Architektur

Stile der modernen Architektur: 10 Stile mit Beispielen

Moderne Architekturstile Titelbild

Die Moderne könnte man als einen der optimistischsten Ansätze in der Architekturgeschichte bezeichnen, der sich aus Vorstellungen von Utopie, Innovation und einer grundlegenden Neukonzeption der menschlichen Lebensweise zusammensetzt. In dieser Übersicht findest du 10 moderne Architekturstile, die das frühe und mittlere 20. Jahrhundert geprägt haben. Pro Stil findest du jeweils mindestens ein Beispiel, das zeigt, wie die zugrundeliegende Theorie in der Praxis umgesetzt wurde.

Moderne Architekturstile im frühen 20. Jhdt.

Bauhaus

Bauhaus Dessau

Das staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius gegründet. Ein wichtiges Ziel der Dozenten am Bauhaus war es, gutes Design für jedermann zugänglich machen. Aus diesem Grund etablierte das Bauhaus moderne Standards für bildende Kunst, Möbel, Grafikdesign, Typografie und mehr, bis es durch das politische Klima in Deutschland vorübergehend sein Ende fand.

Das Dessauer Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius ist ein großartiges Beispiel für die architektonischen Prinzipien des Bauhauses.

Expressionismus

Goetheanum in Dornach near Basel, Foto Taxiarchos228Goetheanum in Dornach nahe Basel | Foto Taxiarchos228 / Wikipedia

Der Expressionismus in der Architektur geht dem Internationalen Stil voraus, so dass expressionistische Arbeiten zu den frühesten Beispielen dessen gehören, was wir heute als moderne Architektur bezeichnen. Er bezieht sich typischerweise auf die avantgardistischen Arbeiten europäischer Künstler und Architekten von 1905 bis in die 1930er Jahre.

Viele der Kernideen anderer Strömungen der Moderne finden sich in diesem Stil wieder, einschließlich der Suche nach neuen Formen, der Einbeziehung neuer Materialien des Industriezeitalters und einer Verbindung zu den eigenartigen Formen der Natur.

Die Architektur des Expressionismus gibt einen Einblick in die sozialen und politischen Schwierigkeiten der damaligen Zeit. Viele Werke sind nur als Papierentwürfe erhalten, da es aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem Ersten Weltkrieg wenig Gelegenheit zum Bauen gab.  

Eine entscheidende Besonderheit ist, dass einige Ideen der Moderne nach Logik streben, während viele Expressionisten die Architektur als Kunstwerk betrachteten.

De Stijl

Rietveld Schröder HausRietveld Schröder Haus | Foto: Wikipedia / User: Husky / CC BY 3.0

Eines der auffälligsten Merkmale der niederländischen De Stijl Bewegung ist die Verwendung der Farben Rot, Blau und Gelb. Selbst diejenigen, die nicht viel über De Stijl-Architektur wissen, können wahrscheinlich eine Ähnlichkeit zu Gemälden von Piet Mondrian erkennen. Da die Architekten die Ideen auf ihre reinen oder wichtigsten Bestandteile vereinfachten, ist es logisch, dass sie eine Farbpalette mit den drei Primärfarben verwendeten.

Abgesehen von der klaren Verwendung von Farbe, bleiben andere Merkmale von De Stijl meist konsistent mit anderen Ausprägungen der Moderne. Das berühmteste Beispiel für De Stijl-Architektur ist wahrscheinlich das Rietveld-Schröder-Haus, das manchmal als das einzige Gebäude angeführt wird, bei dem jedes Bauteil seinen Prinzipien entspricht.

Konstruktivismus

Tatlin-Turm

Tatlin-Turm

Der Konstruktivismus ist eine Strömung der Moderne, die in der Sowjetunion zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg entstand. Wie fast alle Stile in dieser Übersicht wird er von einer künstlerischen Bewegung begleitet, die ähnliche Werte vertrat. An den Entwürfen kann man erkennen, dass die konstruktivistische Architektur stark vom Kommunismus und den Möglichkeiten neuer Bautechnologien und struktureller Gestaltung beeinflusst war.

