Kunst

Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat – Ein ungleiches Künstlerduo

Der Graffiti-Künstler und die Pop-Art-Ikone haben zusammen mehr als 150 Werke geschaffen. In den 80er Jahren wurden die Arbeiten verschmäht - heute werden sie für etliche Millionen verkauft

Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat TitelbildAufnahme der Fotografie: ActuaLitté / Flickr

Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat waren ein ungleiches Duo: Auf der einen Seite der Pionier der Pop Art, der in den 1970er und 1980er Jahren eine feste Größe in der Kunstszene Manhattans war. Auf der anderen Seite ein junger abstrakt-expressionistischer Maler Anfang 20, der gerade erst die Früchte seines aufkeimenden Ruhmes zu ernten begann.

Und doch haben beide zusammen mehr als 150 Kunstwerke geschaffen, die heute zu den begehrtesten Arbeiten ihres künstlerischen Gesamtwerks zählen.

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Freundschaft der beiden, auf einige der Werke, die aus ihrer Zusammenarbeit hervorgingen, und auf das unerwartet frühe Ende ihrer gemeinsamen Arbeit im Jahr 1986.

So lernten sich Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat kennen

Es begann mit einem Mittagessen. Am 4. Oktober 1982 traf sich Andy Warhol mit seinem Galeristen Bruno Bischofberger zum gemeinsamen Mittagessen in der Factory, die damals auch sein Atelier war. 

Bischofberger brachte einen jungen Künstler mit, mit dem er zu arbeiten begonnen hatte: Jean-Michel Basquiat. Warhol kannte den jungen farbigen Künstler flüchtig aus der Kunstszene von Downtown Manhattan. 

Das Decker Building war ab 1968 die Heimat von The Factory. Foto: Dmadeo / CC BY-SA 4.0

Das Decker Building beherbergte ab 1968 Warhols Factory. Foto: Dmadeo / CC BY-SA 4.0

Bischofberger hatte arrangiert, dass Warhol neue Künstler, mit denen er zusammenarbeitete, porträtierte und im Gegenzug eines seiner Werke erhielt. An diesem Nachmittag nahm Warhol Polaroids von Basquiat auf, um ein schnelles Siebdruck-Porträt anzufertigen.

Doch Basquiat übertraf ihn sofort. Statt zum Mittagessen zu bleiben, eilte Basquiat mit einem Polaroid von sich und Warhol davon. Wie Warhol in seinem Tagebuch berichtete, war innerhalb von zwei Stunden ein Bild von Basquiat und ihm selbst entstanden. Als Warhol es in Empfang nimm, soll die Farbe noch feucht gewesen sein.

 

Anmerkung: Warhol war laut Bischofberger sehr beeindruckt. Warhol solle seinem Galeristen gesagt haben, dass er eifersüchtig auf Basquiat sei, da er schneller als er arbeite.

Basquiats höchst eigenwillige Arbeiten - gespickt mit Symbolen, Wörtern und leuchtenden Farben, mit einer fast hektischen Intensität gepinselt und gezeichnet - gewannen in der Kunstwelt an Bedeutung.

Er hatte bereits Einzelausstellungen in Italien, New York und Los Angeles und war im Sommer 1982 der jüngste Künstler auf der international renommierten Ausstellung Documenta.

Bischofberger initiierte die weitere Zusammenarbeit und brachte mit Francesco Clemente einen dritten Künstler ins Spiel. Nachdem das Trio die 15 vereinbarten Auftragsarbeiten fertiggestellt hatte, arbeiteten Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat zu zweit an weiteren Arbeiten weiter.

Welche Kunstwerke haben Jean-Michel Basquiat und Andy Warhol gemeinsam geschaffen?

Als sich Basquiat und Warhol im Oktober 1982 zum ersten Mal bei einem Mittagessen trafen, machte Warhol mit seiner Polaroidkamera ein Selbstporträt der beiden.

Das von Basquiat binnen zwei Stunden gemalte Doppelporträt trug den spanischen Titel Dos Cabezas (zu Deutsch: Zwei Köpfe). Basquiats malerische Interpretation bezieht sich auf das eingangs abgebildete Porträtfoto der beiden.

Dos Cabezas.

1982 vollendete Andy Warhol ein Werk, das eine im Siebdruckverfahren hergestellte Porträtaufnahme von Basquiat mit einem von Warhols sogenannten Piss Paintings kombiniert - Arbeiten, die durch die Kombination von Urin und Kupferfarbe entstehen. 

Das Werk ist eine neuartige Kombination aus Pop Art und Abstraktem Expressionismus und parodiert unter anderem den Schaffensprozess von Jackson Pollock, dem bedeutendsten Maler des Abstrakten Expressionismus jener Zeit.

Das Werk trägt den Titel Jean-Michel Basquiat.

Nachdem Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat die Werksreihe mit Francesco Clemente vollendet hatten, arbeiteten die beiden in den folgenden Jahren alleine weiter.

So ist beispielsweise Arm And Hammer II aus dem Jahr 1984 eine der bekanntesten Werke ihrer Zusammenarbeit. Es verbindet ein amerikanisches Konsumsymbol - das Backpulver-Logo von Arm and Hammer - mit Basquiats charakteristischem Stil und seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der afroamerikanischen Kultur (diesmal in Gestalt der Jazz-Legende Charlie Parker).

Auch General Electric with Waiter ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Warhol und Basquiat. In diesem Werk wird Warhols kantige Darstellung des damals neuen Firmenlogos des US-Konzerns General Electric durch Basquiats Einfluss belebt. Auf der linken Seite wird das Logo von einem Auto überlagert, das eine rote Schanze hinauffährt. Rechts trägt ein farbiger Kellner ein Tablett mit Gin und einem Glas in Richtung einer Tür, die mit 01 beschildert ist.

Andy Warhol und Jean Michel Basquiat General Electric

Foto: ActuaLitté / Flickr

Das Ende der Zusammenarbeit

In einem Interview mit Becky Johnston und Tamra Davis aus dem Jahr 1986 erinnert sich Basquiat, dass er zusammen mit Andy Warhol "eine Million Bilder" geschaffen habe.

Auch wenn diese Aussage natürlich übertrieben ist, haben die beiden während ihrer kurzen Freundschaft mehr als 150 gemeinsame Werke geschaffen.

Im Februar 1987 starb Warhol plötzlich nach einer komplizierten Gallenblasenoperation. Basquiat hatte erneut mit seiner Drogensucht zu kämpfen. 18 Monate später starb er an einer Überdosis.

Seitdem ist die Bekanntheit der beiden Künstler stetig gestiegen. Bücher, Filme und große Museumsausstellungen sind zu Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat erschienen - sowohl alleine als auch als Künstlerduo.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.