Caspar David Friedrich war einer der wichtigsten deutschen Romantiker. Seine Landschaftsgemälde und Rückenfiguren begeistern seit mehr als zweihundert Jahren ihre Betrachter. Bilder wie Der Wanderer über dem Nebelmeer oder seine Kreidefelsen auf Rügen gehören zu den bekanntesten Gemälden der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Doch auch weniger bekannte Caspar David Friedrich Werke sind es wert, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Damit dir der Einstieg in das Werk von Caspar David Friedrich gelingt, findest du nachfolgend 10 Gemälde in chronologischer Reihenfolge, anhand derer du die Unterschiede und Gemeinsamkeiten seiner Werke aus verschiedenen Schaffensperioden nachvollziehen kannst.
Der Mönch am Meer, 1808 - 1810
Der Mönch steht an einer einsamen Küste, die von einer flachen und ruhigen Wasseroberfläche dominiert wird. Der Himmel ist mit dunklen Wolken bedeckt und es gibt nur wenige Lebenszeichen in der Gegend. In seiner Kutte wirkt der Mönch winzig und unbedeutend. Er scheint dieser endlosen Landschaft verloren zu sein.
Das Bild symbolisiert die Suche des Menschen nach spiritueller Erfüllung und die Kraft der unberührten Natur.
Abtei im Eichwald, 1809 - 1810
Das Gemälde zeigt die Ruinen eines heruntergekommenen Klosters, umgeben von einem dichten Wald. Die Natur hat begonnen, die Gebäudestrukturen zu überwuchern.
Es vermittelt ein Gefühl des Verfalls im Ablauf der Zeit und die Unterlegenheit menschlicher Strukturen gegenüber der Natur.
Die Darstellung befindet sich in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Gemeinsam mit Der Mönch am Meer werden diese beiden Caspar David Friedrich Werke dort als Bildpaar ausgestellt.
Caspar David Friedrich Werke: Der Chasseur im Walde, 1814
Die Vertreibung der Franzosen im Jahr 1814 feiernd, schuf er mit Der Chasseur im Wald das eindringliche Bild eines einsamen französischen Infanteristen, der in einem immergrünen deutschen Wald umher irrt.
Das Schicksal des Eindringlings erscheint angesichts der Immensität des Waldes und der Jahreszeit unvermeidlich.
Trotz der deutschnationalistischen Merkmale der Darstellung hinterlässt das individuelle Schicksal des Chasseurs einen bedauerlichen Beigeschmack, der beinahe an Mitleid grenzt.
Kreidefelsen auf Rügen, 1818
Friedrich malte eine Reihe von Gemälden, die die beeindruckenden Kalksteinfelsen der deutschen Ostseeinsel Rügen zeigen. Diese Werke zeigen die Schönheit und die geheimnisvolle Natur dieser Gesteinsformationen.
Hohe weiße Klippen erheben sich majestätisch über dem Meer und die Landschaft strahlt Stille und Erhabenheit aus. Besonders auffällig ist die U-förmige Komposition der Felsen, die das Meer und den Horizont einzurahmen scheinen.
Wanderer über dem Nebelmeer, 1818
Das wohl bekannteste Werk von Caspar David Friedrich zeigt einen Mann, der auf einem Berggipfel über einer Nebeldecke steht und in die Ferne blickt.
Die Szene wurde aufgrund der Wichtigkeit der Arbeit in Friedrichs Werk und den endlosen Interpretationsmöglichkeiten häufig gedeutet. Eine gelungene Zusammenfassung verschiedener Deutungsansätze der Arbeit findet sich im deutschsprachigen Wikipedia-Artikel des Gemäldes:
Deutung: Der Wanderer über dem Nebelmeer bietet sich für Deutungen an, die einen augenscheinlichen Sinn verwerten. Eine Lebensallegorie, die das Bild vom erreichten Gipfel als Ziel des Lebens verwendet, liegt ebenso nahe wie der transzendente Blick in die Zukunft. Das Gemälde wird gesehen als Bildmetapher für Leben und Todesahnung, Begrenztheit und Weite, Höhe und Abgrund, Diesseits und Jenseits, Glaube und Irrung, Gott und Welt. Dass die Figur einen Gehrock trägt, dessen Schnitt als Altdeutsche Tracht interpretiert werden kann, lässt Raum für die politische Deutung, den Wanderer zum deutschen Patrioten zu machen. Jens Christian Jensen verweist auf die reale Deutungsebene, Friedrich könnte seine Erfahrung als national orientierter Wanderer im Riesengebirge, im Harz oder in der Sächsischen Schweiz replizieren.