Obwohl konstruktivistische Gebäude durchaus existieren, handelt es sich bei den meisten Bauwerken um eine Mischung aus Skulptur und Gebäude. Das wohl berühmteste Beispiel für den Konstruktivismus ist der Tatlin-Turm, der allerdings nie realisiert wurde. Es handelte sich um ein Denkmahl aus Eisen, Glas und Stahl wäre über 400 Meter hoch gewesen.


Moderne Architekturstile in der Mitte des 20. Jhdt.

Funktionalismus

Arne Jacobsen, Bellavista, 1934

Arne Jacobsen, Bellavista, 1934

Der Funktionalismus basiert auf dem Prinzip, dass das Design eines Gebäudes dessen Zweck und Funktion widerspiegeln sollte. Der Stil entstand nach dem Ersten Weltkrieg und wird mit Ideen des Sozialismus und des modernen Humanismus in Verbindung gebracht.

Mit der Entwicklung des Stils in den 1930er Jahren, insbesondere in Deutschland, Polen, der UdSSR, den Niederlanden und der Tschechoslowakei, wurde die zentrale Idee "Form folgt Funktion" mit der Idee der Verwendung von Architektur als Mittel zur Schaffung eines besseren Lebens für die Bürger durchdrungen. 

Minimalismus

Moderne Architekturstile Barcelona

Barcelona Pavilion | Foto: Ashley Pomeroy / Wikipedia

Der Minimalismus entwickelte sich aus der De Stijl- und Bauhaus-Bewegung der 1920er Jahre und betonte die Verwendung einfacher Designelemente ohne Verzierungen oder Dekoration.

Der von Architekten wie Mies van der Rohe propagierte Stil schlägt die Reduzierung eines Designs auf das Wesentliche vor, um dessen wahre Natur zu enthüllen.

Zu den Merkmalen des Stils gehören reine geometrische Formen, schlichte Materialien, Wiederholungen und klare Linien.

Moderne Architekturstile: Internationaler Stil

Le Corbusier, Villa Savoye, Poissy, France, Foto: Valueyou : Wikipedia : CC BY-SA 3.0

Le Corbusier, Villa Savoye, Poissy, France | Foto: Valueyou / Wikipedia : CC BY-SA 3.0

Der Internationale Stil ist wohl die bekannteste Variante der modernen Architektur. Tatsächlich werden die Begriffe der Moderne und Internationaler Stil oft synonym verwendet.

Der Erste Weltkrieg inspirierte die Architekten dazu, sich die Welt um sie herum neu vorzustellen, was Architekten in Holland, Frankreich und Deutschland dazu veranlasste, Designs zu entwerfen, die rein auf Logik basieren. Diese Entscheidung ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass viele Gebäude der damaligen Zeit mit irrelevanten geschichtlichen Bezügen geschmückt waren. Außerdem gab es ein Bedürfnis nach schnell produzierten Gebäuden und den damit einhergehenden Materialinnovationen.

Diese Ideen und das Streben nach Logik sollten später die Strömungen der Moderne auf der ganzen Welt beeinflussen. Es wurden mehrere Manifeste verfasst, um die Regeln dieses globalen und vollkommen rationalen Stils zu definieren.

Einige bemerkenswerte Architekten des Internationalen Stils sind Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe, Richard Neutra und Philip Johnson - letzterer definierte den Begriff erstmals zusammen mit Henry Russell Hitchcock für eine MoMA-Ausstellung.

Mid-Century Modern

Stahl House in Los Angeles

Stahl House in Los Angeles, Entwurf von Pierre Koenig

Der Mid-Century-Modern wird oft als die amerikanische Reaktion auf den Internationalen Stil angesehen. Tatsächlich waren einige der berühmten Architekten des Mid Century Modern, darunter Ludwig Mies van der Rohe, auch Architekten des Internationalen Stils oder des Bauhauses, nachdem sie aus Europa nach Amerika kamen. Obwohl die ursprünglichen Entwürfe in den 1930er bis 1960er Jahren entstanden sind, sind Möbel und bestimmte Designelemente auch heute noch beliebt.

