Gustav Klimt war einer der innovativsten, aber auch umstrittensten Künstler des ausgehenden 19. und des frühen 20. Jahrhunderts in Wien.
Als Gründungsmitglied der Wiener Secession verfolgt er einen sehr persönlichen, erotischen und emotionalen Malstil. In den Bereichen der dekorativen und der bildenden Kunst schuf Klimt einzigartige Werke, die sich mit der menschlichen Identität auseinandersetzen.
Kernideen von und über Klimt
- Klimt erlangte zunächst durch seine zahlreichen Aufträge zur Verschönerung öffentlicher Gebäude Anerkennung als Maler historischer Szenen und Figuren. Er verfeinerte seine ornamentalen Fähigkeiten weiter, so dass die abgeflachten, schimmernden Muster seiner fast abstrakten Kompositionen, die heute als "Goldene Phase" bekannt sind, schließlich zum eigentlichen Motiv seiner Bilder wurden.
- Als bildender Künstler gilt Gustav Klimt als bedeutender Vertreter der Gleichstellung von bildender und dekorativer Kunst. Nachdem er einen Teil seines frühen Erfolgs mit der Malerei in einem größeren architektonischen Umfeld erreicht hatte, nahm er viele seiner bekanntesten Aufträge an, die andere Komponenten eines Innenraums ergänzen sollten, um so ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Später in seiner Karriere arbeitete er mit Künstlern der Wiener Werkstätte zusammen, die darauf abzielte, die Qualität und Attraktivität von Alltagsgegenständen zu verbessern.
- Klimt war einer der bedeutendsten Begründer der Wiener Secession und übernahm de Rolle als erster Präsident. Er wurde von den Mitgliedern allerdings nicht wegen seines bis dato noch recht unbekannten Werk ausgewählt, sondern wegen seiner Persönlichkeit und seiner Bereitschaft, Autorität in Frage zu stellen. Seine Durchsetzungsfähigkeit und sein rasch aufsteigender, internationaler Ruf als einer der begabtesten Maler des Jugendstils trugen wesentlich zum frühen Erfolg der Secession bei.
- Obwohl Klimts Kunst heute sehr beliebt ist, wurde sie im 20. Jahrhundert lange Zeit vernachlässigt. Seine Arbeiten für die Öffentlichkeit provozierten zu seiner Zeit einen Sturm der Gegenwehr, die wegen ihres erotischen Inhalts der Obszönität beschuldigt wurden. Für Gustav Klimt war das Grund genug, sich vollständig von öffentlichen Aufträgen zu lösen und ausschließlich private Aufträge anzunehmen.
- Trotz seiner Großzügigkeit bei der Betreuung jüngerer Künstler, darunter Egon Schiele und Oskar Kokoschka, hat Klimt praktisch keine direkten Anhänger gefunden und sein Werk gilt bis heute als sehr persönlich und einzigartig.
Gustav Klimt Biografie
Nachfolgend findest du den Lebenslauf von Gustav Klimt, aufgegliedert in Kindheit, künstlerische Ausbildung und Frühwerk, mittleres Werk und Spätwerk.
Anschließend erfährst du, welche Künstler und Kunstrichtungen Gustav Klimt mit seinem Schaffen beeinflusst hat.
Kindheit
Gustav Klimt wurde am 14. Juli 1862 als Sohn des aus Böhmen stammenden Goldstechers Ernst Klimt und der aufstrebenden, aber erfolglosen Musicaldarstellerin Anna Finster geboren. Gustav war das zweite von sieben Kindern, die im kleinen Vorort Baumgarten im Südwesten Wiens aufgewachsen sind.
Die Familie Klimt lebte in Armut, da in den ersten Jahren des Habsburgischen Reiches kaum Arbeit zu finden war, was zu einem großen Teil auf den Zusammenbruch der Wirtschaft im Jahr 1873 zurückging.
Zwischen 1862 und 1884 zog die Familie mehrfach um, lebten an nicht weniger als fünf verschiedenen Adressen und suchten ständig nach noch günstigeren Wohnungen. Neben finanziellen Schwierigkeiten erlebte die Familie auch in den eigenen vier Wänden eine Tragödie. 1874 starb Klimts jüngere Schwester im Alter von fünf Jahren an einer langen Krankheit. Nicht lange danach erlitt seine Schwester Klara einen Geisteszusammenbruch.
