Gemälde

Bildbeschreibung und Interpretation von Van Goghs “Das Nachtcafé”

Vincent van Gogh, Das Nachtcafé, 1888Vincent van Gogh, Das Nachtcafé, 1888

Vincent van Gogh malte Das Nachtcafé (original französischer Titel: Le Café de nuit) in Arles im September 1888. Das Nachtcafé wurde vielfach als eines von Van Goghs Meisterwerken gewertet und ist heutzutage eines der bekanntesten Bilder des niederländischen Künstlers. 

Das Nachtcafé ist nicht zu verwechseln mit Caféterrasse am Abend

Van Goghs Caféterrasse am Abend, das Außentische, eine Straßenszene und den Nachthimmel zeigt, wurde etwa zur gleichen Zeit in Arles gemalt. Es zeigt ein anderes Café von außen und sollte nicht mit dem Gemälde "Das Nachtcafé" verwechselt werden.

Vincent van Gogh, Das Nachtcafé, 1888

Das Nachtcafé, Sept. 1888

Vincent van Gogh, Caféterrasse am Abend, September 1888

Caféterrasse am Abend, Sept. 1888

Die Entstehungsgeschichte von Das Nachtcafé

In einer scherzhaften Passage eines Briefes, den Vincent an seinen Bruder Theo van Gogh schrieb, sagte der Künstler, dass Madame Ginoux so viel von seinem Geld genommen habe, dass er der Cafébesitzerin gesagt hatte, es sei an der Zeit, sich zu rächen, indem er ihr Café de la Gare malte. 

Im August 1888 schrieb der Künstler seinem Bruder in einem Brief:

"Heute werde ich wahrscheinlich mit dem Innenraum des Cafés beginnen, wo ich am Abend ein Zimmer mit Gaslicht bewohne. Es ist das, was sie hier als "Cafe de nuit" bezeichnen, die die ganze Nacht offen bleiben. Nachtschwärmer können dort Zuflucht suchen, wenn sie kein Geld haben, um eine Unterkunft zu bezahlen, oder zu betrunken sind, um hereingelassen zu werden."

Bildbeschreibung zu van Goghs Nachtcafé

Das Gemälde wurde auf einer grundierten Leinwand der Größe 30 (in der französischen Skala) gemalt. Es zeigt den Innenraum eines Cafés, mit einer halbverhüllten Tür im Hintergrund, die vermutlich zu privateren Räumlichkeiten führt. Fünf Gäste sitzen an Tischen entlang der Wände links und rechts, während ein Kellner dem Betrachter in einem hellen Mantel in der Nähe der Mitte des Raumes gegenüber steht.

In kontrastreichen, kräftigen Farben ist die Decke grün, der obere Teil der Wände rot und die glühenden Deckenleuchten sowie der Boden weitgehend gelb gemalt worden. Die Farbe wurde pastös aufgetragen, wobei viele der Linien des Raumes zum Fluchtpunkt in der Tür im Hintergrund führen. Die Perspektive schaut ein wenig von oben auf den Innenraum des Cafés herab und erhebt sich damit leicht über die natürliche Augenhöhe eines erwachsenen Menschen.

Das Nachtcafé - Van Goghs Farbauswahl

Der Künstler schrieb seinem Bruder mehr als einmal bezüglich seiner neuen Arbeit. In einem der Briefe beschreibt er dieses Bild:

"Ich habe versucht, die furchtbaren Qualen der Menschheit mit Rot und Grün auszudrücken. Der Raum ist blutrot und dunkelgelb mit einem grünen Billardtisch in der Mitte; es gibt vier zitronengelbe Lampen mit einem Schimmer von orange und grün. Überall prallen die fremdartigsten Rot- und Grüntöne aufeinander, in den Figuren der kleinen schlafenden Randalierer, im leeren trostlosen Raum, in violett und blau. Das Blutrot und das Gelbgrün des Billardtisches zum Beispiel stehen im Kontrast zum zarten Grün der Theke, auf dem sich ein rosafarbener Blumenstrauß befindet. Die weißen Kleider des Wirts, wachsam in einer Ecke dieses Ofens, werden zitronengelb oder hell leuchtend grün."

Die heftige Übertreibung der Farben und die dicke Textur der Farbe machten das Bild zu "einem der hässlichsten Bilder, die ich je gemalt habe", schrieb Van Gogh an anderer Stelle.

Er nannte es auch "das Äquivalent, wenngleich anders, zu 'Die Kartoffelesser'", welches dem Nachtcafé in der Darsellung von Lampenlicht und der Sorge um den Zustand der bedürftigen Menschen ähnlich ist.

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Die Wirkung der Perspektive und der Kontraste

Im Gegensatz zu typischen impressionistischen Werken projiziert der Maler keine neutrale Haltung gegenüber der Welt oder eine Haltung des Genusses an der Schönheit der Natur oder der Schönheit einer Impression seiner Umwelt.

Das Gemälde ist ein Beispiel für Van Goghs Verwendung dessen, was er "Suggestivfarbe" nannte, mit denen der Künstler seine Werke emotionsgeladen durchdrang, die typisch für den späteren Expressionismus waren. 

Die Perspektive der Szene ist nach Ansicht verschiedener Beobachter eine der stärksten Effekte. Die absorbierende Perspektive, die uns kopfüber an den leeren Stühlen und Tischen vorbei in die verborgenen Tiefen der halb verdeckten Türöffnung zieht, lässt uns wundern, was sich im hinteren Bereich des Cafés abspielt.

Diesem Sog der Fluchtlinien stellte van Gogh das rote Farbband der Wände gegenüber, das er beinahe ohne sichtbare Pinselstriche malte. Wie van Gogh selbst beschrieb, nutzte er das "Blutrot", um die Leiden der Menschen auszudrücken.

Eine Uhr an der Wand zeigt die Uhrzeit an. In der Szene ist es Viertel nach Mitternacht. Die Angabe der Uhrzeit unterstreicht die Trostlosigkeit der Szene und betont die Qualen der Menschen, die ihrem Leid selbst zu einer solchen Uhrzeit, in der die meisten Leute im Schlaf ihre Ruhe finden, nicht zu entkommen scheinen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.

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