Ähnlich wie der Internationale Stil strebten Architekten im Stile des Mid-Century-Modern eine rationale Zukunft an, die den Raum - insbesondere das Zuhause - neu interpretierte. Elemente wie überlappende und sich verschiebende Flächen mit klaren Linien, Transparenz und Glas, die den Benutzer mit der Natur verbinden, und experimentelle Farben sind allesamt kennzeichnend für diesen Stil. Die Farbe wird in der Regel sorgfältig mit einer ansonsten einfachen Komposition aus naturnahen Materialien kombiniert.

Einige bemerkenswerte Architekten dieser Zeit sind Ludwig Mies van der Rohe, Eileen Gray, Richard Neutra, Charles und Ray Eames, Luis Barragán und Oscar Niemeyer.

Metabolismus

Nakagin Capsule Tower in Tokyo | Foto: Kakidai / Wikipedia CC BY-SA 4.0

Moderne Architekturstile beschränken sich nicht nur auf den Westen. Der Metabolismus war eine japanische Ausprägung der Moderne.

Vertreter des Metabolismus glaubten, dass Architektur und Städte als Ganzes als lebende, flexible und miteinander integrierte Systeme entworfen werden sollten. Der Wunsch nach dieser Art von Flexibilität ist logisch, wenn man bedenkt, dass japanische Stadtplaner und Architekten in den 1960er Jahren beobachteten, wie drastisch die Städte für eine wachsende Nachkriegsbevölkerung expandierten. 

Die Bauformen des Metabolismus neigen dazu, diese organischen Formen zu verkörpern und sind oft modular aufgebaut, so dass sie sich für zukünftiges Wachstum eignen.

Nakagins "Capsule Tower" ist eines der bekanntesten Beispiele für metabolistische Strukturen.

Brutalismus

The Royal National Theatre in London

The Royal National Theatre in London

Brutalismus kommt von dem französischen Begriff "Beton brut" oder roher Beton. Brutalistische Gebäude sind bekannt für ihre großzügige Verwendung von Sichtbeton mit Elementen aus Stahl, Glas oder anderen Trägerwerkstoffen. Der Brutalismus ist eine Auseinandersetzung der räumlichen Problematik der Nachkriegszeit.

Der Brutalismus wurde gerne für soziale Wohnbauprojekte verwendet, da er durch seinen Minimalismus und Funktionalismus eine wirtschaftliche Option darstellte. Der Brutalismus wird manchmal als umstrittener Architekturstil angesehen, da die Menschen das Fehlen von Dekoration als seelenlos empfinden können.

Obwohl der Brutalismus nach seiner Blütezeit in den 1950er und 1960er Jahren gelegentlich wieder in Mode kommt und die rohen Prinzipien auf andere Formen des Designs (z.B. Web-Design) übertragen werden.


Stile nach der Moderne in der Architektur

Wie der Name schon vermuten lässt, vertritt die postmoderne Architektur fast keine der Ideologien der Moderne.

Architekten, die der Postmoderne zugeordnet werden können, glaubten, dass der Internationale Stil und andere moderne Architekturstile mit ihren recht starren Design-Prinzipien langweilig waren. Sie glaubten nicht, dass Gebäude in jeder Stadt gleich aussehen sollten und waren der Meinung, dass Designer sich nicht in Form, Farbe oder anderen Formen der Gestaltung beschränken sollten. 

Die Postmoderne verlor wiederum zugunsten einer Reihe von neuen Stilen an Popularität. 

Die Ästhetik, die wir heute sehen und die oft fälschlicherweise als modern bezeichnet wird, ist besser als "zeitgenössisch" zu bezeichnen.

Lenny
Der AutorLenny
Als Gründer von Daskreativeuniversum teile ich mein Fachwissen im Bereich der Kunstgeschichte und meine Erfahrungen in der zeitgenössischen Kunst mit dir.