Schon in jungen Jahren zeigten Gustav und seine beiden Brüder Ernst und Georg bemerkenswerte künstlerische Fähigkeiten. Gustav wurde von seinen Lehrern während des Besuchs der Sekundarschule als außergewöhnlicher Zeichner hervorgehoben.
Im Oktober 1876, als er vierzehn Jahre alt war, ermutigte ihn ein Verwandter, die Aufnahmeprüfung für die Kunstgewerbeschule zu versuchen, die er mit Auszeichnung bestand. Später sagte er, dass er beabsichtigt habe, Zeichner zu werden und einen Lehrauftrag an einer Schule zu übernehmen.
Klimt begann seine formale Ausbildung in Wien, als sich die Stadt im Umbruch befand. 1858 befahl Kaiser Franz Joseph I. die Zerstörung der Überreste der alten mittelalterlichen Stadtmauern, die das Zentrum umgaben, und ließ einen großen kreisförmigen Raum zurück, der als Reihe von breiten Boulevards, bekannt als Ringstraße, neugestaltet wurde.
In den nächsten dreißig Jahren wurde die Ringstraße mit Bäumen bepflanzt und es wurden große bürgerliche Mehrfamilienhäuser errichtet, ebenso wie kaiserliche Regierungsinstitutionen und städtische Einrichtungen, darunter Theater, Kunstmuseen, die Universität Wien und das Österreichische Parlamentsgebäude.
Mit der neu errichteten Stadtbahn, der Einführung elektrischer Straßenlaternen und der Umleitung der Donau, begann in Wien ein goldenes Zeitalter der Industrie, Forschung und Wissenschaft, angetrieben durch den modernen Aufschwung.
Was Wien jedoch noch nicht besaß, war ein revolutionärer Geist der Kunst.
Ausbildung und frühzeitiger Erfolg
Der Lehrplan und die Lehrmethoden der Kunstgewerbeschule waren für ihre Zeit ziemlich altmodisch, was Klimt nie in Frage stellte.
In seiner intensiven zeichnerischen Ausbildung wurde ihm die Aufgabe zugeteilt, Dekorationen, Entwürfe und Gipsabdrücke klassischer Skulpturen originalgetreu zu kopieren. Erst nachdem er sich in dieser Angelegenheit bewährt hatte, durfte er Figuren aus dem Alltag zeichnen.
Klimt beeindruckte seine Dozenten von Anfang an und wechselte schon bald in eine Sonderklasse mit dem Schwerpunkt der Malerei, wo er viel Talent für das Malen von Figuren und die Arbeit mit einer Vielzahl von Werkzeugen zeigte.
Die Ausbildung des jungen Künstlers umfasste auch ein intensives Studium der Werke von Tizian und Peter Paul Rubens. Klimt hatte außerdem Zugriff auf den Gemäldebestand des Kunsthistorischen Museums Wien, wo er die Arbeiten des spanischen Meisters Diego Velázquez studierte, für dessen Werk er eine immense Begeisterung entwickelte, dass er ihn später als wichtige Inspiration und Einfluss auf seine eigene Kunst nannte.
Auch Hans Makart und insbesondere seine Technik, die mit dramatischen Lichteffekten und einer offensichtlichen Liebe zur Theatralik und Pompösität arbeitete, wurden von Klimt sehr geschätzt. Noch während des Studiums soll Klimt einen der Mitarbeiter von Makart bestochen haben, um ihn in das Atelier des Malers zu lassen, damit Klimt die neuesten Arbeiten studieren konnte.
Kurz vor dem Abschluss an der Kunstgewerbeschule schlossen sich den Bemühungen Gustavs sein jüngerer Bruder Ernst und ein weiterer junger Maler namens Franz Matsch an. Klimt und Matsch beendeten beide 1883 ihre Ausbildung und mieteten gemeinsam ein großes Atelier in Wien. Trotz dieses Schrittes und des frühen Erfolgs blieb Gustav Klimt zunächst bei seinen Eltern wohnen.
