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Die jeweils letzten Gemälde bedeutender Künstler – 10 Beispiele Von Leonardo bis Picasso

Letzte Gemälde

Der künstlerische Ausdruck ist oft ein Fenster in die Seele, ein Spiegel, der den emotionalen und psychologischen Zustand des Künstlers widerspiegelt. Die letzten Gemälde bekannter Künstler bieten einen einzigartigen und ergreifenden Einblick in ihre Gefühlswelt, während sie sich dem Ende ihres Schaffens oder ihres Lebens nähern.

Hier findest du die 10 letzten Gemälde verschiedener Künstler der letzten 500 Jahre, anhand derer wir hete noch etwas über ihren Gemütszustand, die Emotionen und den schöpferischen Geist herausfinden können, den sie bei ihren letzten künstlerischen Bemühungen an den Tag legten.

Leonardo da Vinci (1452 - 1519), Johannes der Täufer

Johannes der Täufer von Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci, Johannes der Täufer, 1513 - 1516

Als Leonardos letztes Gemälde gilt Johannes der Täufer, das wahrscheinlich zwischen 1513 und 1516 entstand und eine Abkehr von seinen früheren Werken darstellt.

Die ruhige und nachdenkliche Darstellung des Heiligen deutet auf eine Abwendung von den Wissenschaften und eine Hinwendung zu spirituellen Themen in der Spätphase seines Lebens hin. In dem Gemälde deutet Johannes mit seiner recht Hand auf ein schwach angedeutetes Kreuz im Hintergrund des Bildes. 

Dennoch zeigen die Detailgenauigkeit und seines übernatürliche Malweise im Sfumato, dass der Künstler auch am Ende seines Schaffens nach Perfektion strebte.

Michelangelo (1475 - 1564), Die Kreuzigung des heiligen Petrus

Michelangelo, Die Kreuzigung des heiligen Petrus, 1546 - 1550

Michelangelo, Die Kreuzigung des heiligen Petrus, 1546 - 1550

Das letzte Fresko Michelangelos entstand im Auftrag von Papst Paul III., der den Meister mit der Ausmalung der Pauluskapelle im Vatikan beauftragte.

Dieses Werk wurde vom damaligen Publikum weitgehend als enttäuschend empfunden und auch Michelangelo selbst war nicht mit seinem Werk zufrieden.

Im Alter von 75 Jahren merkte Michelangelo bei Giorgio Vasari an, dem Autor der Lebensbeschreibungen der bedeutendsten Maler, Bildhauer und Architekten, dass die Malerei - und insbesondere die Freskomalerei - keine Kunst für einen alten Mann sei.

Nach diesem Fresko von 1550 widmete sich Michelangelo der Bildhauerei. Sein allerletztes Kunstwerk war die Pietà Rondanini, die sich in Mailand befindet.

Rembrandt van Rijn (1606 - 1669), Die Rückkehr des verlorenen Sohnes

Rembrandt van Rijn, Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, ca. 1667 - 1669

Rembrandt van Rijn, Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, ca. 1667 - 1669

Zu den letzten Werken Rembrandt van Rijns gehören mehrere Selbstporträts, aber auch eines seiner bekanntesten Gemälde: Die Rückkehr des verlorenen Sohnes.

Hier interpretiert er den christlichen Gedanken der Barmherzigkeit mit außerordentlicher Frömmigkeit, als wäre es sein spirituelles Vermächtnis an die Welt.

Es übertrifft die Werke anderer Barockkünstler in der Art und Weise, wie es religiöse Stimmung und seelische Anteilnahme hervorruft. Der Realismus des alternden Künstlers wird nicht geschmälert, sondern durch psychologische Einsicht kurz vor seinem Tod noch verstärkt.

Die Ausdruckskraft von Licht und Farbe sowie die gewählte Einfachheit der Szene lassen uns die volle Wirkung des Geschehens spüren.

Théodore Géricault (1791 – 1824), Die linke Hand

Théodore Géricault, Die linke Hand, 1824

Théodore Géricault, Die linke Hand, 1824

Théodore Géricault hatte die morbide Angewohnheit, amputierte Gliedmaßen aus dem Leichenschauhaus zu kaufen. Er bewahrte die Gliedmaßen wochenlang in seinem Haus auf, während er anatomische Details malte.

Umso ironischer erscheint es, dass Géricault nur acht Stunden nach der Fertigstellung dieses Werks im Alter von nur 32 Jahren verstorben sein soll.

Vincent van Gogh (1853 - 1890), Krähen über Weizenfeld

Vincent van Gogh, Krähen über Weizenfeld, 1890

Vincent van Gogh, Krähen über Weizenfeld, 1890

Das Gemälde Krähen über einem Weizenfeld von Vincent van Gogh entstand im Juli 1890, in den letzten Wochen von Van Goghs Leben, und viele behaupten, es sei sein letztes Werk.

Das Gemälde Krähen über dem Weizenfeld zeigt auf einer länglichen Leinwand einen dramatisch wirkenden, wolkenverhangenen Himmel voller Krähen über einem Getreidefeld. Das vom Wind bewegte Weizenfeld nimmt zwei Drittel der Leinwand ein und ein leerer Weg zieht den Betrachter in die Tiefe des Bildes.

Eine beliebte Interpretation ist, dass das Bild sowohl Trauer als auch das Gefühl ausdrückt, dass sein Leben zu Ende geht. Die Krähen, die Vincent van Gogh als Symbol für Tod und Wiedergeburt bzw. Auferstehung verwendete, scheinen aus der Dunkelheit aufzutauchen und sich über das Kornfeld zu zerstreuen.

