Es kratzt und reibt, wenn der Pinsel über die Leinwand gleitet. Der Geruch von Terpentin und Farbe liegt in der Luft. Du malst!
Du hast auf Leinwand malen noch nie probiert? Versuch es!
Klar, es ist etwas Vorbereitung notwendig.
Wenn du auf Papier zeichnest, holst du einfach den Block und den Bleistift raus und los gehts. Eine Leinwand musst du dir hingegen erst erarbeiten.
Bevor du dich mit den Besonderheiten dieses beliebten Maluntergrundes vertraut machst, solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du deinen Lern- und Übungsprozess gestalten willst.
Schnell und sicher malen lernen: So klappts am besten
1. Übe gezielt Dinge, in denen du dich verbessern willst. Da es etliche Farbmedien und unendlich viele Motive gibt, ist es gerade zu Beginn wichtig, dich auf einen Aspekt der Malerei zu konzentrieren.
Beispielsweise kannst du dich der Porträtmalerei in Acryl auf Leinwand widmen. Oder der Landschaftsmalerei in Öl auf Leinwand. Such dir ein Medium und ein Themengebiet, das dir viel Spaß macht, um dich einem so komplexen Thema wie der Malerei zu nähern. Von dort aus kannst du dich Stück für Stück anderen Themen und Farbarten widmen.
2. Suche dir Rat, bei jemandem, der die Art der Leinwandmalerei beherrscht, die du lernen willst. Schon im Kindesalter stellt sich heraus, dass wir Menschen am besten lernen, wenn wir unsere Vorbilder kopieren. Als Kinder sind das die Eltern, im fortschreitenden Alter sind es dann vor allem Experten ihres Feldes, die bereit sind, ihr Wissen und ihr Können zu teilen.
Konzentriertes Üben mit unmittelbarem Feedback ist die beste Methode, neue Fertigkeiten zu erlernen. Ein Malkurs bei einem Privatlehrer oder regelmäßige Maltreffen unter Gleichgesinnten werden deine Malerei auf das nächste Level bringen.
3. Widme dich nicht nur den handwerklichen Fähigkeiten des Malens auf Leinwand. Die naturalistische Malerei (d.h. die realitätsnahe Malerei) ist nur ein Aspekt der Malerei und ist möglicherweise für dich gar nicht erstrebenswert. Doch gerade Anfänger machen häufig den Fehler sich selbst einzureden, sie können nicht malen, nur weil sie ein Gesicht nicht fotorealistisch malen können.
Verbessere deine handwerklichen Fähigkeiten am Pinsel, aber beschäftige dich noch mehr mit der anderen Seite Malerei. Mit wahrer Kreativität. Damit du irgendwann aus eigenen Stücken die Motive so malen kannst, wie du willst.
Diesbezüglich solltest du dich damit auseinandersetzen, wie du einen «Künstlerblick» entwickelst, welche Prinzipien die Malerei bestimmen (Komposition, Bewegung, Kontraste, Harmonie, etc.), welche Künstler in welchen Stilen gemalt haben, und noch so viele weitere Themen, die wir auf dieser Website behandeln.
Das musst du über Leinwände wissen
Dieser Malgrund benötigt einen Spannrahmen. Würde der Stoff lose liegen, könnte man kaum darauf malen. Deshalb spannt man ihn. Das geschieht in einem Keilrahmen aus Holzleisten. Die kannst du im Künstlerfachhandel bekommen. Du steckst die vier Leisten an den Ausfräsungen ineinander und richtest das Ganze mit einem Winkel aus. Darauf wird mit einem Handtacker und etwas Geschick die Leinwand aufgezwickt.
Die kleinen Keile schlägt man anschließend in die Schlitze und spannt damit den Rahmen. Falls du rohe Leinwand aufgespannt hast, musst du jetzt noch eine Grundierung aufbringen. In mehreren dünnen Schichten pinselst du Gesso auf. Das ist ein Gemisch aus Leim, Kreide und weißen Pigmenten.
Einfacher ist es, du kaufst dir den Spannrahmen mit Leinwand gleich fertig. Diese sind beschichtet und du kannst sofort loslegen. Die gängigen Formate wie 50 x 70 oder 40 x 50 cm gibt es manchmal preiswert im Restpostenmarkt.