Klimt und Matsch wurden bald zu gefragten Künstlern der Stadt. Unter ihren Auftraggebern waren prominente Architekten und bekannte Gesellschaftsleute. Bereits 1880 wurden Klimt und Matsch von ihrem Malprofessor Ferdinand Laufberger für einen Auftrag empfohlen, eine Reihe aus vier Gemälden für ein Wiener Architektenbüro zu malen.
Trotz der Nachfrage war die Bezahlung der Dienstleistungen von Klimt und Matsch nicht besonders ertragreich. Als Gustav Klimt, sein Bruder Ernst und Matsch den Auftrag erhielten, die prunkvolle Treppe des neuen Burgtheaters zu schmücken, stellte das Trio fest, dass ihre Provision die Kosten für die Einstellung von Modellen nicht einmal decken würde, so dass sie Freunde und Familie mit diesen Positionen einbrachten. Heute sieht man Klimts Schwestern Hermine und Johanna sowie die drei Künstler unter den Zuschauern im Shakespeare-Theater, während ihr Bruder Georg den sterbenden Romeo spielt.
Künstlerische Reife und mittleres Werk
Ende 1892 waren sowohl Gustavs Vater als auch sein jüngerer Bruder Ernst gestorben. Diese Todesfälle haben Gustav zutiefst getroffen, der nun finanziell für seine Mutter, seine Schwestern, die Witwe des Bruders und seine kleine Tochter verantwortlich sein musste.
Die Witwe seines Bruders Helene Flöge und ihre Familie hatten sowohl in der Stadt als auch auf dem Land ein Zuhause, wo Klimt häufig zu Gast war. Klimt begann bald eine enge Freundschaft mit Helenes Schwester Emilie Flöge, die für den Rest seines Lebens andauern und die Grundlage für eines seiner berühmtesten Porträts bilden würde.
Klimt verlangsamte sein Arbeitstempo nach dem Tod seiner Familienangehörigen. Der Künstler begann auch, die Konventionen der akademischen Malerei zu hinterfragen, was zu einer Kluft zwischen Klimt und seinem langjährigen Kompagnon Matsch führte. 1893 wandte sich der Künstlerbeirat des Bildungsministeriums an Matsch mit einem Auftrag zur Dekoration der Decke des neu erbauten Großen Saals der Universität Wien. Klimt schloss sich schließlich dem Projekt an, wobei diese Zusammenarbeit die letzte zwischen den beiden Männern war.
Klimt wurde beauftragt, drei große Deckengemälde für den Großen Saal der Universität zu produzieren, die als Fakultätsbilder der Universität Wien bekannt wurden.
Zur großen Überraschung der Auftraggeber entschied sich Klimt dafür, eine sehr ornamentale, schwer zu deutende Symbolik zu verwenden, was eine deutliche Wende in seiner Einstellung zur Malerei und zur Kunst im Allgemeinen einleitete.
Über die Gemälde der Universität Klimt kam es zu erheblichen Kontroversen, insbesondere wegen der Nacktheit einiger Figuren und wegen des Vorwurfs, der Inhalt sei zu unklar.
Die Gemälde der Universität wurden nie installiert, woraufhin sich Gustav Klimt entschied, nie wieder einen öffentlichen Auftrag anzunehmen.
Gründung der Wiener Secession
Klimts Arbeit an den Gemälden der Universität Wien fiel mit einer umfassenderen Schisma innerhalb der Wiener Kunstszene zusammen.
1897 verzichtete er zusammen mit mehreren anderen modernen Künstlern auf seine Mitgliedschaft im Künstlerhaus, dem führenden Wiener Künstlerverband, dem Klimt seit 1891 angehörte. Das Künstlerhaus war der Hauptort für die Ausstellung zeitgenössischer Kunst in der Stadt, und Klimt und seine Weggefährten der Moderne beklagten, dass ihnen die gleichen Privilegien verweigert würden. Sie behaupteten dass sich das Künstlerhaus weigere ihre fortschrittlichen Arbeiten auszustellen, da es die konservativeren Werke für besser verkäuflich hielt.
