  • Bernardino de Conti
  • Andrea Solario
  • Francesco Napoletano
  • Marco d'Oggiono
  • Salaì

Als Leonardo 1508 nach Mailand zurückkehrte, unterhielt er geschäftliche und freundschaftliche Beziehungen zu anderen Malern wie:

  • Giovanni Antonio Bazzi
  • Giovanni Francesco Rustici
  • Francesco Melzi

Künstler, die zu dieser Zeit dem Kreis Leonardos nahesstehend angesehen wurden, waren beispielsweise:

  • Girolamo Alibrandi
  • Giampietrino
  • Bramantino
  • Giovanni Agostino da Lodi
  • Bernardino Lanino
  • Martino Piazza da Lodi
  • Bernardino Luini
  • Bernardo Zenale
  • Cesare da Sesto

Leonardos Vorzeichnung für das verschollene Gemälde Madonna mit Kind mit dem Neugeborenen Johannes der Täufer, nach seiner Vorlage Werke verschiedener Leonardeschi

Alle genannten Künstler kann man als Leonardeschi verstehen, da sie in seiner Werkstatt oder in seiner unmittelbaren Nähe arbeiteten und von ihm direkt beeinflusst worden.

Doch der Einfluss Leonardos reichte weit über die Grenzen Italiens hinaus. So kann man weitere Künstler erwähnen, die im weiteren Sinne von Leonardo inspiriert und gelehrt wurden.

Weitere Schüler im Rest Europas

Die beiden Italienreisen Albrecht Dürers, 1494-1495 bzw. 1505-1507 nach Venedig, haben die Drucke des Künstlers beeinflusst. Zum Beispiel ist Das kleine Pferd wahrscheinlich von dem Sforza-Denkmal inspiriert, das Leonardo um 1490 entworfen und gezeichnet hatte.

Um 1516-1517, als Leonardo an den Hof von Franz I. kam, hatte der flämische Maler Joos van Cleve gerade königliche und fürstliche Porträts angefertigt. Man nannte ihn den "Leonardo des Nordens". Auch die Arbeiten seines Sohnes Cornelis van Cleve zeigen in einigen Kompositionen die Merkmale dieses Einflusses.

Joos van Cleve, Kirschenmadonna, ca. 1525

Joos van Cleve, Kirschenmadonna, ca. 1525

Es wird ebenfalls vermutet, dass der flämische Künstler Quentin Matsys das Werk von Leonardo da Vinci in Form von Drucken kannte, die unter den Künstlern des Nordens hergestellt und verbreitet wurden.

Seine Madonna und das Bild der hässlichen Herzogin zeigen den Einfluss von Leonardo. Dies wird als Beweis dafür angesehen, dass Matsys stark von italienischen Renaissance-Künstlern beeinflusst war und dass er höchstwahrscheinlich nach Italien reiste, zumindest für eine kurze Zeit.

Quentin Matsys, Madonna mit Kind, ca. 1513

Quentin Matsys, Madonna mit Kind, ca. 1513

In den ersten Jahrzehnten des sechzehnten Jahrhunderts besuchten auch einige spanische Maler Florenz. Fernando Yáñez de la Almedina und Hernando de los Llanos arbeiteten vermutlich mit Leonardo an der Schlacht von Anghiari zusammen, das heutzutage leider als verschollen gilt und wahrscheinlich im Laufe der Zeit zerstört wurde.

Die beiden Spanier setzten ihre künstlerische Zusammenarbeit nach ihrer Rückkehr nach Spanien fort. 

Fernando Yáñez de la Almedina, Christus Wiederauferstanden, nach einer Zeichnung von Leonardo da Vinci

Fernando Yáñez de la Almedina, Christus Wiederauferstanden, nach einer Zeichnung von Leonardo da Vinci

Manche vermuten sogar, dass die Mona Lisa, die sich heute im Madrider Prado befindet, von Fernando Yáñez de la Almedina gemalt worden sein könnte, als sich dieser in Florenz im Dunstkreis Leonardos befand. 

Mona Lisa Vergleich

Links: Die Mona Lisa, die sich heute im Prado befindet | Rechts: Leonardo da Vincis Mona Lisa

Die Malweise des Sfumato als wichtigstes gemeinsames Merkmal der Leonardeschi

Die Messung des Einflusses Leonardos durch die Kunstgeschichte wurde ab dem Ende des 18. Jahrhunderts als „leonardesk" oder leonardo-ähnlich bezeichnet.

Die wichtigste Technik, die die Künstler um Leonardo von ihrem Meister lernten, war das sogenannte Sfumato. Eine Verwischungsmaltechnik, bei der mehrere Lagen feiner Farbe übereinander geschichtet wurden, um einen besonderen nebelartigen Farbeffekt zu erzielen, der Linien und Konturen leicht verwischt. 

Das weichgezeichnete Gesicht der Mona Lisa ist ein Paradebeispiel in Sachen Sfumato und auch in den Werken einiger seiner Schüler erkennt man den künstlerischen Einfluss Leonardos.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.