 

Anmerkung: Über das letzte Bild van Goghs kann nur spekuliert werden. Manche behaupten stattdessen, das letzte Werk van Goghs seien die Baumwurzeln, die ebenfalls in den letzten Wochen vor seinem Tod entstanden.

Vincent van Gogh, Baumwurzeln, Juli 1890

Vincent van Gogh, Baumwurzeln, Juli 1890

Henri de Toulouse-Lautrec (1864 - 1901), Admiral Viaud

Henri de Toulouse-Lautrec, Admiral Viaud

Henri de Toulouse-Lautrec, Admiral Viaud, 1901

Den Sommer 1901 verbrachte Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) nach einem von Krankheit, Halluzinationen und Schmerzen geprägten Jahr mit seinem Freund Paul Viaud in der Bucht von Arcachon an der Südwestküste Frankreichs. Durch einen Schlaganfall geschwächt, zog sich Toulouse-Lautrec in das Schloss

seiner Mutter zurück, wo er mit der Arbeit an seinem größten Gemälde begann. Er stattete seinen Freund mit einer englischen Admiralsuniform und einer Perücke aus dem achtzehnten Jahrhundert aus, um das Gemälde aus dem echten Leben malen zu können.

Henri de Toulouse-Lautrec starb am 9. September 1901 im Alter von 36 Jahren.

Claude Monet (1840 - 1926), Das Haus zwischen den Rosen

Monet, Das Haus durch die Rosen, 1925 - 26

Claude Monet, Das Haus zwischen den Rosen, 1925

Seit 1912 litt Claude Monet an Grauem Star, bis er sich 1923 einer Operation unterzog und danach noch fast zwei Jahre lang mit wenig Erfolg behandelt wurde. Die Gemäldeserie des Hauses zwischen den Rosenbüschen entstand in sechs verschiedenen Fassungen im Jahr 1925, ein Jahr vor seinem Tod.

Im Gegensatz zu den teilweise düster wirkenden Gartenansichten der Vorjahre zeigen die im Sommer 1925 gemalten Bilder eine vielfältigere Farbpalette und eine Pinselführung mit kurzen Strichen.

Frida Kahlo (1907 - 1954), Viva la Vida

Frida Kahlo, Viva la Vida

Frida Kahlo, Viva la Vida, 1954 | Foto: Kirk K / flickr

Viva la Vida ist Frida Kahlos letztes Gemälde. Das Bild ist ein lebhafter Abschluss des kurzen Lebens von Frida Kahlo. Es zeichnet sich durch starke Farbkontraste, Rundungen und Winkel aus und enthält eine letzte Botschaft der Künstlerin. Das Bild entstand 1954 nur wenige Tage vor ihrem Tod nach den Komplikationen einer Beinamputation.

Die Wassermelone wählte sie wahrscheinlich auch wegen ihrer Bedeutung für den Dia de los Muertos in Mexiko.

An diesem sogenannten Tag der Toten werden Lebensmittel und Speisen an Gräbern und auf provisorischen Altären in den Häusern angeboten, um es mit den Verstorbenen zu teilen. Es ist eine Art, sich freudig an das Leben der Verstorbenen zu erinnern und sie zu feiern, anstatt um sie zu trauern; es geht darum, die vielen Tage ihres Lebens zu feiern, nicht nur die Momente ihres Todes.

In diesem Bild ist die Wassermelone in der Mitte ganz, rund wie die Erde oder der Kreislauf von Leben und Tod, während die aufgeschnittenen Keile rundherum das saftige Fruchtfleisch zeigen, das unter seiner zähen, marmorierten grünen Schale so viele glänzende, dunkle Kerne enthält.

Die Kerne können als Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit gedeutet werden. Ein Versprechen neuen Lebens. Eine Wiedergeburt.

Mark Rothko (1903 - 1970), Untitled (1970)

Mark Rothko - Untitled, 1970

Die Leinwand ist kein düsteres schwarzes Gemälde, sondern von gewalttätiger Farbe. Untitled (1970) ist ein blutrotes Gemälde, das auf eine Reihe von immer dunkleren Gemälden folgte.

Dieses heftige, blutrote Werk wurde kurz vor dem Suizid des Künstlers im Alter von 66 Jahren gemalt, weshalb die Farbe des Werks auch als Hinweis auf Rothkos Vorhaben gewertet wird.

Pablo Picasso (1881 - 1973), Selbstporträt im Angesicht des Todes

Letzte Kunstwerke Picasso

Letzte Kunstwerke Picasso (gefunden auf http://histoiredarts.blogspot.com/p/picasso-biographie-et-presentation-des.html)

Das Selbstporträt im Angesicht des Todes (30. Juni 1972; 2. von links) ist eines der letzten Selbstporträts von Pablo Picasso, das er etwa neun Monate vor seinem Tod malte. 

Seine letzten Jahre waren eine Zeit der Einsamkeit, da seine wichtigsten Freunde bereits verstorben waren. In diesem Selbstporträt nimmt der Kopf des Malers die gesamte Fläche des Bildträgers ein, unverhältnismäßig groß im Vergleich zu den zarten Schultern, die ihn tragen.

Die Gesichtszüge sind hart, trocken und kantig. Das Gesicht ist ausgehöhlt, fast skelettartig, Nase und Augen sind übertrieben groß. Die Gesichtsform erinnert sowohl an einen Totenschädel als auch an eine afrikanische Maske, wie er sie über ein halbes Jahrhundert zuvor bereits in seiner afrikanischen Periode gemalt hatte.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.