Die moderne Gemeinschaft gruppierte sich umgehend zur Gründung der Wiener Secession im Jahr 1897. Neben Klimt gehörten auch Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich zur Gruppe. Klimt wurde zum Gründungspräsidenten der Secession ernannt.
Die Grundsätze der Secession waren folgende:
- Jungen und außergewöhnlichen Künstlern eine Möglichkeit bieten, ihre Werke zu zeigen
- Wien die großen Kunstwerken ausländischer Künstler (insbesondere die französischen Impressionisten) zu präsentieren
- Eine Zeitschrift mit dem Titel Ver Sacrum herausgeben, die ihren Namen der römischen Kulturtradition verdankt, die junge Bürgerinnen und Bürger auf eigene Faust zur Gründung einer neuen Siedlung entsandte
Die Secession etablierte sich schnell in der Kunstszene der Stadt durch eine Reihe von Ausstellungen, an deren Organisation Klimt maßgeblich beteiligt war. Viele von ihnen zeigten Arbeiten ausländischer Künstler, die zu den korrespondierenden Mitgliedern der Gemeinschaft gehörten. Die Ausstellungen fanden große Beachtung in der Öffentlichkeit und lösten überraschend wenig Widerstände aus, da die Wiener wenig bis gar keine Auseinandersetzung mit der modernen Kunst hatten.
Hinweis: 1902 veranstalteten die Mitglieder der Secesssion ihre 14. Ausstellung zur Feier des Komponisten Ludwig van Beethoven, für das Klimt seinen bekannten Beethoven-Fries malte.
Obwohl die Sezession der Idee des Gesamtkunstwerks gewidmet war, versuchte sie, die Kunst über den Bereich der kommerziellen Belange hinauszuführen. Dieser Versuch erwies sich für ihre Mitglieder, vorwiegend dekorative Künstler, als problematisch, deren Arbeit bei der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen einen kommerziellen Absatzmarkt forderte.
1903 gründeten zwei ihrer prominenten Mitwirkenden, Josef Hoffmann und Koloman Moser, eine neue Organisation, die Wiener Werkstätte, die sich der Förderung und Gestaltung von Kunsthandwerk und Architektur zu diesem Zweck widmen sollte.
Klimt, der Hoffmann und Moser nahe stand, arbeitete danach an mehreren Projekten der Werkstätte mit, insbesondere am monumentalen Stoclet-Fries für das Palais Stoclet in Brüssel.
Klimts Austritt aus der Secession
1905 traten Gustav Klimt und eine Reihe seiner Gefährten aus der Wiener Secession aus, weil sie sich über die Zusammenarbeit der Gruppe mit örtlichen Galerien, die in Wien nicht besonders erfolgreich war, zur Vermarktung ihrer Kunst nicht einigen konnten. Trotz ihrer eigenen Ausstellungsfläche waren die Secessionisten immer noch von einem Mangel eines systematischen Standorts geplagt, um den Verkauf ihrer Werke zu finalisieren.
Die Gruppe um Klimt schlug vor, dass die Secession die Galerie Miethke kauft, verlor in der Abstimmung allerdings mit einer Stimme, da die Opposition die Secession vollständig von kommerziellen Interessen getrennt halten wollte.
Der Rücktritt der Klimtgruppe hat die Secession ihrer international prominentesten Mitglieder entkernt. Trotzdem hat sich die verbleibenden Mitglieder in den Jahren darauf mehrfach neu erfunden und ist heute die einzige österreichische Künstlergruppe, die sich noch immer der Förderung der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat.
Spätwerk
Im Zeitraum von 1898 bis 1908, während er als Mitglied der Secession und in den Kommissionen für die Universität arbeitete, erreichte Klimts eigener Stil seine volle Reife. In diesen Jahren entstanden mehrere seiner berühmtesten Werke, die heute zusammen seine "Goldene Phase" verkörpern, die vor allem aufgrund der umfangreichen Verwendung von Blattgold so genannt wird.
