Vincent van Goghs Schwertlilien – Die 5 verschiedenen Versionen erklärt

Auch wenn Vincent van Goghs Schwertlilien heute meist mit dem Gemälde vom Mai 1889 in Verbindung gebracht werden, hat der Künstler das Motiv der violetten Blüte nicht nur einmal dargestellt. Er malte die Iris in fünf verschiedenen Versionen, jede für sich einzigartig.

Besonders spannend ist, dass er das Motiv in den letzten drei Jahren seines Lebens malte und so die stilistische Entwicklung seiner Kunst während seiner Geisteskrankheit nachvollziehbar wird.

Vincent van Goghs Schwertlilien: Alle 5 Gemälde

Vincent van Gogh schuf mehrere Versionen seiner berühmten Schwertlilienbilder, von denen jedes seine eigenen stilistische Merkmale aufweist.

Vincent van Gogh, Veld met bloemen bij Arles, Mai 1888

Vincent van Gogh zog 1888 nach Arles, um der Großstadt von Paris und ihrem Lärm zu entfliehen. Er reiste auch mit der Absicht in die Stadt im Süden, dort eine kleine Künstlergemeinschaft zu gründen. 

Diese erste Version der Schwertlilien stellt eine glückliche Erinnerung an seine Zeit in Südfrankreich dar, bevor er nach einer Reihe von Krankenhausaufenthalten wegen psychischer Störungen zu der Überzeugung gelangte, dass das südliche Klima die Ursache für seine Verstimmung war.

Die violetten Schwertlilien im Vordergrund werden von gelben Butterblumen kontrastiert, so dass die farbliche Gegenüberstellung die Intensität des Gemäldes verstärkt.

Im Gegensatz zu den anderen Versionen der Schwertlilien von Vincent van Gogh zeigt dieses Gemälde eine vollständige Landschaft mit Bäumen, Gebäuden und Himmel im Hintergrund.

Vincent van Gogh, Schwertlilie, Mai 1889

Bereits einen Monat nach seiner Einlieferung in die Nervenheilanstalt in Saint-Rémy begann van Gogh mit dem Malen von Schwertlilien nach dem Vorbild der Natur im Garten des Sanatoriums.

Eine einzelne Schwertlilie ist das Thema dieses Bildes, geschickt in der Mitte platziert.

Da nur eine Blüte zu sehen ist, wird vermutet, dass dieses Exemplar kurz vor Vincent van Goghs üppig blühenden Schwertlilien entstanden ist.

Vincent van Gogh, Schwertlilien, Mai 1889

Das obige Gemälde der Schwertlilien wurde wahrscheinlich von japanischen Ukiyo-e Holzschnitten beeinflusst, wie viele seiner Werke dieser Zeit. 

Die Ähnlichkeiten zeigen sich in den starken Umrissen, dem ungewöhnlichen Bildausschnitt und auch in der Farbe, die sich nicht nach dem Lichteinfall richtet.

Es befindet sich heute in der Sammlung des Getty Museums in Los Angeles und gehört zu den bekanntesten Versionen des Schwertlilienmotivs von Vincent van Gogh.

Vincent van Gogh, Schwertlilien, Mai 1890

Im folgenden Jahr und nur wenige Monate vor Vincent van Goghs Tod entstanden zwei weitere Gemälde, auf denen Schwertlilien zu sehen sind.

Dieses mal befinden sich die Pflanzen nicht auf dem Feld, sondern abgeschnitten in einer Vase.

Die erste Version vom Mai 1890 fällt durch ihren gold-orangen Hintergrund auf, der einen starken Farbkontrast zu den blaugrünen Blüten bildet. Ein Teil des Blumenstraußes scheint bereits verwelkt zu sein. Einige Blüten im rechten Teil des Bildes liegen abgeknickt auf dem Untergrund.

Vincent van Gogh, Vase mit Schwertlilien, Mai 1890

Vincent van Goghs letzte Version der Schwertlilien zeigt einen weiteren Blumenstrauß in einer hellen Vase. Während der Hintergrund in wesentlich dezenteren Farben gemalt wurde, sind die Farben der Schwertlilien vielfältiger. Besonders die Blätter der eigentlich grünen Pflanze sind an mehreren Stellen gelblich oder gar bräunlich gemalt worden, als seien sie am verderben.

Diese Version entstand kurz bevor Vincent Van Gogh die Nervenheilanstalt in Saint-Rémy verließ und nach Auvers-sur-Oise zog, um sich dort von seinem Bekannten Dr. Paul Gachet behandeln zu lassen.

Wieso sind Vincent van Goghs Schwertlilien besonders?

In Vincent van Goghs Schwertlilien sind seine lebhafte Farbpalette zu erkennen, die er nicht selten mit komplementären Kontrasten wiedergab, um ein Gefühl von Energie zu erzeugen. Die kräftigen Farben seiner Schwertlilien, vor allem die Blau-, Violett- und Grüntöne, ziehen den Betrachter in ihren Bann.

Seine einzigartige Pinselführung ist sofort zu erkennen. Van Gogh verwendete dicke, sichtbare Pinselstriche, die seinen Gemälden Textur und Tiefe verliehen. Kräftige Umrisslinien sind allen Schwertlilien von Van Gogh gemein.

Besonders beeindruckend an dieser Motivreihe ist nicht zuletzt, dass er das Motiv an verschiedenen Orten und damit auch zu unterschiedlichen gesundheitlichen Zuständen gemalt hat. So sind die ersten Schwertlilien von 1888 noch in Arles entstanden, bevor er in der Nervenheilanstalt in der Abtei Saint-Paul-de-Mausole im südfranzösischen Saint-Rémy lebte und dort die vier übrigen Gemälde malte.

Auf diese Weise lässt sich der Stilwandel in Vincent van Goghs letzten Jahren nachvollziehen.

Die symbolische Bedeutung der Schwertlilie

Die Schwertlilie (auch Iris genannt) hat im Laufe der Geschichte in verschiedenen Kulturen eine symbolische Bedeutung erlangt.

Ihre Symbolik kann je nach kultureller, historischer und kontextueller Interpretation variieren.

Im Folgenden sind einige häufige Bedeutungen der Iris aufgeführt:

Inwieweit sich Vincent van Gogh der Symbolik der Pflanze bewusst war, ist heute nicht bekannt.

Die einfachste Erklärung für die wiederholte Darstellung der farbintensiven Pflanze war, dass die Schwertlilien im Garten der Nervenheilanstalt blühten.

Vincent van Gogh durfte das Kloster und den dazugehörigen Garten zu Beginn nicht verlassen, weshalb die Blütephase im Mai für Vincent Van Gogh Grund genug gewesen sein könnte, sie zu malen.

Die Schwertlilie ist nicht die einzige Pflanze, der Vincent Van Gogh gleich eine ganze Reihe von Gemälden widmete.