Malerei

Besonderheiten und Beispiele der Bildgattung der Tronies in der Malerei des 17. Jahrhunderts

Tronies Kunst

Die niederländische und flämische Barockmalerei des 17. Jahrhunderts ist vor allem durch die Werke von Rembrandt in der Niederländischen Republik und Rubens in Flandern weltbekannt. In dieser Zeit erlebte jedoch auch die Genremalerei eine regelrechte Blütephase. Eine besonders interessante Bildgattung innerhalb der Genremalerei sind die sogenannten Tronies.

Was ist ein Tronie?

Der Begriff tronie (auch: tronje) bedeutete im Niederländischen des 17. Jahrhunderts so viel wie "Kopf" oder "Gesicht". Der Begriff bezieht sich auf Bilder einer Gattung, die eine anonyme Person zeigen, manchmal mit einem übertriebenen Ausdruck oder extravaganter Kleidung.

 
 

Hinweis: Im Grunde handelt es sich bei Tronies um Charakterstudien einer idealisierten Version eines Gesichts oder einer Figur, die die Fantasie der Künstler angeregt haben.

Der Unterschied zwischen einem Portaits und Tronies besteht darin, dass bei einem Porträt die Dargestellte bekannt ist und das Kunstwerk in Auftrag gegeben wurde, während Tronies auf dem Kunstmarkt ohne spezifischen Auftraggeber verkauft wurden.

Tronies boten Künstlern eine einzigartige Möglichkeit, mit Gesichtsausdrücken und Lichtverhältnissen zu experimentieren. Maler hatten die Gelegenheit, ihe Fähigkeiten durch bestimmte herausfordernde Aspekte des Gemäldes, wie einen extravaganten Gesichtsausdruck oder einen aufwendig zu malenden Faltenwurf, zu verbessern oder zu demonstrieren.

Bekannte Tronies in der Malerei

Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge

Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge Bild

Jan Vermeer, Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, 1665

Die wohl berühmteste Tronie ist Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge von Jan Vermeer. Das Gemälde zeigt ein holländisches Mädchen in orientalischer Tracht mit einem Turban und einem übermäßig großen Perlenohrring.

Sie wird manchmal als Mona Lisa des Nordens bezeichnet, weil der geheimnisvolle Blick in ihren Augen ihren Ausdruck unerkennbar macht, ähnlich wie Leonardos Meisterwerk.

Das Gemälde inspirierte einen Roman, der wiederum zu einem Film und einem Theaterstück führte. 

Vermeer zeigt seine Meisterschaft im Umgang mit Licht, was sich in der Weichheit der Gesichtszüge des Mädchens, dem Glanz der Perle und dem flackernden Licht auf den geteilten Lippen zeigt. Hier findest du weitere Informationen über das Gemälde.

 
 

Hinweis: Das Gemälde inspirierte einen Roman, der wiederum zu einem Film und einem Theaterstück führte.

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Mädchen mit rotem Hut

Jan Vermeer, Mädchen mit rotem Hut, circa 1665-1667

Jan Vermeer, Mädchen mit rotem Hut, circa 1665-1667

Ein Mädchen mit einem üppigen roten Hut lehnt sich an einen Stuhl und blickt dem Betrachter ganz direkt entgegen. Es ist eines der kleinstformatigen Werke von Vermeer.

Das üppige Rot des Hutes des Mädchens zusammen mit dem satten Blau ihrer Kleidung sind die auffälligsten Merkmale des Gemäldes, die ein Gefühl von Wärme ausstrahlen.

Das Licht umhüllt ihr Gesicht und bringt die Perlenohrringe, die sie trägt, zum Glänzen. 

Frans Hals, Lachender Junge

Frans Hals, Lachender Junge, circa 1620-1625

Frans Hals, Lachender Junge, circa 1620-1625

Ein kleiner Junge bricht in ein heiteres Lachen aus. Er hat außerhalb des Gemäldes etwas gesehen, das seine Laune beflügelt hat. 

Frans Hals ist es gelungen, den impulsiven Ausdruck des Jungen einzufangen, den wir in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts nur selten sehen. Der Künstler malte den Jungen in seiner unverwechselbaren Alla Prima Malerei, was zur heiteren Atmosphäre des Werkes beiträgt.

In Anbetracht der Spontaneität des Themas und der Ausführung ist es kein Wunder, dass die Impressionisten des 19. Jahrhunderts Frans Hals als eine wichtige Quelle der Inspiration betrachteten.

Rembrandt, Büste eines alten Mannes mit Turban, 1627-28

Rembrandt, Büste eines alten Mannes mit Turban, 1627-28

Rembrandt, Büste eines alten Mannes mit Turban, 1627-28

Dies ist eine der frühesten Tronies Rembrandts. Es handelt sich um eine Studie zur Lichtgestaltung und eine Möglichkeit für den Künstler, mit Lichteffekten zu experimentieren. Hier kommt das Licht aus dem Hintergrund und wirft einen starken Schatten auf die Hälfte des Gesichts des Mannes. Der Übergang von Licht und Schatten ist meisterhaft ausgeführt. Starke Kontraste formen das Gesicht der Figur, während seine Linien und Falten das Licht einfangen. Der alte Mann trägt einen kunstvollen Turban mit funkelnder Goldstickerei, während der rote Edelstein an der Spange den Schattenbereich aufhellt.

Adriaen Brouwer, Junge, eine Grimasse schneidend

Adriaen Brouwer, Junge, eine Grimasse schneidend, zwischen 1632 und 1635

Adriaen Brouwer, Junge, eine Grimasse schneidend, zwischen 1632 und 1635

Ein junger Mann schaut den Betrachter an und zeigt ihm eine spöttische Geste. Der Junge wird unfein und ungehobelt dargestellt. Ein Stereotyp, den die Stadtbewohner des 17. Jahrhunderts häufig für die Darstellung von Einwohnern ländlicher Regionen verwendeten.

Der Maler stellt das Verhalten der Bauern als warnende Haltung über ihr moralisches Empfinden dar, um die Stadtbevölkerung über richtiges Verhalten zu belehren. Es ist ihm jedoch gelungen, einen sehr realen und sehr schockierenden, wenn auch etwas komischen Ausdruck einzufangen.

Der Malstil mit kleinen, dynamischen Pinselstrichen erinnert an die Malweise von Frans Hals.

Wieso die Gattung der Tronies so aufschlussreich ist

Tronies sind eine wirklich faszinierende Gattung von Gemälden. Durch sie lässt sich die Kreativität und die Fantasie der Künstler ungebremst wahrnehmen, da sie nicht an die Vorgaben eines Auftraggebers und eines bestimmten Modells gebunden sind .

Es ist faszinierend, dass die Tronies zwar nicht identifizierbare Personen darstellen, häufig aber viel mehr Emotionen vermitteln als die fein ausgearbeiteten Werke derselben Künstler.