Zu diesen Gemälden gehören die Folgenden:
- Pallas Athene
- Judith I
- Porträt von Adele Bloch-Bauer I
- Stoclet-Fries
- Der Kuss
Trotz des heute entgegengebrachten Ansehens war der Zuspruch damals nicht immer so großzügig: Ein Kritiker scherzte, als er Bloch-Bauer I. zum ersten Mal sah, dass es "eher Blech als Bloch" sei.
Humorvoll: Falls Klimt die Resonanz auf seine Gemälde nicht mochte, dürfte er wahrscheinlich froh gewesen sein, dass die Kritiker seine Skizzenbücher nie zu Gesicht bekamen. Er behauptete, dass Katzenurin das beste Fixativ sei, weshalb er es oft auf seine Skizzenbücher auftrug, um seine Skizzen haltbar zu machen.
In den letzten Jahren seines Lebens verbrachte Klimt einen Großteil seiner Zeit in seinem Atelier, in seinem Garten in Wien und im Landhaus der Familie Flöge, wo er und Emilie viel Zeit zusammen teilten. Obwohl es zweifellos eine romantische Bindung zwischen ihnen gab, wird allgemein angenommen, dass die beiden nie dem körperlichen Begehren nachgaben.
Während dieser Sommer produzierte Klimt viele seiner atemberaubenden Landschaftsbilder, die er im Freien gemalt hatte. Mehrfach hielt er die Aussicht von einem Ruderboot oder einem offenen Feld aus fest.
Klimt hatte zwei Vorlieben: Malerei und Frauen. Klimts Privatleben ist bei Kritikern und Historikern zu einem sehr spekulativen Thema geworden, insbesondere angesichts der zahlreichen Frauenporträts von Klimt und der Verschwiegenheit des Künstlers über seine Beziehungen. Während viele Berichte auf Klimts intime Verbindungen verweisen, bezweifeln andere mangels eindeutiger Beweise, dass es zwischen Gustav Klimt und seinen Modellen Liebesbeziehungen gab.
Während Klimt in den letzten Jahren sein Thema nicht änderte, erlebte sein malerischer Stil bedeutende Veränderungen. Der Künstler verzichtete weitgehend auf die Verwendung von Blattgold und Silber sowie auf die Verwendung von Verzierungen im Allgemeinen und begann mit dezenten Farbmischungen wie Flieder, Koralle, Lachs und Gelb.
Klimt schuf in dieser Zeit auch eine erstaunliche Anzahl von Zeichnungen und Studien, die bis heute nur selten präsentiert wurden, da ihr Inhalt so erotisch ist. Gleichzeitig wurden viele von Klimts späteren Portraits für die erhöhte Charakterwahrnehmung des Künstlers und ein vermeintlich neues Interesse an der Bildsprache gelobt. Diese Merkmale zeigen sich in Adele Bloch-Bauer II aus dem Jahr 1912 besonders deutlich.
Am 11. Januar 1918 erlitt Klimt einen Schlaganfall, der ihn auf der rechten Seite lähmte. Bettlägerig zu sein und nicht mehr malen zu können, verzweifelte Klimt, woraufhin er an der Spanischen Grippe erkrankte. Am 6. Februar 1918 starb der österreichische Künstler als eines der berühmtesten Opfer der Grippewelle.
Auch Egon Schiele starb im selben Jahr an der spanischen Grippe. Bis zu seinem Tod hatten verschiedene Strömungen der modernen Kunst, darunter der Kubismus, Futurismus, Dada und Konstruktivismus, die Aufmerksamkeit der Europäer auf sich gezogen. Klimts Gesamtwerk galt in den Jahren darauf als Teil einer vergangenen Ära in der Malerei, die sich immer noch auf menschliche und natürliche Formen konzentrierte und nicht auf eine vollständige Abstraktion der Realität.
Künstlerisches Vermächtnis
Klimt heiratete nie, malte nur ein einziges Selbstporträt und behauptete nie, die Kunst in irgendeiner Weise zu revolutionieren. Klimt reiste nicht viel, aber er verließ Österreich bei einer Reihe von Besuchen in Europa.