Mondaufgang am Meer, 1822
Zwischen 1817 und 1822 malte Caspar David Friedrich mehrere Gemälde mit dem Motiv eines Mondaufgangs über dem Meer, die die romantische Sehnsucht und die Verbindung zwischen Himmel und Erde betonen.
Dieses Exemplar wird als Bildpaar mit der Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung in der Alten Nationalgalerie präsentiert.
Die Deutung der Szene wird deshalb meist unter Berücksichtigung der Gegenüberstellung mit der morgendlichen Landschaft vorgenommen.
Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, 1822
Ein einzelner Baum steht in einer weiten Landschaft, die mit ihrer Struktur Bezüge vom Irdischen in das Transzendenten herstellt. Im Vordergrund reflektiert eine Wasserstelle die Farben des Himmels, im Hintergrund ragen die Berge bis in die Wolkendecke hinein. Die Eiche im Vordergrund überragt in der Komposition die Wiese und die Berge. Der Wuchs endet im Bereich des Himmels.
Die Szene spielt mit Bildern der Vergänglichkeit, ebenso wie Bildern des Überdauernden. Eine Burgruine im Mittelgrund des Bildes ist ein Zeichen des Verfalls und die Eiche - obwohl als Stumpf zu bewerten - trägt im unteren und mittleren Bereich noch Blätter. Der jüngere Wuchs am oberen Ende des Baumes hingegen ist kahl.
Caspar David Friedrich Werke: Das Eismeer, 1823/1824
Es zeigt eine Eislandschaft mit riesigen, sich auftürmenden Eisschollen, zwischen denen ein Schiff gekentert ist. Nur das Heck und der Mast stoßen aus der Eisdecke hervor.
Das Werk ist bekannt für seine eindrucksvolle Darstellung der unerbittlichen Naturkräfte und der menschlichen Verletzlichkeit, die von der Natur überwältigt wird.
Der Watzmann, 1824/25
Das Gemälde zeigt das majestätische Bergmassiv des Watzmanns in den Berchtesgadener Alpen. Friedrich fängt die erhabene Schönheit der Berge und die majestätische Pracht ein.
Die karge Berglandschaft ist ein Beispiel für die atmosphärische Perspektive in der Malerei.
Das große Gehege, um 1832
Das große Gehege ist eines der wichtigsten Caspar David Friedrich Werke seiner späten Schaffensperiode.
Besonders kompositionell und farblich ist die Szene eines ausgetrockneten Flussbetts oder eines über die Ufer getretenen Flusses spannend. Die genaue Handlung im Vordergrund ist nicht geklärt, wobei einige Kunsthistoriker davon ausgehen, dass es sich um die Elbe handelt, die ufernahe Bereiche durch eine Flut überschwemmt hat.
Das am Ufer gestrandete Boot, die Dämmerung und die sanften Farben vermitteln ein Gefühl der Melancholie, das die Gemütsverfassung des Malers widerspiegeln könnte.
Die Lichtlinie am Horizont und die Wolken, deren Richtung den Blick zu den Enden des Bildes führt, erinnern an eine Sehnsucht nach dem Unendlichen.
Preise für Werke von Caspar David Friedrich
Der Auktionsrekord für ein Werk Von Caspar David Friedrich liegt bei 3,202,401 USD. Der Preis wurde 2018 im Auktionshaus Sotheby's für das Gemälde einer Berglandschaft mit See erzielt.
Der Wert seiner wichtigsten Werke dürfte wesentlich höher sein. Da sie sich vorwiegend in Museumskollektionen befinden, gelangen sie nicht in den Verkauf, sodass sich über die genauen zu erzielenden Preise nur spekulieren lässt.