Wenn du nun den Rahmen vor dir hast, benötigst du eine Staffelei oder wenigstens einen schräg gestellten Tisch, um das werdende Bild wackelsicher vor dir zu haben. Dann brauchst du mindestens einen Satz Flachpinsel, Lappen, eine Mischpalette und Farben.
Mit welchen Farben kann man auf Leinwand malen?
Auf Leinwand kannst du mit Ölfarben, Acrylfarben oder Gouache malen. Nicht geeignet ist sie für Aquarellfarben. Du kannst auf Leinwand mit Ölkreide arbeiten oder mit dem Bleistift deine Skizze aufbringen.
Wenn du mit Ölfarben malst, dann benötigst du zu den Farben noch Terpentin und Malmittel. Für Acryl und Gouache reicht ein Becher mit Wasser.
Viele Künstler bringen zuerst eine Skizze auf. Entweder malst du dein Motiv direkt auf den Spannrahmen oder du überträgst deine gezeichnete Vorlage mit Kohlepapier auf das Bild.
Wenn du dich für die Öl-Maltechnik begeisterst, dann führst du die Skizze mit stark verdünnter Farbe aus. Das Terpentin riecht sehr nach Harz, ist aber nicht gesundheitsschädlich. Das gilt übrigens für alle im Handel erhältlichen Farben oder Pigmente.
Mit Ölfarbe auf Leinwand malen
Wenn du Bäume oder Gegenstände malst, kannst du die Silhouetten deiner Motive in einem Gemisch aus Terpentin und Schwarz aufbringen. Es sieht dann erst einmal wie ein Schwarz-Weiß Foto aus. Am nächsten Tag kannst du nun die farbliche Gestaltung beginnen.
In der Ölmalerei musst du immer wieder Trockenzeiten einplanen. Sonst vermischt sich die untere Farbschicht mit der oberen und die Farben verlieren an Brillanz. Deshalb ist Ölmalerei eher etwas für den geduldigen Maler. Je mehr Schichten dann übereinander liegen, umso mehr entsteht eine geheimnisvolle Tiefe in deinem Bild. Ein Effekt, den man mit keiner anderen Technik so erzielen kann. Deine Geduld wird also belohnt werden. Außerdem erhalten die Farben eine hohe Dichte, sie beginnen zu leuchten und zu leben.
Acrylfarbe auf Leinwand
Bist du eher der Künstler, der im kreativen Rausch große, abstrakte Gemälde erschaffen möchte? Dann solltest du mit Acrylfarben arbeiten. Die Leinwand muss hierfür sehr straff gespannt sein. Du benötigst eine stabile Staffelei, die nicht gleich umkippt, wenn du mit einer Spachtel die Strukturpaste aufträgst.
Der Malgrund selbst ist sehr robust und hält deine schöpferisch wirkenden Kräfte gern aus. Bei diesen Gemälden kannst du den Rand des Spannrahmens mit bemalen. Dann brauchst du keinen Rahmen. Nur einen Bilderaufhänger solltest du mittig auf der Rückseite montieren, damit das Bild später gerade an der Wand hängt.
Gouache auf Leinwand
Für das Malen mit Gouache brauchst du keine all zu steile Aufrichtung der Leinwand anstreben, sonst läuft dir die Farbe runter. Eine schräg gestellte Arbeitsplatte ist ausreichend. Auch hier immer ausreichend Lappen bereithalten, oder einen Malerkittel anziehen. Sonst hast du mehr mit Waschen deiner Kleidung zu tun als mit dem Malen!
Weitere Tipps
Noch ein Tipp: Den Spannrahmen immer schön am Rand anfasse! Sonst gibt es Dellen in der Leinwand, die du kaum wieder herausbekommst. Solche Vertiefungen musst du mit Farbe schrittweise auffüllen und verspachteln. Diese Arbeit lässt sich durch sorgsamen Umgang mit den Bildern vermeiden. Man soll fertige Bilder auch nicht auf der Bildfläche berühren. Ölbilder kannst du nach etwa einem halben Jahr mit einer Firnisschicht versiegeln. Das macht Spaß, denn du bringst die Farben richtig zum Leuchten.
Auf Leinwand malen – egal in welcher Technik du dein erstes Bild geschaffen hast, dieser leicht federnde Untergrund mit der Struktur des Stoffes wird dich nicht mehr loslassen. Fahre vor dem Malen einfach mal drüber. Spürst du diese Rauigkeit, die nach Pinsel und Farbe verlangt?
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