Mit der wegweisenden Secession wollte Klimt vor allem die Aufmerksamkeit auf zeitgenössische Wiener Künstler lenken und sie so auf die viel umfassendere Welt der modernen Kunst jenseits der österreichischen Grenzen aufmerksam machen. Insofern ist Klimt dafür mitverantwortlich, Wien um die Jahrhundertwende zu einem führenden Zentrum für Kunst und Kultur entwickelt zu haben.
Der unmittelbare Einfluss von Gustav Klimt auf andere Künstler und die nachfolgenden Bewegungen war recht begrenzt. So wie Klimt Hans Makart verehrte, aber schließlich vom Stil seines Mentors abwich, verehrten jüngere Wiener Künstler wie Egon Schiele Klimt schon früh, nur um dann zu noch abstrakteren und expressionistischen Formen der Malerei voranzuschreiten. Im Alter von 17 Jahren wandte sich Schiele an Klimt und entwickelte eine Freundschaft mit dem Meister, die sich heute in mehreren Werken nachvollziehen lässt. Klimt stellte Schiele zahlreichen Galeristen, Künstlern und Modellen vor, darunter Valerie (Wally) Neuzil, mit der Schiele 1911 eine Beziehung einging. 1916 kehrte Neuzil nach Wien zurück, um wieder für Klimt als Modell zu arbeiten.
Sowohl Schiele als auch Klimt schufen 1914 bzw. 1916 Porträts der wohlhabenden Mäzenin Friederika Maria Beer-Monti. Gustav Klimt lehnte den Auftrag sogar zunächst ab, weil Schiele sein Porträt der Dame bereits vollendet hatte - stimmte dann aber letztlich doch zu.
Während einige Kritiker und Historiker behaupten, dass Klimts Werk nicht in den Kanon der modernen Kunst aufgenommen werden sollte, fällt sein Werk durch seine Kombinationen von Alt und Neu sowie von Real und Abstrakt auf. Klimt hat seine wichtigsten Arbeiten in einer Zeit der wirtschaftlichen Expansion, des sozialen Wandels und der Einleitung von radikalen Ideen geschaffen, und diese Eigenschaften sind in seinen Gemälden deutlich sichtbar.
Klimt entwickelte einen sehr persönlichen Stil, und die Bedeutung vieler seiner Werke kann ohne Kenntnis der eigenen persönlichen Beziehungen zu den Dargestellten nicht vollständig entschlüsselt werden. Aufgrund der sorgfältigen Zurückhaltung hinsichtlich seines Privatlebens wird die Bedeutung vieler seiner Werke wahrscheinlich nie vollständig verstanden werden können. Einige seiner Arbeiten sind aufgrund der verblüffenden Arrangements ihrer Bestandteile nahezu unergründlich. Diese Tatsache trägt jedoch zweifelsohne zu Klimts Bedeutung bei, da seine Gemälde fortwährend von einem Geheimnis umhüllt sein werden und zu unzähligen Interpretationen und intensiver kritischer Auseinandersetzung anregen.
Klimt hat sich durch die Debatte über den Inhalt seiner Werke um die Jahrhundertwende und dem Geheimnis um seine Beziehungen zu den Porträtierten eine Unvergänglichkeit geschaffen.
Mehrere Gemälde von Klimt gelangten in den 1930er Jahren in die Sammlungen von jüdischen Kunstliebhabern. Diese Tatsache, vermutlich in Kombination mit Klimts Status als herausragender moderner Künstler, trug zu ihrer Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten nach 1938 bei. Inzwischen haben die ursprünglichen Eigentümer und ihre Erben - allen voran die Familie Altmann, die Ansprüche an Klimts Adele Bloch-Bauer I. hatte - Klagen eingereicht, um die Raubkunst zurück in ihren Privatbesitz zu überführen. Geschehnisse wie diese haben Klimts Bekanntheit als Künstler noch weiter gesteigert, so dass der Verkauf seiner Gemälde in der Vergangenheit Rekordpreise erzielte.
Bekannte Werke von Gustav Klimt
Pallas Athene, 1898
Beschreibung des Kunstwerks: Obwohl die Secession als Gruppe bekannt war, deren Mitglieder versuchten, mit künstlerischen Traditionen zu brechen, war ihr Umgang mit der Vergangenheit komplexer als eine bloße Zukunftsorientierung.
Klimt pflegte zusammen mit vielen seiner Kollegen ein tiefes Verständnis für die symbolische Bedeutung mythischer und allegorischer Figuren und Erzählungen aus Griechenland, Rom und anderen antiken Kulturen.
Mit seinen weichen Farben und unbestimmten Abgrenzungen zwischen den Elementen beginnt Klimt die Auflösung des Figürlichen in Richtung Abstraktion, die in den Jahren nach seinem Ausscheiden aus der Secession ihre volle Kraft entfalten würde.
Beethovenfries, 1902
Beschreibung des Kunstwerks: Der Beethovenfries wurde von Klimt für die 14. Sezessionsausstellung 1902 geschaffen und dem gleichnamigen Komponisten gewidmet, der lange in Wien wohnte.
Es handelt sich um ein monumentales Werk, das 2,15 Meter hoch und 34 Meter breit ist. Auf die Innenwände des Sezessionsgebäudes gemalt, blieb es erhalten, wurde aber erst 1986 wieder gezeigt und ist heute im Untergeschoss dauerhaft zu sehen.
Adele Bloch-Bauer I, 1903-1907
Beschreibung des Kunstwerks: Unter den Gustav Klimt Bildern wird dieses Werk von vielen als das schönste des Künstlers angesehen. Vielleicht handelt es sich hierbei auch um sein berühmtestes Werk, weil es eine zentrale Rolle in einem der bekanntesten Fälle des NS-Kunstraub spielt.
Von den vielen Frauen, die Klimt abbildete, war Adele Bloch-Bauer, die Frau des Wiener Bankiers und Zuckermagnaten Ferdinand Bloch-Bauer, eine seiner Favoriten. Adele posierte für zwei Porträts und diente als Vorlage für mehrere andere Gemälde, darunter auch Judith I.
Der Kuss, 1907-1908
Beschreibung des Kunstwerks: Der Kuss ist vielleicht Klimts bekannteste Würdigung der romantischen Liebe und sein wohl am häufigsten reproduziertes Werk.
Es ist wie Bloch-Bauer I eines der wichtigsten Werke aus Klimts von 1903-09 andauernder Goldener Phase und wird oft als Paradebeispiel für die Jugendstilmalerei angesehen.
Es zeigt Klimts Fähigkeit, ein Gemälde zu erschaffen und dabei auf eine außergewöhnliche Bandbreite von Quellen zurückzugreifen, auch wenn die Gesamtkomposition recht unkompliziert bleibt.
Häufig gestellte Fragen zum Künstler
Wie lässt sich Gustav Klimts Malstil und seine Epoche bezeichnen?
Im Jahr 1897 entwickelte sich Klimts gereifter Stil. Ebenfalls gründete er die Wiener Sezession - eine Gruppe von Malern, die sich gegen die akademische Kunst auflehnten und sich für einen hochdekorativen Stil ähnlich dem Jugendstil entschieden.
Gustav Klimts Malstil war kunstvoll, aufwendig und dekorativ, oft mit hellen Mustern und Blattgold verziert. Auch das Exotische ist in seinem Werk enthalten, da er Muster aus byzantinischer, griechischer und ägyptischer Kunst übernommen hat. Es gelang ihm ziemlich gut, historische und traditionelle Elemente wie Muster und Motive in einer zeitgenössischen Malweise zu vereinen. Er kombinierte auch abstrahierte Muster mit realistischer Figurenmalerei und zeigte damit, wie geschickt er es schaffte, das Alte mit dem Neuen zu verbinden.
Gustav Klimts Stil ist eine Mischung aus abstrakter Kunst und naturalistisch gemaltem Realismus.
Gustav Klimt Zitate
"Mit einer verliebten Frau kann man alles tun, was sie will."
"Wer einen Sinn hat für das Häßliche, dem muß auf Erden wohl sein.“
"Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit." (Motto der Wiener Secession)
Danke für die hervorragende Biografie!
…vielleicht könnte man die Biografie um ‹Wasserschlangen II› ergänzen.
Diese sind bis Mai 2023 im unteren Belvedere ausgestellt
Darf man Text daraus zitieren?